Autofahren ist ein Strafe in London. Die Hälfte der Zeit stehen alle im Stau, jeder Kilometer kostet mindestens 2 Minuten Wartezeit. Wer einen Parkplatz findet, zahlt dafür bis zu 45 Euro am Tag. Wer keinen findet, zahlt einen von sechs Millionen Strafzetteln im Jahr. Und dann gibt es die Stadtmaut. Zwölf Euro kostet eine Fahrt in die City pro Tag.
In diesem Klima finanzieller Unanehmlichkeiten für Autofahrer gibt es bald Hilfe, wenn auch zunächst nur für ein paar Auserwählte. Sie kommt in Form des "Smart ed", was für Smart electric drive steht, also für einen Elektromotor (30 kW/ 41 PS). Und weil diese Version kein Abgas rauspustet, muss man dafür in London keine Parkgebühren zahlen, keine Stadtmaut noch nicht einmal Kfz-Steuer. Stattdessen werden gerade mehr als 300 Zapfsäulen gebaut, an denen es Strom dafür umsonst gibt. Auf vier Jahre ist das Pilotprojekt mit dem E-Smart angelegt. Damit soll geklärt werden, wer solch ein Auto kaufen würde. "Wir können den gleichen Fehler nicht noch einmal machen", sagt der Marketingleiter des Smart ed, Pitt Moos, und bezieht sich damit auf den Ur-Smart, der 1998 als grünes Lifestyle-Wägelchen ohne genaue Zielgruppe loszuckelte und der bis heute nicht profitabel ist.
Daimler will das kleine Auto zum Ökostar machen
Wer sich reinsetzt merkt zunächst nur an der Batterie-Ladeanzeige auf dem Amaturenbrett und am Schalthebel, dass etwas anders ist. Der E-Smart kennt nur drei Gänge: Ein, Aus und Rückwärts. Läuft das Auto, spurtet das Auto flott los und surrt wie ein Golfwägelchen. Fahrgeräusche sind kaum zu hören - lediglich die Lüftung für die Batterie schaltet sich ab und an vernehmlich ein. 30 Kunden haben sich für die Testreihe mit dem Strom-Smart angemeldet, fast ausschließlich Firmen mit eigenem Fuhrpark. Sie werden insgesamt 100 Autos für vier Jahre leasen. 600 Euro kostet das im Monat pro Auto. Eine Batterieladung soll für 115 Kilometer und für eine Spitze von 112km/h reichen.
Ob aus dem Großversuch jemals ein Elektro-Smart in Serie geht, ist noch unklar. Klar ist jedoch, dass Daimler das kleine Auto zum Ökostar machen will - ob mit Elektroantrieb oder Micro-Hybrid-Technik. Das ist die zweite Neuerung. Und die wird es von Oktober an auch zu kaufen geben. Der begriff Hybrid führt hier allerdings in die Irre. Neben dem Verbrennungsmotor sorgt nicht etwa noch ein Elektromotor für Vortrieb. Mit Micro-Hybrid ist eine Start-Stopp-Automatik gemeint, die Sprit sparen soll. Um den grünen Anspruch zu unterstreichen, wurden beide Smarts für die Probefahrt aus ihrer üblichen Stadt-Umgebung auf den Kiesparkplatz eines britischen Herrenhauses verpflanzt.
"Für was anderes braucht man das Ding doch nicht, oder?"
Das war keine gute Idee, denn bei der folgenden Überlandfahrt konnte der Sinn der Stopp-Start-Technik schwerlich klar werden. Die ist für den Stau gedacht, den es auf dem Land selten gibt. Die Automatik stellt den Motor immer dann ab, wenn das Tempo unter acht Stundenkilometer fällt - und er springt wieder an, sobald der Fuß von der Bremse genommen wird. Im städtischen Stau soll dieser Smart bis zu 13 Prozent Sprit sparen. Auf der dörflichen Einkaufsstrasse ruft er besorgte Blicke der Geländewagenfahrer hervor, die wohl denken, dass der Kleine an jeder Ampel abgewürgt wurde.
Ein Mann in jagdgrüner Regenjacke fragt nach, ob alles in Ordnung sei. Über die neue Technik aufgeklärt, wiegt er den Kopf und gibt zu, dass er auch einen Smart besitzt, altes Modell. Aus praktischen Gründen natürlich. "Zum Fußballtraining würde ich damit niemals fahren, da lachen mich alle aus.", sagt er. Dafür hat er einen RangeRover in der Garage. Die Ökotechniken beeindrucken ihn nicht. Er hat eine andere Bitte, die an die Entwickler weitergegeben werden soll. Was der Smart wirklich bräuchte sei ein dritter Sitz - um endlich Sohn und Freund zur Schule fahren zu können: "Für was anderes braucht man das Ding doch nicht, oder?"