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ADAC-Untersuchung Wenige Autos gut gegen Tacho-Betrug geschützt – wie man Manipulation erkennen und verhindern kann

Das Tacho eines Autos
Der ADAC warnt vor einer Tacho-Manipulation bei vielen gebrauchten Autos (Symbolbild)
© MiS / Imago Images
Dem ADAC zufolge sind lang nicht alle Autos so gut gegen Tacho-Betrug geschützt wie neuere Modelle des VW Golf und des Audi A3. Doch wie erkennt man einen manipulierten Kilometerstand vor dem Gebrauchtwagenkauf und welche Maßnahmen könnten das Problem endgültig lösen?

Die Laufleistung eines gebrauchten Autos hat großen Einfluss auf den Fahrzeugwert – und wird deshalb oftmals manipuliert. Der ADAC verweist auf Ermittlungen der Polizei, wonach bei jedem dritten Gebrauchtwagen eine Tacho-Manipulation erfolgt. Der Grund liegt auf der Hand: Betrüger könnten den Fahrzeugwert so im Durchschnitt um 3000 Euro steigern. Insgesamt wird der dadurch entstehende Schaden in Deutschland auf rund sechs Milliarden Euro geschätzt.

Denn der Tacho-Betrug ist nach wie vor einfach. "Das Drehen am Tachometer ist meist kinderleicht, geht schnell und wird ab 50 Euro angeboten", heißt es vom ADAC. Eine aktuelle Stichprobe des Automobilclubs zeigt, dass sich der Kilometerstand bei vielen aktuellen Autos "schnell und einfach" manipulieren lasse. So wurde der Kilometerstand an einem Ford Kuga, einem Opel Grandland X und einem Peugeot 208 testweise geändert. Eigentlich müssten diese Fahrzeuge vom Werk aus geschützt sein. Denn seit September 2018 schreibt die EU eine systematische Absicherung des Kilometerstands bei Neuwagen vor. Trotzdem habe sich der Kilometerstand nach wenigen Minuten auf den beliebig gefälschten Wert ändern lassen.

VW Golf und Audi A3 besser gegen Tacho-Betrug geschützt

Der VW Golf (ab 2019) und Audi A3 (ab 2020) seien hingegen besser gegen Tacho-Betrug geschützt als die Fahrzeuge vieler anderer Marken, heißt es. Recherchen des ADAC hatten zuvor ergeben, dass die bekannten Dienstleister für das Manipulieren des Tachos dieser Modelle bis heute kein Angebot machen. Und das sei so lange nach Markteinführung ungewöhnlich.

Beide Autohersteller verbauen inzwischen aber Computerchips mit HSM (Hardware Secure Module), welche die Kilometerdaten so verschlüsseln, dass sie nicht ohne Weiteres nachträglich verändert werden können. Diese Maßnahme hatte der ADAC zuvor lange gefordert. Die zunehmende Verschlüsselung erhöht demnach die Sicherheit und erschwert eine Manipulation deutlich.

Audi erklärte, eine ähnliche Technik bei den aktuellen A4- und A6-Modellen einzusetzen. Und VW kontrolliert nach eigenen Angaben Hinweise auf einen möglichen Tacho-Betrug systematisch. Diese werden dann entsprechend bearbeitet, um neue Verfälschungen zu verhindern. "Tachobetrug ist kein Kavaliersdelikt. Wir arbeiten da an einer gemeinsamen Front", sagte der Autohersteller gegenüber dem ADAC.

Zudem plant Volkswagen bei der Markteinführung neuer Modelle ab 2023, Maßnahmen gegen die Anwendung sogenannter Kilometerfilter in den Fahrzeugen umsetzen. Deren Einsatz hat zur Folge, dass lediglich ein Drittel bis die Hälfte der Kilometer gezählt wird. Dadurch wird nicht nur die Kilometeranzeige manipuliert, sondern es kann auch zu gefährlichen Situationen kommen, warnt der ADAC: die Geschwindigkeitsanzeige oder auch Assistenzsysteme können ausfallen.

ADAC empfiehlt Maßnahmen gegen Tacho-Betrug

Um Fahrzeuge zusätzlich gegen Tacho-Betrug zu schützen, empfiehlt der ADAC die Verwendung der bislang nicht umgesetzten "Connect-Technik". Hierbei sendet eine verbaute SIM-Karte regelmäßig diverse Fahrerdaten, wie auch den jeweils aktuellen Kilometerstand, an den Hersteller. Ein Großteil der Neufahrzeuge arbeitet bereits mit der Technik.

In der EU-Kommission hat es dazu Überlegungen gegeben, die Fahrerdaten regelmäßig an eine behördliche Stelle zu leiten. Der ADAC befürwortet die Überlegungen, sofern die Übermittlung der Daten für alle zur Pflicht wird und zugleich der Schutz personenbezogener Daten gewährleistet ist. Zudem müsse der Kilometerstand "bereits an der Quelle" systematisch geschützt sein, um eine Erfassung falscher Daten zu unterbinden. Und es dürften keine Mehrkosten für Verbraucher entstehen.

Wie man Manipulation erkennen kann

Wurde eine Tachomanipulation "handwerklich sauber" durchgeführt, so lässt sich diese dem ADAC zufolge oftmals nicht erkennen. Vor dem Gebrauchtwagenkauf sollte man daher besonders auf mögliche Unstimmigkeiten achten. Dabei hilft ein genauer Blick auf Reparaturrechnungen, AU- und TÜV-Berichte sowie Tankbelege. Denn dort sind Kilometerstände vermerkt, ebenso wie auf Eintragungen im Inspektionsheft und auf Ölwechsel-Anhängern.

Ein Ölwechsel ist spätestens nach 40.000 gefahrenen Kilometern fällig. Soll ein Gebrauchtwagen beispielsweise erst 100.000 Kilometer gelaufen sein, während der nächste Ölwechsel erst bei 180.000 Kilometer fällig ist, sollte man stutzig werden. Dabei ist es ratsam, Kontakt zum Vorbesitzer aufzunehmen, um eben zuvor genannte Unterlagen anzufordern.

Darüber hinaus empfiehlt der ADAC, sich nicht auf Verkäuferangaben wie "Kilometerstand laut Tacho" oder "Kilometerstand abgelesen" zu verlassen. Stattdessen sollte schriftlich in einem Vertrag die Angabe "tatsächliche Laufleistung" festgehalten werden.

Weiter empfiehlt der ADAC, einen Gebrauchtwagen-Check durchzuführen und Fehler- sowie Wartungsintervallspeicher auslesen zu lassen. Besteht der Verdacht eines Tacho-Betrugs, sollte das Produktionsdatum von Tacho und Steuergeräten in der Werkstatt ermittelt werden. Denn diese könnten bei einer Manipulation beschädigt und ausgetauscht worden sein. Außerdem sollte man vor dem Kauf auf den Pflegezustand und die Betriebsbedingungen des Vorbesitzers achten.

nk

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