Als Elon Musk den Cybertruck vorstellte, elektrisierte die futuristische Form des Elektro-Pick-ups die Autowelt. Das kantige Design erinnerte an die Cowboy-Version von Sportwagen der 1970er-Jahre. Und das nicht von ungefähr, der Firmenchef selbst soll von einem alten Lotus inspiriert worden sein. Doch die Form des Autos bedeutet weit mehr als eine auffällige Designsprache, die sich spektakulär von den etablierten Marken absetzt, so der Experte für Fertigungstechnik Sandy Munro in einer Diskussionsrunde. Außerhalb von Fachkreisen wurde Munro wegen beißender Kommentare zu den Produktionsschwierigkeiten bei Teslas Model 3 bekannt. Doch beim Cybertruck sei es "Liebe auf den ersten Blick" gewesen, gibt der Experte zu. Er liebe diesen "post- apokalyptischen Look", der ihn an die USA-Stealth-Zerstörer der Zumwalt-Klasse erinnere.
Billiger zu machen
Beim Cybertruck weist Munro auf einen ungeheuren Kostenvorteil dieses Fahrzeuges in der Endmontage hin. Natürlich hat er den Wagen noch nicht selbst untersucht, und ist bei seinen Annahmen auf Fotos und die Videos der Präsentation angewiesen. Aber wo andere nur klare Linien sehen, erkennt der Fertigungsspezialist, dass derartige Formen wesentlich leichter und günstiger herzustellen sind. Der Cybertruck besitzt ein innen liegendes Exoskelett, darauf wird eine starre Außenhülle montiert, die auf ewige Haltbarkeit und große Festigkeit ausgelegt ist. Die äußere Schicht soll aus einem drei Millimeter starkem Edelstahl bestehen, den Musk auch bei der Weltraumtechnik benutzt. Diese Bauweise hat weltweit zu Kopfzerbrechen geführt, weil absolut unklar ist, wie eine starre Außenhülle die heutigen Vorschriften zum Schutz von Fußgängern erfüllen soll. Oder mit welchem Trick ein Fahrzeug seine Insassen schützen soll, wenn es auf eine Knautschzone verzichtet.

Doch das war nicht das Thema von Sandy Munro. Er hat überschlägig durchgerechnet, wie teuer die Einrichtung einer Montagelinie für den Cybertruck wäre. Hauptvorteil ist der Verzicht auf Lack. "Eine Station zum Lackieren ist wirklich teuer." Auch die klaren Kanten sparen Geld. Die glatten und geraden Flächen seien einfach mit einem Wasserstrahlschneider aus dem Blech zu trennen, müssten nur sehr simpel gepresst werden und seien dann leicht von Robotern zu schweißen. Das Ganze sei sehr kostengünstig, weil die Formen des Fahrzeugs maximal vereinfacht seien. "Ich kann nicht sehen, wie man es einfacher machen kann." Auf Fotos sind tatsächlich nur gerade Linien und klare Kanten zu erkennen, die Formen des Tesla sind wesentlich reduzierter als bei einem modernen Auto. Ähnlich klare Linien – bei einem anderen Look – kann man auch beim ersten Golf sehen. Während die Autoindustrie den technischen Fortschritt in der Produktion genutzt hat, um immer aufwendigere Formen zu kreieren, geht Tesla gewissermaßen 50 Jahre zurück und nutzt die Möglichkeiten von heute, um die einfachen Formen von damals viel billiger montieren zu können.
Kein Lack, weniger Kosten
Bei einer Jahresproduktion von 50.000 Einheiten würde die Anlage für den Tesla nach Munro 30 Millionen Dollar kosten, für ein Auto wie den Ford F-150 sind es dagegen 210 Millionen Dollar. Der Großteil der Mehrkosten - 150 Millionen - wird für die Lackierung benötigt. Skaliert sich die Produktion hoch auf gigantische 600.000 Einheiten im Jahr, steigen die Ersparnisse sogar noch. Munro kommt dann auf 125 Millionen für den Cybertruck und 615 Millionen für den F-150.

Das sind wohlgemerkt nicht die Gesamtkosten der Fahrzeuge, sondern es handelt sich um das Geld, welches in eine Fabrik investiert werden muss, die dann jahrelang laufen kann. Höhere Materialkosten im laufenden Betrieb durch das Verwenden von Edelstahl berücksichtigt die Überschlagsrechnung nicht. Sollten die Kunden nach bunten Cybertrucks verlangen, würde die Differenz auch sehr viel geringer ausfallen, da dann auch Tesla eine Lackiererei benötigen würde.
Auch zu dem Glaspatzer bei der Präsentation hat Munro eine Vermutung. Musk habe die Haltbarkeit des Glases überschätzt. Beziehungsweise die Wucht der geworfenen Stahlkugel unterschätzt. Die wäre bei einem herkömmlichen Glas glatt durchgeschlagen, so der Experte. Die Fenster des Cybertrucks seien dagegen nur beschädigt. Seiner Meinung nach handelt es sich bei dem Material nicht um Glas, sondern um Surmet. Das ist eine transparente Keramik aus Aluminiumoxynitrid, die auch in Panzern verwendet wird. Surmet hält Kugeln aus Handfeuerwaffen auf jeden Fall auf, übersteht den Beschuss mit einem Sturmgewehr allerdings nicht ohne Blessuren.
Quelle: Youtube
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