Fahrbericht Ford Tourneo Custom PHEV Großraum-Stromer

Die Batterie hat eine Kapazität von 13,6 Kilowattstunden
Die Batterie hat eine Kapazität von 13,6 Kilowattstunden
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Ford elektrifiziert den Tourneo und geht dabei beim Plug-in-Hybridantrieb unkonventionelle Wege, da ein Dreizylinder-Motor lediglich als Rang-Extender fungiert.

Nutzfahrzeuge und Elektrifizierung - das war bisher keine Liebesbeziehung. Zu hoch die Kosten, zu gering der Nutzen im Vergleich zu einem Dieselmotor. Jetzt bröckelt auch diese Front und die Stromer halten bei den leichten Nutzfahrzeugen Einzug. Ford setzt das Brüderpaar Transit und Tourneo Custom unter Strom. Dabei geht die Pflaumen-Marke einen eigenen Weg und setzt beim Kleinbus Tourneo auf einen seriellen Hybrid-Antriebsstrang. Im Gegensatz zu einem parallel Plug-in-Hybrid verabschiedet sich der Verbrennungsmotor gänzlich vom Vortrieb und dient nur als Range Extender beziehungsweise Generator, um bei Bedarf die Batterie wieder aufzufüllen.

Die hat eine Kapazität von 13,6 Kilowattstunden und soll den Ford Tourneo bis zu 40,4 Kilometer (nach WLTP-Zyklus) weit bringen. Der Start in das Elektroabenteuer Kleinbus beginnt ähnlich unspektakulär, wie bei einem Pkw. Insgesamt vier Fahrprogramme stehen zur Verfügung. Der Fahrmodus "EV-Auto" ist das rundrum-sorglos Paket: Das System entscheidet, ob der Verbrennungsmotor seiner Lade-Aufgabe nachkommen soll oder nicht. Bei "EV Jetzt" bewegt sich der Kleinbus rein elektrisch, während bei "EV Später" der Ladezustand der Batterie für späteres Stromern gehalten wird. Außerdem kann mit "EV Aufladen" die Batterie während der Fahrt durch den Verbrenner wieder aufgeladen werden. Auf Wunsch bietet Ford jetzt auch eine (nachrüstbare) Geofencing-Funktion, mit der ein Bereich definiert werden kann, in dem der Tourneo Custom nur rein elektrisch fährt.

Da sind wir auch schon bei einer der Stärken des PHEV-Tourneo. Dank des Drehmoments von 355 Newtonmetern und der Kraft des 92 kW / 126 PS Elektromotors tritt der Fronttriebler geschmeidig-kräftig an und kann im Stadtverkehr entspannt mithalten, Gerade für Personentransport-Unternehmen bietet sich dieser Einsatzzweck an, da der Tourneo Custom bis zu acht Sitzplätze bietet. Allerdings beläuft sich das Gewicht der PHEV-Version auf knackige 2.599 Kilogramm, während die Zuladung bescheidene 566 kg beträgt.

Das Fahren selbst gibt wenig Rätsel auf. Man thront wie auf einem Stuhl im Führerhaus und hat alles im Blick. Das Rangieren fällt dank einer Rückfahrkamera leicht, nur die Lenksäule ist nicht ganz optimal platziert, sodass man mit den Beinen des Öfteren dagegen stößt. Rein elektrisch schafften wir 34 Kilometer, haben den Ford aber auch nicht über die Autobahn gescheucht. Schiebt man den Automatikhebel in die "L"-Stellung, dann rekuperiert der Ford beim Gaswegnehmen so gut, dass auch ein One-Pedal-Fahren möglich ist - aber ohne, dass es ruckelig wird. Das Stromern macht mit dem Tourneo Spaß, zumal sich aufgrund der erhabenen Sitzposition ohnehin wie der König der Landstraße fühlt. Allerdings endet der Herrschaftsbereich bei den Autobahnauffahrten, denn bei 120 km/h ist Schluss und höhere Geschwindigkeiten saugen den Akku ohnehin schneller leer.

Der Dreizylindermotor ist kein klassischer Generator, der unermüdlich mit gleichbleibender Geschwindigkeit Saft in die Batteriezellen schaufelt, der Benziner richtet seinen Einsatz auch nach dem rechten Fuß des Fahrers. Drückt der auf das Gaspedal, schnellt auch die Drehzahl des Benziners nach oben, was dann doch hörbar wird und den Durst des Motors erhöht. Unser Verbrauch pendelte sich bei 6,1 Liter pro 100 Kilometer ein, was genau drei Liter über den von Ford angegebenen Spritkonsum pro 100 Kilometer liegt.

Beim Laden gibt sich der Tourneo Custom PHEV ganz unkompliziert. An einer handelsüblichen Haushaltssteckdose dauert es nur 4,3 Stunden, bis die Batterie wieder voll ist. Da der Onboard-Lader auch dreiphasiges Laden mit 3,6 kW ermöglicht, verkürzt sich die Standzeit auf 2,7 Stunden. Damit ist auch der ideale Einsatzzweck des PHEV Tourneo, ob als Kastenwagen (übrigens mit deutlich höherer Zuladung) oder als Kleinbus, hinreichend definiert: innerstädtische Strecken mit Lademöglichkeiten - am besten sowohl am Ausgangs- als auch am Zielort. Denn sonst ist die Plug-in-Hybridversion mit einem Basispreis von 70.087,20 Euro nur eine teure Spielerei. Vor allem wenn man den Grundpreis des 77 kW / 105 PS Diesels betrachtet. Der liegt bei 41.098,80 Euro.

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