Peugeot 407 Charakter-Schnauze

Bloß kein Biedermann: Gegen die gepflegte Langeweile der Mittelklasse bekam der neue Peugeot 407 ein Sportwagengesicht verpasst.

Bloß kein Biedermann: Gegen die gepflegte Langeweile der Mittelklasse bekam der neue Peugeot 407 ein Sportwagengesicht verpasst

Kaum zu glauben, dass die zwei Ansichten zu ein und dem selben Modell gehören. Sieht aus, als sei da zufällig etwas verschmolzen, das nicht zusammengehört. Vorn und hinten sind beim Peugeot 407 nämlich wie Tag und Nacht. Hier aggressiv, da normal, fast schon bieder. Das kann Frédéric Saint-Geours, Boss der Firma, natürlich nicht so stehen lassen: "Das macht unseren Erfolg aus, wie schon beim 206 und 307", sagt er. "Eine Front, die sehr dynamisch ist, und das Heck, das sehr solide wirkt und optisch das Gefühl von Sicherheit vermittelt." Tatsache ist: Weil klassische viertürige Limousinen als spießig gelten und deshalb immer weniger Käufer finden, haben die Designer bei Peugeot eine provokante Optik erdacht. Große Schnauze, dazu Scheinwerfer, die so riesig sind wie der Unterarm eines Schwergewichtsboxers samt Handschuh. Auf dem Weg bis zum Heck war es dann wohl so wie bei einem Kampf über zwölf Runden - da ging ihnen die Luft aus. Immerhin bietet der Peugeot seinen Fahrern die Möglichkeit, sich regelmäßig überraschen zu lassen: Wenn man ihn abwechselnd vorwärts und rückwärts in der Garage parkt, glaubt man morgens, über Nacht ein neues Auto bekommen zu haben. Wie sich der Peugeot außerhalb der Garage macht, klärt der stern-Fahrbericht.

Gas & Spass: geht so. Das Fahrwerk ist zwar straffer als das des Vorgängers 406, aber ein Sportwagen ist der Neue deshalb noch lange nicht. Im Gegenteil - er fährt sich so, wie er mit seiner wuchtigen Schnauze aussieht: frontlastig. Ein Blick in die technischen Daten bestätigt das Gefühl: Die Vorderachse trägt rund zwei Drittel des Fahrzeuggewichts, und das ist bekanntlich keine besonders gute Voraussetzung für Agilität. Das gemächliche Gleiten liegt dem 407 folglich besser, vor allem in Kombination mit einem leise knurrenden Dieselmotor. Der ist durchzugsstark und entfaltet seine Leistung gleichmäßig. Ebenfalls sehr angenehm fährt sich der 2,2-Liter-Benziner mit 158 PS. Das Spitzentriebwerk, ein Dreiliter-V6 mit 211 PS und der dazugehörenden Sechsgang-Automatik, läuft zwar geschmeidig, wird aber wegen des hohen Aufpreises von 3400 Euro nur eingeschworene Fans überzeugen.

TECHNISCHE DATEN

Motoren

Vier Benziner mit 1,8/2,0/2,2/ 3,0 Liter Hubraum: 85 kW (116 PS)/100 kW (136 PS)/116 kW (158 PS)/155 kW (211 PS); zwei Diesel mit 1,6 und 2,0 Liter Hubraum: 80 kW (109 PS) und 100 kW (136 PS)

Fahrleistung (1,8-L-Benziner)

Spitze: 200 km/h; 0-100 in 12,9 Sek.

Verbrauch

7,9/8,2/9,0/9,8 L Super; 5,5/5,9 Liter Diesel

Abmessungen und Gewicht

4,68/1,81/1,45 Meter (L/B/H); Gewicht 1475 kg; Kofferraumvolumen: 407 Liter

Preise

ab 20600 Euro (1,8-Liter Esplanade)

Gleiten & Geniessen: okay. Der 407 ist keine butterweiche Sänfte in der klassischen Machart französischer Limousinen, aber sein Komfort ist trotzdem immer noch ordentlich. Die Sitzflächen könnten allerdings länger sein, die Außenspiegel größer, und der Platz für die hinten sitzenden Passagiere ist sehr knapp bemessen. Das gilt für die Bein- wie für die Kopffreiheit. Auch der Kofferraum ist nicht gerade üppig. Gegen zufällig exakt 407 Liter Volumen hat die Konkurrenz (zum Beispiel der Toyota Avensis: 510 Liter) meist deutlich mehr zu bieten.

Drum & Dran: gut. Eine Klimaanlage ist schon in der Basisversion (1,8-Liter-Benziner mit 116 PS) für 20 600 Euro serienmäßig an Bord. Und Urlaubsreisende, die im Hochsommer in den Süden aufbrechen, werden sich über die Sonnenrollos freuen, die in den hinteren Türen und an der Heckscheibe installiert sind. Das Sicherheitspaket ist mit neun Airbags sowie ABS, dem Schleuderverhinderer ESP und Notbremsassistent komplett. Außerdem hat Peugeot einen pfiffigen Trick, um größere Leute dazu zu bringen, die Kopfstützen auf die richtige Höhe einzustellen, was oft vernachlässigt wird: Die Polster ragen etwas über die Sitzlehne hinaus und drücken deshalb bei zu niedriger Position gegen die Schultern. Bei exakter Höhe dagegen schmiegen sie sich an den Nacken, was einerseits bequem ist, andererseits erst ihre Schutzwirkung ermöglicht. Fazit: Das Gesicht des 407 ist ein echter Hingucker. Darüber hinaus bietet er wenig wirklich Neues.

Frank Warrings