Wir haben das VanMoof 3 bereits vorgestellt, nun haben wir auch ein Testfahrrad ausgiebig gefahren. Und das Ergebnis hat uns nicht enttäuscht. Das VanMoof ist ein Rad für ein großstädtisches Publikum, das großen Wert auf ein individuelles Design legt und für alle, denen die Funktionalität einer tollen App eine Voraussetzung ist, um Freude an einem Produkt zu haben.
Rad überzeugt mit Design
Das Design überzeugt beim echten Rad genauso wie auf den Bildern. Dominantes Element ist das Oberrohr mit den integrierten Scheinwerfern. Absoluter Hingucker für den Fahrer ist das Mosaik aus kleinen LEDs, die hier im Rohr das Display bilden. Im Aussehen bleiben sich die Räder treu, von Weitem dürfte man kaum eine Generation von der anderen unterscheiden können. Aus der Nähe sieht das ganz anders aus. Die dritte Generation ist im Detail weit durchgearbeiteter als die Vorgänger. Das Herz geht einem schon beim Lenker über. So einen cleanen Lenker gibt es sonst nirgends: Das ist ganz großes Tennis. Wenn man denn auf solche Designfinessen steht. Außerdem kann ein Laie nicht erkennen, dass ein E-Motor mitarbeitet. Der Akku ist unsichtbar im Rahmen verbaut und der Motor kaum größer als ein Nabendynamo.
VanMoof S3 - Designklassiker mit unsichtbarem E-Antrieb

Bequemes Fahrerlebnis
Das besondere Kunststück des VanMoof ist nicht das Design allein. Das sieht aus, als hätte es einen Platz im New Yorker Met verdient. Doch unter der avantgardistischen Gestalt verbirgt sich ein sehr bequemes, schon fast gemütliches Alltagsrad. Es ist also nicht wie bei den berüchtigten Designerstühlen, die toll aussehen, einem aber nichts als Rückenschmerzen bescheren.
Das VanMoof sieht weit sportlicher aus, als es sich fährt. Der Lenker neigt sich zurück, die Haltung ist auch mit 183 Zentimetern fast aufrecht. Mit dem Rad werden zudem zwei Spacer geliefert, um den Lenker weiter anzuheben. Anders als bei den vorhergehenden Generationen wurden nun hydraulische Scheibenbremsen verbaut. Von der Bremsleistung her betrachtet, ist das nicht nötig. Aber Druckpunkt und Feedback fühlen sich bei hydraulischen Bremsen weit eleganter aus. Ganz neu ist auch eine Viergang-Automatik. Durch sie fährt man leichter an und muss sich auch bei der Höchstgeschwindigkeit nicht abstrampeln. Die Schaltpunkte werden in der App festgelegt.
Das VanMoof wird wie zuvor von einem einfachen, aber unauffälligen Nabenmotor im Vorderrad angetrieben. Dieser Motor läuft nur in einem Leistungsprofil und verfügt nicht über das Drehmoment, das viele Mittelmotoren bereitstellen. Die Firma gibt zwar 65 Newtonmeter Drehmoment an, aber das ist – wenn überhaupt - ein Laborwert.
Kopf bringt Power
Wichtigste Zubehör ist der kleine Power-Knopf am Lenker. Wird er gedrückt, gibt das Motörchen einen Moment lang richtig Stoff. Man beschleunigt dann ganz mühelos und kann auch kleine Steigungen flott erklimmen. Mit dem Knöpfchen fährt es sich ziemlich cool. Der temporäre Leistungsboost ist gesetzeskonform, ein anderes Feature ist es weniger: In der App kann man einfach den US-Modus eingeben, dann wird das Pedelec erst bei 32 km/h und nicht bei 25 km/h abgeregelt. Nutzen darf man das Tuning ab Werk natürlich nicht.
Die Haltung auf dem Rad ist bequem. Bei einem eigenen Rad würden wir, bei 183 Zentimeter Größe, die Spacer zumindest ausprobieren, um noch aufrechter zu fahren. In der Bewegung zeigt das VanMoof gute holländische Alltagsqualitäten. Lenker und Vorbau sind für einen ruhigen Geradeauslauf ausgelegt. Die entspannte Haltung auf dem Rad bedeutet aber auch, dieser Rahmen ist nicht für rasante Sprints durch Muskelkraft ausgelegt. Ruhiges Cruisen ist angesagt, dank E-Motor allerdings mit gutem Tempo. Schnelle und kontrollierte Lenkmanöver wie auf technischen Trails sind auch nicht die Sache des Rades. Einen gelegentlichen Abstecher auf einen Park oder Feldweg kann man immer einplanen. Auch ohne Federung sind die breiten Reifen ausreichend bequem, solange der Boden eben ist. Der integrierte Frontscheinwerfer leuchtet die Fahrbahn besser aus, als angenommen. Angetrieben wird das Rad mit einer Kette, die wird allerdings von einer Schutzführung umhüllt. Sie nimmt dadurch wenig Dreck auf und verschmutzt auch die Hosenbeine nicht. Der "unsichtbare" Akku hat eine Kapazität von 504 Wh, das entspricht der Standardgröße von Bosch. Damit sollte man über 60 Kilometer weit kommen.
Nichts für die Berge
Im städtischen Milieu und auch auf mittellangen Touren macht man eine prima Figur mit dem Rad. Eines geht allerdings nicht und das sind Steigungen. Das VanMoof kann nur mittelprächtige Anstiege bewältigen. Und das gilt sowohl für Prozente wie auch für die Länge des Anstieges. Bei einer Brücke hilft der Boost weiter, aber der zusätzliche Kraftstoß steht nur kurze Zeit zur Verfügung, schon am Elbhang verlässt einen die zusätzliche Kraft. In gebirgiger oder auch nur deutlich hügeliger Landschaft kann man das Rad nicht nutzen. In der Stadt sollte man bedenken, dass der Akku zum Laden nicht entnommen werden kann. Das Rad muss neben einer Steckdose geparkt werden.
Sehr guter Preis
Die dritte Generation des VanMoof ist ein Top-Angebot für alle, die ein Designrad lieben und es vorwiegend im urbanen Raum nutzen. Im Flachland fallen die erwähnten Einschränkungen nicht auf. Die Möglichkeit einen Boost per Knopfdruck auszulösen, führt im Gegenteil dazu, dass das Rad sich im Anzug sehr flott anfühlt. Dazu beträgt der Einführungspreis keine 2000 Euro. Angesicht des kleinen Kunstwerks ist das verdammt günstig – zumal nun hydraulische Bremsen und eine Viergang-Automatik verbaut sind. Der Motor ist zugegeben nicht der stärkste, aber er ist auch nicht merklich schlapper als die Einstiegsmotoren von Bosch. In seiner Art ist das Rad ziemlich perfekt, das einzige, was man sich für die Zukunft noch wünschen könnte, wäre der Austausch der Kette gegen einen Riemen. Das VanMoof wird in zwei Varianten angeboten. Der von uns gefahrene große S3 Rahmen ist ein Rad für elegantes Dahingleiten. Für kleinere Fahrer und wenn hauptsächlich kürzere Strecken in der City zurückgelegt werden, passt das kompakte X3 Modell besser.
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