Ein völlig neuartiger Treibstoff könnte Wasserstoffautos zum Durchbruch verhelfen. Das Bundesverkehrsministerium prüft gerade einen Förderantrag der Uni Erlangen zur Erforschung des sogenannten Carbazols. Verkehrsstaatssekretär Rainer Bomba sieht große Potenziale im Carbazol: "Das Zeug ist ein Wundermittel", sagte er der FTD. Die Kohlenwasserstoffverbindung könnte die Fortbewegung der Zukunft revolutionieren. Carbazol ist eine Flüssigkeit, die sich ebenso unproblematisch und sicher handhaben lässt wie Dieselkraftstoff. Sie hat eine besondere Eigenschaft: Sie kann große Mengen Wasserstoff speichern und wieder abgeben.
Beim Einsatz im Auto entzieht ein kompakter Katalysator dem Carbazol den Wasserstoff und gibt ihn an eine Brennstoffzelle weiter, die daraus Strom für den Elektroantrieb herstellt. Grundsätzlich möglich wäre sogar eine Verbrennung des Wasserstoffs in einem herkömmlichen Motor. An der Tankstelle würde das wasserstoffarme Carbazol durch frisches, mit Wasserstoff geladenes Carbazol ersetzt.
Hohes Speichervermögen
Laut Wolfgang Arlt, Professor für Verfahrenstechnik an der Uni Erlangen-Nürnberg, kann Carbazol bei vergleichbarem Volumen wesentlich mehr Energie speichern als Batterien oder flüssiger Wasserstoff. Anders als beim Wasserstoff ist es auch nicht nötig, mit extrem hohem Druck oder Temperaturen von minus 260 Grad zu arbeiten. Deshalb fürchtet die herkömmliche Wasserstoffindustrie die neue Konkurrenz durch Carbazol. Mit 400.000 Euro würde das Forschungsvorhaben Uni Erlangen-Nürnberg gefördert, wenn das Verkehrsministerium den Antrag genehmigt.
Gefunden in ...
... der "Financial Times Deutschland"
Langzeitspeicher für Sonnenenergie
Nach Angaben der Zeitschrift "Auto Bild" arbeiten bisher die Unternehmen BMW, MAN und Siemens an der Weiterentwicklung von Carbazol, auch Daimler befasse sich damit.
Noch sind einige Probleme zu lösen. Bis zum Einsatz des Treibstoffs in Serienautos werden nach Einschätzung Arlts noch mindestens acht Jahre vergehen: "Schließlich geht es hier um die Umstellung einer kompletten Infrastruktur von fossilen Brennstoffen auf ein neues System."
Staatssekretär Bomba betonte, wie wichtig Wasserstoff für eine CO2-freie Mobilität sei. Deshalb müsse an alternativen Wasserstoffspeichern wie Carbazol geforscht werden. Nach den Plänen Arlts sollen heimische Fotovoltaikanlagen oder Sonnenkraftwerke in der Wüste Strom erzeugen, der Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufspaltet. Der Wasserstoff soll dann Carbazol mit Energie aufladen. Der Treibstoff könnte problemlos über große Entfernungen transportiert werden.