Lange Jahre wurden Cabriofahrer von Volkswagen links liegen gelassen. Im Vergleich zum legendären Erdbeerkörbchen erreichten Beetle Cabrio und VW Eos nur den Status von Nischenfahrzeugen. Jetzt ist das Golf Cabriolet da - Wolfsburg läutet den Sommer ein.
Das neue offene Golf wird ein Bestseller, keine Frage. Das liegt am Namen, an der Geschichte und an der ausgezeichneten Basis. Denn das Golf Cabriolet ist vor allem - ein VW Golf. Der sieht zwar wie schon immer unspektakulär aus, leistet sich aber auch keine nennenswerten Schwächen.
Charme? Fehlanzeige!
Anders als beim alten Golf Cabrio stört nun auch kein Überrollbügel mehr die Linie (bei Gefahr schnellt der Kopfschutz heraus). Das Stoffdach arbeitet vollelektrisch, und alle Scheiben lassen sich komplett versenken. Die Sitze sind bequem, das Platzangebot mehr als ordentlich, und 250 Liter Laderaum reichen aus. Ohne Passagiere auf der Rückbank hilft die Durchreiche auch sperrige Lasten unterzubringen.
Armaturenbrett und Interieur wurden komplett vom "normalen" Golf übernommen. Sachlich sieht das aus, Charme versprüht es nicht. Immerhin müssen für das Cabriolet keine eigenen Schalterbatterien mehr erfunden werden, um die elektrischen Bedieneinheiten für Dach, Fenster oder Spiegel unterzubringen. Die Bastellösungen des Ahnen in Mittelkonsole und oberhalb des linken Fahrerknies sind vergessen.
Reichlich Platz, viel Komfort
Früher lag das geöffnete Dach wie ein mächtiger Rucksack auf der Hutablage und blockierte die Sicht nach hinten komplett. Beim Einparken hat es gern gescheppert. Heute hindert kein Stoffbeutel mehr den freien Blick. Wer dennoch nicht in die Lücke findet - Einparkhilfe und Rückfahrkamera stehen bereit. Das Dach geht mit knapp zehn Sekunden beeindruckend schnell auf und das bei einer Geschwindigkeit von bis zu 30 km/h. Wem es offen zu windig ist, der kann ein klappbares Windschott hinter den Vordersitzen aufbauen. Dann herrscht absolute Windstille auf den vorderen Plätzen. Ohne Schott können auf den beiden Einzelsitzen im Fond zwei erwachsene Personen bequem Platz nehmen.
Wer mit wenig Leistung zufrieden ist, kann sich mit den Einstiegsmotoren mit 105 oder 122 PS anfreunden. Eine sehr gute Wahl für den flotteren Fahrer ist der 1.4 TSI mit 160 PS. Dank des Drehmoments von 240 Nm hängt das Turbotriebwerk lässig am Gas und hat nie Probleme, den 1,5 Tonnen schweren Fronttriebler nach vorne zu treiben. Den Spurt 0 auf Tempo 100 schafft der 4,26 Meter lange Wagen in 8,4 Sekunden und auch die Höchstgeschwindigkeit von 216 km/h sollte die Kunden zufrieden stellen können. Dabei verbraucht das Golf Cabriolet 1.4 TSI auf 100 Kilometern 6,4 Liter Super. Noch lässiger präsentiert sich der Cruiser in Verbindung mit dem ausgewogenen Doppelkupplungs-Getriebe DSG.
Überzeugende Fahrkultur
Am stärksten überzeugt der Fahrkomfort. Fahr- und Abrollgeräusche sind so leise, wie sonst bei niemanden in diesem Segment.
Das alles sind Anzeichen dafür, dass das Golf Cabriolet wieder ein Bestseller wird. Nicht so charakterstark wie damals in den 80ern, aber dafür auch ohne echte Konkurrenz. Opel und Ford haben derzeit überhaupt keine Antwort parat. Alternativen kommen allenfalls von Audi mit dem A3 Cabriolet und BMW mit dem offenen 1er.
Billig war es noch nie, ein Golf Cabriolet zu fahren. Aktuell geht es mit dem 105 PS starken 1.2 TSI für 23.625 Euro los. Offiziell ist das Golf Cabrio damit 1500 Euro günstiger als das A3 Cabriolet. Kauftipp wäre das VW Golf Cabriolet 1.4 TSI mit 160 PS und Doppelkupplungsgetriebe. Mit magerer Ausstattung kostet es 27.825 Euro. Mit wenigen ausgesuchten Extras kommen 30.000 Euro zusammen.