Mini Cooper S - Peugeot 207 RC Lifestyle-Brenner gegen Schnäppchen-Piraten

  • von Michael Specht
Kaum zu glauben: Der eine ist Engländer, der andere Franzose. Und unter beiden Hauben schlägt ein deutsches Herz. Gleich sind sie deswegen noch lange nicht. Im Gegenteil.

Nichts ist unmöglich in der Autobranche. Im Jeep nagelt ein Diesel von VW, im neuen Smart werkelt ein Dreizylinder von Mitsubishi. Wir haben uns daran gewöhnt, dass unter den Hauben verschiedener Autos oft die gleichen Motoren stecken. Wer aber hätte jemals gedacht, dass ein englischer und französischer Kleinwagen mit einem deutschen Motor fahren? Herzverwandt sind in diesem Falle der Mini und der Peugeot 207, jeweils in ihrer stärksten Form.

Entwickelt hat den modernen Vierzylinder BMW. Alles, was mit Produktions- und Fertigungstechnik zu tun hat, übernahm der PSA-Konzern. Zum Vorteil beider. Denn einer hätte ohne den anderen niemals solch ein technisch aufwändiges Triebwerk zu rentablen Kosten bauen können. Der 1,6-Liter-Vierzylinder-Direkteinspritzer mit Turboaufladung und variabler Nockenwellenverstellung ist komplett aus Aluminium, mobilisiert 175 PS und gilt, bezogen auf die Leistung, als der zurzeit sparsamste Motor seiner Klasse.

Macht müden Mini munter

Besonders der Mini Cooper S hatte solch eine potente Maschine auch dringend nötig. Beklagten sich dessen Besitzer doch häufig über den müden und trinkfreudigen Gusseisen-Vorgänger von Chrysler. Unter zehn Liter war der praktisch nicht zu fahren. Das neue BMW-Aggregat macht den Cooper S fast schon zu einem Öko-Sportwagen. Sieben Liter Verbrauch sind ein gewaltiger Sprung nach unten. Und 240 Nm Drehmoment ein kräftiger Satz nach oben. Sie liegen bereits ab 1600 Umdrehungen an, verharren auf dem Niveau bis knapp 5000/min. Die Drehmomentkurve gleicht dem Kapstädter Tafelberg. Für den Alltag heißt das: satten Durchzug aus allen Lebenslagen. In dieser Disziplin schenken sich Mini und Peugeots nichts, bereiten jede Menge Fahrspaß. Obwohl der 207 noch mit fünf Gängen auskommen muss. Ein Sechsganggetriebe, wie es der Mini hat, lohnt für die geringe Stückzahl des RC nicht, meint Peugeot. Aber sechs Gänge würden für die Autobahn durchaus lohnen. Der sechste senkt die Drehzahl, das Geräuschniveau und den Spritverbrauch.

Die Kirsche auf der Sahne bildet beim Mini natürlich sein unvergleichliches Go-Kart-Gefühl. Kein Kleinwagen hat eine direktere Lenkung und geht knackiger ums Eck. Leere Landstraßen mit flüssiger Kurvenfolge machen geradezu süchtig. Diesen Fahrspaß bieten manch andere, doppelt so teure Sportwagen nicht. Obgleich auch der Peugeot ein Kurvenräuber erster Güte ist, kommt er an den Mini nicht ganz heran. Beide erkaufen sich die gute Straßenlage glücklicherweise nicht durch harte Fahrwerke. So kann Mutti sonntags auch mal mit zum Kaffee genommen werden, ohne dass sie denkt: Wen hab ich da bloß groß gezogen?

Kein Spoiler-Barock

Sie wird auch nicht merken, dass sie im sportlichsten Topmodell sitzt. Peugeot verzichtete – wie angenehm – auf Anabolika-Anbauten. Lediglich auf den Dachspoiler wollte man nicht verzichten. Er soll mit 25 Kilo auf die Hinterachse drücken – bei 200 km/h. Innen fallen die ausgeprägten Leder-Alcantara-Schalensitze auf, die gut zum gesamten Ambiente passen. Ein dickes Lederlenkrad, ein Metallschaltknauf und klassische Rundinstrumente, eingefasst in Chrom runden die Sache ab. Im Mini geht so ein konventionelles Cockpit schon aus Heritage-Gründen nicht. Da muss das Instrument in der Mitte sitzen. Aber ging das Ding nicht etwas kleiner als eine Bahnhofsuhr? Da kann der Hintermann durch die Heckscheibe ablesen, wie schnell man unterwegs ist.

Entscheidung im Preiskampf

Premium-Charakter zeigt der Mini bei der Gestaltung des Innenraumes. Der Kunde kann sich wie in der Ober- und Luxusklasse dutzenden von Möglichkeiten vom Buffet picken, unter anderem Lederfarbe, Deko-Elemente, Klavierlack oder Metall-Optik, Innenraumlicht. Individualisierung pur. Beim Peugeot muss gegessen werden, was auf den Tisch kommt. Doch nicht nur das macht den Erfolg des Mini aus. Auch sein Design und seine bald 50-jährige Historie helfen enorm, das BMW mehr als zehn Mal so viel Cooper S verkauft als Peugeot vom 207 RC. Der Mini hat Kultstatus. Zusätzlich verstanden es die Bayern perfekt, die Marke zum Lifestyle-Produkt werden zu lassen. Mit dem Mini symbolisiert der Fahrer seine Lebenseinstellung. Und ist dafür auch gern bereit, mehr zu bezahlen. 30.000 Euro sind keine Seltenheit für den Cooper S, auch wenn er mit 21.600 in der Liste steht. Selbst der Antischleuderschutz ESP muss extra bezahlt werden.

Eine Politik, die sich Peugeot nicht erlauben kann. Der 207 RC ist komplett ausgestattet, für 20.900 Euro. Ihn betrachtet die Firma zwar als Imageträger für die Baureihe, aber draußen auf der Straße kommt dies nicht so rüber. Das Auto ist halt nur der stärkste 207. Nicht mehr, nicht weniger.

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