Anzeige
Anzeige

Mobilität Lizenz zum Energieverschwenden – warum die Verkehrspolitik der FDP fatal für den Klimaschutz ist

FDP-Verkehrsminister Volker Wissing bei einer Pressekonferenz
Bei der Diskussion um den richtigen Pkw-Antrieb der Zukunft bringt die FDP mit Verkehrsminister Volker Wissing nun grünen Wasserstoff wieder mit ins Spiel. Da könnte fatale Folgen für das Klima haben, kommentiert stern-Autor Rolf-Herbert Peters 
© IMAGO/photothek
Die FDP kann im andauernden Richtungsstreit der Koalition immer mehr nationale Nachhaltigkeitsziele aufweichen. Nach E-Fuels setzt sie nun auch grünen Wasserstoff als künftigen Pkw-Antrieb durch. Für das Klima ist das eine schlechte Nachricht.

Seit es Autos gibt, schwirren Lobbyisten durch die Welt und kämpfen für die Belange der Hersteller. In Berlins Invalidenstraße 44 stehen ihnen die Türen besonders weit offen. Hier sitzt das von der FDP geführte Bundesverkehrsministerium. Parteichef Christian Lindner und Verkehrsminister Volker Wissing postulieren bei jeder passenden Gelegenheit "Technologieoffenheit" für zukünftige Pkw-Antriebe. Man dürfe doch nun wirklich nichts ausschließen, was der Umwelt hilft! So hören es die Hersteller gern, und deshalb gibt es dafür immer wieder ordentlich Beifall.

Mit ihrer Strategie fahren die Liberalen überraschend erfolgreich. Man sieht es beim Thema grüner Wasserstoff. Schien bis vor einigen Wochen noch klar zu sein, dass Pkw künftig fast ausschließlich mit Akku und Elektromotor fortbewegt werden, weil keine Technik effizienter ist, ist das mit Wasserstoff beschickte Brennstoffzellenauto plötzlich wieder im Rennen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wollte das klimafreundliche, aber rare Gas lieber für Anwendungen reservieren, für die es keine direkte elektrische Alternative gibt, etwa zur Dekarbonisierung von Industrieprozessen, und dieses Prinzip in der neuen "Nationalen Wasserstoffstrategie" festschreiben. Die befindet sich derzeit im politischen Abstimmungsprozess und soll bis Ostern durch sein. Doch die FDP konnte das Tabu abräumen. Nach Stand der Dinge soll grüner Wasserstoff künftig auch Pkw zur Verfügung stehen.

Welch ein Glück für Konzerne wie BMW. Die Münchener haben gerade einen fetten Wasserstoff-Brennstoffzellen-SUV namens iX5 Hydrogen auf den Markt gebracht. Die Strategie der FDP ist klar auf Freunde solcher PS-starken Boliden ausgerichtet. Während Klimaforscher unisono fordern, künftig für weniger, zumindest aber kleinere Autos mit Elektroantrieb zu sorgen, will die FDP das Überleben der energiefressenden Luxus- und Sportklasse sicherstellen, die heute als E-Autos recht häufig an die Ladesäule müssten.

Wasserstoff lässt sich dagegen fast so schnell tanken wie Benzin. Ähnliches gilt für E-Fuels, den künstlichen Sprit, für den die Liberalen in Berlin und Brüssel leidenschaftlich fighten.   

Die Mobilität der Zukunft

Wenn Wasserstoff (und E-Fuels) künftig im großen Stil auf deutschen Straßen verheizt werden dürfen, ist das ein fatales Signal. Einerseits stellt die Bundesregierung seinen Bürgern damit eine Lizenz zum Energieverschwenden aus, denn diese Energieträger verbrauchen durch ihre aufwendige Herstellung bis zu fünfmal mehr Grünstrom als E-Autos. Andererseits drohen Millionen von Subventionen in diese ineffizienten Antriebe zu fließen. Geld, das woanders viel dringender gebraucht und effektiver eingesetzt werden könnte, etwa um die Wärmeversorgung von Wohngebäuden auf Nachhaltigkeit umzustellen. 

Die Diskussion um den richtigen Pkw-Antrieb der Zukunft wird mit viel Angstmacherei geführt, auch dazu tragen Lindner und Wissing bei. Dabei tun sich mit dem Umbau der Mobilität viele Chancen auf, während die Einschränkungen für die mobile Gesellschaft gering sind. Selbst wenn die EU ab 2035 den Neuverkauf von Verbrennern verbietet, wird es weiter Benzin geben. Ein Liter davon wird allerdings deutlich mehr kosten als heute, und das ist gut so, denn es kann im Klimakampf nur das CO₂-Verursacherprinzip gelten.

Und, liebe FDP-Wähler: Kilometerfressen funktioniert in zwölf Jahren ganz sicher auch mit E-SUV. In der Entwicklung sind Feststoffbatterien, die binnen einer Kaffeepause am Rastplatz 1000 Kilometer Reichweite nachladen können.   

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel