Das kleine Auto verschwindet manchmal in der Menschentraube, die sich rasch bildet, wo immer es parkt. In San Francisco und im Silicon Valley stellt Mercedes-Benz derzeit seinen zweisitzigen Smart den amerikanischen Medien vor. In zwei Monaten wird der automobile Winzling über die Straßen der US-Metropolen rollen - bestaunt, fotografiert und auch belächelt wird das 2,70 Meter kurze Auto im Land der riesigen Pickups und Geländewagen schon jetzt.
"Wir haben Kalifornien ausgewählt, weil die Region innerhalb der USA ein Schlüsselmarkt ist", sagte Mercedes-Car-Group-Vorstand Klaus Maier der Deutschen Presse-Agentur dpa anlässlich der US-Vorstellung. Das Silicon Valley stehe zudem für Design, Technologie und Umweltbewusstsein. Ein Schlüssel zum Erfolg ist für Maier der US- Importeur.
Roger Penske, einer der bekanntesten Unternehmer der USA und zugleich einer der größten Autohändler der Welt, bringt den Smart zu seinen Landsleuten. "Er kennt das automobile Vertriebsgeschäft in den USA wie keine anderer. Wir sind uns sicher, dass der Smart in den USA ein großer Erfolg wird", sagt Maier. Penske ergänzt: "Ich glaube, dass Amerika reif für den Smart ist". Die Ressourcen der Erde seien begrenzt und die Amerikaner kauften jetzt in immer größerer Zahl kleinere Autos.
Auch Markenchef Anders-Sundt Jensen glaubt fest an einen US-Erfolg des Smart, der 2007 nach jahrelangen und milliardenhohen Verlusten die Gewinnzone erreichen soll. 30.000 Amerikaner haben nach seinen Worten 99 Dollar angezahlt und sich damit als potenzielle Käufer registrieren lassen. Wieviele davon tatsächlich ein Auto kaufen, ist nicht sicher; auch werden Absatzerwartungen von keinem Daimler- Manager ausgesprochen. Sollte aber ein größerer Teil der festen Interessenten den Kaufvertrag unterschreiben - und davon geht man bei Smart schon aus - dann müsste die Produktion im Smart-Werk im lothringischen Hambach ausgeweitet werden. Jensen denkt etwa an Arbeit an Samstagen und Feiertagen. Eine Umstellung vom Zwei- auf den Drei-Schicht-Betrieb ist derzeit nicht geplant.
Schmerzen an der Zapfsäule
In der günstigsten Version kostet der Smart in den USA rund 11 500 Dollar, derzeit etwas mehr als 8000 Euro. Das ist - dem schwachen Dollar geschuldet - günstiger als etwa in Deutschland, wo der Startpreis bei über 9000 Euro liegt. Dennoch rechne sich die Sache, wird betont. Rund 70 Händler wurden aus über 1400 Bewerbern ausgewählt. Der Zeitpunkt für den Markteintritt scheint gut gewählt. Die Amerikaner stöhnen über die Spritpreise, die gerade wieder einen Sprung gemacht haben. "Pain at the Pump" - Schmerzen an der Zapfsäule - titelte einen US-Zeitung jüngst bei einem Benzinpreis von jetzt 3,28 Dollar für die Gallone (rund vier Liter).
Wieviel denn der Smart so verbrauche, ist denn auch regelmäßig eine der ersten Fragen, die die Testfahrer zu hören bekamen. Wie stark das Thema Auto, Umwelt und Kosten derzeit die Menschen zumindest in Kalifornien mit seinen scharfen Emissionsgrenzwerten beschäftigt, zeigt sich auch daran, dass sich sehr viele Passanten erkundigten, ob das denn ein Elektroauto ist. Dann können die Smart- Mitarbeiter immerhin auf den aktuellen Test in London mit 100 Elektro-Smart und auf entsprechende Zukunftspläne verweisen. Ein klares Nein gab es allerdings für ein älteres Ehepaar im Küstenort Capitola auf die angesichts des kleinen Kofferraums verständliche Frage, ob das Auto denn auch mit Anhängerkupplung zu haben sei.