In den letzten Jahren sah es auf den Automobilmessen so aus, als wäre das Thema Elektro schon tot, bevor es im großen Maßstab auf die Straßen kommt. Nur vereinzelt gab es Neuheiten, der große Auftritt auf den Ständen war den Verbrennern vorbehalten. Das ist in Paris vorbei. Ganz vorn auf der Elektro-Welle reitet Volkswagen. Wohl nicht zuletzt, weil der Betrug der Wolfsburger den Dieselmotor für die Märkte in Amerika und Asien dauerhaft verbrannt hat.
In Paris steht nun der Elektro-Golf - allerdings als Studie -, bis zur Serienreife soll es noch mal bis 2020 dauern. Da ist VW natürlich deutlich langsamer als BMW mit dem i3. Man kann aber auch sagen, damit liegt VW dann knapp hinter der Auslieferung des Tesla Model 3.
Nicht teurer als ein Benziner
Der I.D. soll nun der Volks-Elektro-Wagen werden. 4,10 Meter lang wird die verstromte Version des normalen Golfs sein. Es ist keine nachträglich elektrifizierte Variante, aber auch keine komplett eigenständige Produktionslinie. VW spricht von einer elektrischen Parallellinie zum VW Golf. Das soll die Entwicklungs- und Produktionskosten begrenzen. Gedacht ist an einen Preis von 30.000 Euro. Das hört sich nach viel an, doch damit wäre der I.D. nicht teurer als ein vergleichbar ausgestatteter Golf mit Verbrennungsmotor. Angesichts der Ersparnis durch das Tanken von Strom plus Staatssubventionen würde man im E-Golf sogar billiger fahren.
Leistungsdaten wie ein normaler Golf
170 PS, eine Beschleunigung von 0 auf Tempo 100 in acht Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h versprechen Eckdaten wie bei einem Benziner. Die reduzierte Höchstgeschwindigkeit fällt außerhalb Deutschlands nicht ins Gewicht. Vor allem aber verspricht VW eine Reichweite von 400 bis 800 Kilometern. Am Schnellladesystem soll die Batterie nach nur 30 Minuten zu 80 Prozent aufgeladen sein. Fahrzeuge, die diese Bedingungen erfüllen, dürften am Markt auch ohne horrende Subventionen bestehen können. Denn das wäre ein Fahrzeug, das für fast keinen Kunden irgendeinen Nachteil gegenüber einem Modell mit Benzin-Motor mit sich bringt.
Mehr Innenraum bei kompakter Größe
Das Design nutzt die Vorteile des Elektroantriebs. Der VW I.D. hat einen langen Radstand von 2,75 Metern mit kurzen Überhängen und erreicht einen Wendekreis von unter zehn Metern. Der Platz unter der Motorhaube wird eben nicht mehr für den Motorblock mit Nebenaggregaten, Kühler, Kupplung und Getriebe benötigt. Entsprechend mehr Raum bleibt für die Passagiere. VW-Chefdesigner Klaus Bischoff schwärmt: "Der Elektroantrieb schafft für Designer deutlich größere Freiräume. Wir minimieren die Kühlöffnungen, rücken die Achsen weit nach außen und generieren atemberaubende Proportionen. Der I.D. zeigt es. Eine Ikone der Zukunft."
Klares Versprechen an die Kunden
Das muss sich noch zeigen, aber zu erkennen ist, dass der I.D. wie ein normaler Golf mit dezenten futurischen Elementen auftritt und nicht als hochbeiniges Wägelchen wie der i3 daherkommt. Mit der Studie stellt VW noch weitere Features vor. Einen autonomen Modus etwa, bei dem sich der Innenraum in eine Lounge ohne Lenkrad verwandelt. Das sieht nach nettem Messe-Klimbim aus.
Entscheidend ist, dass der enttäuschte Kunde Volkswagen in einem Punkt beim Wort nehmen kann: Im Jahr 2020 gibt es einen top ausgestatteten Elektro-Golf ohne nervige Verzichtsmomente mit 400 Kilometern Reichweite für 30.000 Euro Listenpreis.
Ja, VW: Die Wette gilt.