In der Clubsportserie Mini Challenge erinnern neben gestandenen Rennprofis, zahlungskräftigen Hobbypiloten auch angesagte VIP-Fahrer mit der heißen Cooper S-Version an die Motorsport-Erfolge des Ursprungs-Mini.
Der knallrote Zeiger des Drehzahlmessers schlackert nervös um 5500 Touren. Bellend dröhnt das hochgezüchtete Aggregat mit der Rennauspuffanlage um die Wette. Das Herz des Piloten rattert vor Aufregung wie eine Nähmaschine. Festgeschnürt in den am Becken drückenden Rennschalensitz gibt es kein Entkommen mehr. Erst eins, dann zwei, dann drei und wenn das vierte Lichtlein erloschen ist, geht es mit aller Macht aufs Gas. Die vier grellroten Leuchten der Startampel gehen blitzschnell aus – Start frei. Der Mini schießt wie ein wildes Raubtier aus dem Stand nach vorne. Wummernd meldet sich der Drehzahlbegrenzer zu Wort und verlangt bettelnd nach der zweiten Fahrstufe. Bleifuß bis zum Bodenblech. Die sechs Sportgänge des kleinen Rennboliden werden bis zur letzten Rille ausgedreht. Hastiger Blick nach rechts und links, da kommt schon wieder einer und noch einer. Jetzt bloß nichts falsch machen, sonst kracht es. 38 wild gewordene Minis donnern gleichzeitig die Start-Ziel-Gerade des Nürburgrings runter. Tempo, irgendwas knapp über 200 Kilometer pro Stunde. 50 Meter vor der ersten Kurve geht's voll in die Eisen. Die Motorsport-Bremsanlage hält das Mini-Raubtier in Zaum und krallt die profillosen Rennreifen in den Asphalt. Mit wilden Überholmanövern fliegt die Konkurrenz vorbei. Mist, der Bremspunkt war eindeutig zu früh gewählt. Überall Minis. In meinem Rücken spüre ich einen leichten Schlag aufs Blechkleid meines Mini. Teilweise im Fünfer-Pack quetschen sich die bunten Renn-Kisten durch das enge Castrol S. Schon nach dem ersten Rennstart aus dem Stehen wird klar, was einen kleinen Reporter von einem echten Motorsport-Profi unterscheidet. Die Reaktionszeit beim Start war eindeutig zu lange.
Technische Daten
MINI Cooper S (Rennversion mini Challenge)
Motor: Vierzylinder-Reihenmotor
Hubraum: 1598 ccm
Leistung: 154 kW (210 PS) bei 6950 U/min
Drehmoment: 245 Nm bei 4500 U/min
Getriebe: Frontantrieb, Sportgetriebe mit sechs Vorwärtsgängen
Fahrwerk: Einzelradaufhängung rundum, John Cooper Motorsports Fahrwerk by KW mit stufenlos verstellbaren Stoßdämpfern (vorne und hinten)
Bremsen: John Cooper Motorsports Bremsanlage
Felgen: 7 x 17 Zoll BBS Leichtmetallfelgen
Reifen: Dunlop Rennreifen, Dimension 205/620 R17
Leergewicht: 1180 kg (Mindestgewicht inklusive Fahrer gemäß Reglement)
V-max: ca. 230 km/h
Der Mix macht’s
Doch zum Glück macht’s in der Mini Challenge der Mix. Seit 2004 rollen in der Clubsportrennserie nicht nur gelernte Rennfahrer, sondern auch Motorsport-begeisterte Hobbypiloten und bekannte VIP-Lenker an den Start. Gefahren wird mit einheitlichen Mini Cooper S. Heißgemacht mit dem "John Cooper Works Tuning Kit" rollt die tief auf den Asphalt geduckte Mini-Karosserie selbstbewusst mit einem 210 PS-starken Vierzylinder daher. Ein speziell abgestimmtes Motorsport-Fahrwerk zwingt den Renn-Mini im Vergleich zum Straßenmodell deutlich in die Knie. Abgesehen von bunten Sponsorenaufklebern und profillosen Rennreifen ist der Unterschied zum Straßenbruder erst bei genauerem Hinsehen zu erkennen.
Ein zierlicher Dachspoiler am Heck und eine Motorsport-Bremsanlage mit groß dimensionierten Bremsscheiben, sonst ist der Rennbolide von außen seriennah. Beim Blick in den Innenraum wird das Einsatzgebiet des Mini dann aber schnell deutlich. Das Cockpit ist spartanisch. Rücksitzbank und Beifahrerplatz mussten aus Gewichtsgründen weichen. Dank einem engen Rennschalensitz verliert der Mini-Pilot auch in schnellen Kurven nicht den Seitenhalt. Festgezurrte Fünfpunkt-Hosenträgergurte nehmen fast die Luft zum Atmen, sorgen aber für noch mehr Sicherheit im Klein-Tourenwagen. Ein stabiler Überrollkäfig und eine Feuerlöschanlage gehören ebenso wie ein an Gefängnisgitter erinnerndes Sicherheitsnetz in der Fahrertür zum Schutzkonzept des rasenden Minis.
Trotz der kargen Rennsportausstattung im schnellen Kleinwagen kommt auch der Komfort für die Mini-Rennfahrer nicht zu kurz. Antiblockiersystem und Servolenkung wurden von der Straße mit auf die Rennpiste übernommen. Seriennähe dokumentieren auch die für Rennfahrzeuge eher untypischen elektrischen Fensterheber und die Zentralverriegelung.
Der Mini-Spirit ist einmalig
Dank Frontantrieb ist das Fahrverhalten des Race-Mini sehr neutral und auch für Motorsport-Neulinge schnell zu beherrschen. Ein Grund für die große Beliebtheit der Clubsportrennserie im Nachwuchs- und Amateurbereich. "Als ich den Renn-Mini zum ersten Mal gesehen habe, hat es bei mir direkt Klick gemacht", blickt Jürgen Steiner auf seine erste Begegnung mit dem kultigen Rennboliden zurück. Seit 2005 startet der Versicherungskaufmann in der Mini Challenge. "Ende der 70er Jahre habe ich ein BMW-Fahrertraining mit dem Monte-Sieger Rauno Aaltonen mitgemacht", erzählt der gebürtige Kölner von dem Beginn seiner Rennsportleidenschaft.
Der finnische Rallye-Pilot Aaltonen gewann 1965 für das Mini-Werksteam die Rallye-Europameisterschaft und doMinierte zwei Jahre später bei der legendären Rallye Monte Carlo im Mini-Rallyewagen. Die Leichtigkeit des Drift-Profis schnell Auto zu fahren hat es Freizeit-Pilot Steiner angetan. "So möchte ich auch einmal fahren können." Nach unzähligen Fahrertrainings lebt der BMW-Fan jetzt in der Mini-Rennserie aktiv seinen Motorsporttraum. Der Spaß steht für Hobby-Racer Steiner im Vordergrund. "Der Spirit in der Mini Challenge ist einmalig", unterstreicht er seine Wahl für die Mini-Clubsportserie. Der Zusammenhalt unter den Rennfahrern ist groß und so organisiert der rasende Versicherungskaufmann derzeit ein Ski-Treffen. Gefahren werden soll natürlich im Mini-Rennanzug. "Hauptsache es macht Spaß", schmunzelt Steiner über seine Idee die Rennpause im Winter adäquat zu überbrücken.
Fahrerisches Können zählt
Nicht nur ältere Hobby-Fahrer, die sich den lang gehegten Traum vom Rennfahren erfüllen, sondern auch hoffnungsvolle Nachwuchstalente und echte Rennprofis rollen in der Mini Challenge an den Start. "Das Reglement ist sehr eng gestrickt. Dank der identischen Rennfahrzeuge kommt es besonders auf das fahrerische Können der Piloten an. Die Chancengleichheit ist sehr hoch und das macht die Mini-Rennen besonders spannend", unterstreicht der ehemalige Formel 3 und DTM-Profirennfahrer Thomas Jäger die besondere Idee des Mini-Markenpokals. "Der Mix aus tollen Rennen und einem perfekten Rahmenprogramm" war der Antrieb, warum sich der erfahrene Motorsportler aus München für die Mini-Herausforderung entschied.
Lifestyle trifft Motorsport
Neben der unterhaltsamen Rennaction bietet die Mini Challenge auch abseits der Rennstrecke Außergewöhnliches. Lifestyle. Das Konzept, das den neuen Mini zu einem Verkaufsschlager auf den Straßen macht, zieht auch in der Clubsportrennserie. "Mit vier Auftritten im Rahmen der Formel 1 und bei anderen hochkarätigen Veranstaltungen differenziert sich die Mini Challenge deutlich von anderen Rennserien und hat ein eigenständiges Profil mit einem authentischen Mini Charakter", erklärt Ludwig Willisch, Leiter der Region Deutschland BMW Group, die besondere Philosophie der Clubserie.
Obwohl in dezentem Schwarz gehalten springt das große Mini-Zelt im Fahrerlager den Motorsportfans sofort ins Auge. Die sogenannte "Paddock Lounge" sorgt mit entspannter Chill-Out-Musik, einer einladenden Bar, riesigem Buffet und trendigen Plasmabildschirmen für stylische Stimmung. Ob Modenschau oder Parties im 60er Jahre-Still, ausgefallene Events abseits der Rennpiste sorgen für besonderes Lifestyle-Flair. Zutritt leider nur für Fahrer, Teams, Sponsoren und geladene Gäste. Nur wer eine der begehrten Karten besitzt darf die Kult-Atmosphäre genießen. Viel wichtiger für den Motorsportfan ist jedoch der Zugang zum "Drivers Club". In den Mini-Boxenbereich darf jeder rein und den Team-Mechanikern bei der professionellen Vorbereitung der Miniatur-Tourenwagen über die Schulter linsen.
"Be part of it"
Nicht nur aktive Rennprofis und Hobby-Piloten sind vom Mini-Leben auf der Rennstrecke verzückt, sondern auch rennsportbegeisterte Prominente sind vom rennenden Lifestyle-Label begeistert. Im Rahmen der acht Rennwochenenden nehmen regelmäßig Persönlichkeiten aus Film und Fernsehen als Gaststarter im Mini-Cockpit Platz. Von Rennfahrer-Gattin Cora Schumacher über Schauspieler Ralf Bauer bis hin zu Ex-Formel 1-Pilot und RTL-Moderator Christian Danner greift der MINI-Virus um sich. "Be part of it" – das Motto der Mini Challenge ist einmalig, trifft aber leider nicht auf Jedermann zu. Der Start in einem der 38 heißen Mini-Cockpits wird für die meisten Motorsport-Fans wohl eine Vision bleiben. 8000 Euro kostet der Gaststart an einem Rennwochenende.