Im Bond-Film "Casino Royale" hatte er seinen großen Auftritt. In einer heißen Verfolgungsjagd konnten Kinozuschauer zum ersten Mal einen Blick auf den neu gestylten Mondeo erhaschen. Zwar ist es Ford nicht gelungen, was einst BMW dank viel Geld glückte - nämlich das Auto als neuen Dienstwagen Bonds, mit möglichst vielen Technik-Gimmicks ausgestattet, in die Garage von "Q" zu stellen - nein, vom Steuer seines Aston Martin konnte James diesmal keiner loseisen. Aber immerhin war der Mondeo zu sehen. Und, das muss man Ford lassen, man hatte keine Minute den Eindruck, sich ob des Anblicks, dass der größte englische Kinoheld aller Zeiten in einer Filmsequenz hinter dem Steuer eines Ford sitzt, fremd schämen zu müssen.
Statt bei "Q" steht die neue Kombivariante des Mondeo, der Turnier, jetzt bei mir in der Garage. Noch beim Vorgängermodell hätte ich, auf den Wagen auf meinem Stellplatz angesprochen, eventuell behauptet, das Fahrzeug mit dem Kölner Kennzeichen gehöre Besuch von entfernten Verwandten. Oder hätte gar die quälende Parkplatzsucherei im Hamburger Stadtteil Ottensen auf mich genommen, um den Mondeo an einem Parkplatz in einer dunklen Seitenstraße abzustellen, nur um unerkannt zu entkommen. Aber wie gesagt, die Zeiten des Fremdschämens sind mit dem neuen Mondeo vorbei.
Besseres Image als Opel
Zwar kann Ford nicht mit dem trendigen Image eines Audi, dem sportlichen eines BMW oder dem luxuriösen eines Mercedes mithalten. Aber viele Autofahrer empfinden das Image der Kölner immer noch besser als das von Opel. In Zeiten, in denen Autos immer öfter aufgrund von Bauchentscheidungen gekauft werden, ein gewaltiger Vorteil.
Vor allem mit seinem gefälligen Design konnte der neue Mondeo ordentlich Pluspunkte sammeln. Wie die Limousine ist auch der neue Kombi ein Schönling. Die Proportionen sind stimmig, der Kühlergrill markant, die Seitenlinie vermittelt Dynamik und die muskulösen Radhäuser wirken sogar sexy. Meiner Nachbarin haben es die Heckleuchten angetan. "Die sehen aus wie diese Verpackungsfolie, die man zerdrücken kann", sagt sie. Damit meint sie die weißen Rückfahrleuchten des Mondeo, die in die roten Brems- und Rückleuchten integriert sind und innen eine Wabenform haben und damit die Heckansicht prägen.
Minus 38,8 Prozent in der Zulassungsstatistik
Trotz des gefälligen Designs hat Ford mit dem neuen Mondeo allerdings ein Problem. Das Ding verkauft sich nicht. In der Zulassungsstatistik vom März 2008 weist die Mondeo-Modellfamilie - also Limousine und Kombi - ein Minus von 38,8 Prozent zum Vorjahr aus. Der Neuling geht somit schlechter als der biedere Vorgänger. Schlechter Monat, könnte man meinen. Aber auch aufs Jahr gerechnet liegt die Ford-Mittelklasse immer noch mit 2,8 Prozent im Minus im Vergleich zum selben Vorjahreszeitraum. Ein Desaster für ein Auto, das gerade seinen Modellwechsel vollzogen hat. Zum Vergleich: Die C-Klasse von Mercedes, von der es jetzt auch das T-Modell gibt, liegt im März mit 50 Prozent im Plus.
Das Design scheint allen zu gefallen, woran liegt's also, dass sich der Mondeo nicht verkauft? Das Platzangebot kann es nicht sein. Mit 4,83 Meter Länge ist er sogar dem Passat um eine knappe Handbreit voraus. Der Kofferraum fasst üppige 542 Liter, beim Umklappen von Rückbank und Lehne entsteht eine ebene Fläche die Platz für bis zu 1,80 Meter lange Gegenstände bietet, wer will kann dann bis zu 1733 Liter Gepäck über die niedrige Ladekante wuchten. Auch am Innenraum kann es nicht liegen. Der ist den Kölnern so schön gelungen wie in keinem Ford zuvor. Große, übersichtliche Instrumente mit optimaler Beleuchtung und leicht verständliche Bedienungselemente sind "state of the art". Außerdem gibt es auch hier ausreichend Platz. Fünf Personen können locker auch auf längerer Fahrt befördert werden.
Und auch in Sachen Fahrdynamik gibt's nichts zu meckern. Zwar ist der große Turnier kein Kurvenkünstler und auch kein Sportwagen, aber er neigt sich gelassen und mit leichtem Untersteuern in die Kurven, so dass das serienmäßige ESP eher selten etwas zu tun bekommt. Die Motoren sind aus dem bewährten Ford-Baukasten: Neben den fünf Benzinern mit Leistungen von 110 bis 220, seien vor allem die Zweiliter-Common-Rail-Diesel hervorgehoben, die mit drei Leistungen von 85 kW (115 PS) über 96 kW (130 PS) bis 103 kW (140 PS) angeboten werden und im Turnier mit Durchschnittsverbräuchen um die 7 Liter hervorragende Arbeit verrichten.
LED-Lichter gibt's nicht mal gegen Aufpreis
Am Platzangebot liegt's also nicht, an Motoren und Fahrwerg gibt's auch nichts zu mäkeln und selbst der Preis ist mit 22.750 Euro für den günstigsten Turnier mehr als angemessen. Was machen die Kölner falsch? Ford hat viel Geld in die Entwicklung eines neuen und eigenständigen Designs investiert. Doch leider haben sie vergessen in dieses so frisch und modern wirkende Auto Technikinnovationen zu packen. Der Mondeo bietet nichts, was andere Hersteller nicht schon vor Jahren zum ersten Mal für ihre Modelle angeboten haben. Ob adaptiv mitlenkende Scheinwerfer oder der Berganfahrassistent - gähn, alles schon mal da gewesen.
Dabei wäre es so einfach gewesen, in das neue Design ein paar technische Gimmicks einzubauen. Beispiel Audi: Die Ingolstädter haben mit ihrem LED-Tagfahrlicht eine technische Innovation so geschickt in ihr Design integriert, dass die Fahrzeuge sofort als Audis zu erkennen sind und damit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Das gleiche ist Mercedes seinerzeit schon mit den in die Außenspiegel integrierten Blinker gelungen - und fast alle Hersteller haben inzwischen nachgezogen. Das Ford-Design wirkt ohne technische Neuerungen eher wie eine Mogelpackung. Die Rückfahrscheinwerfer mögen zwar schick sein, doch LED-Technik ist nicht mal gegen Aufpreis zu haben. Vielleicht hätten die Kölner den Wagen doch mal in "Q's" Garage parken sollen - dem wäre bestimmt noch etwas eingefallen.