Nissan Sportliche Note-Geburt

Von Frank Wald
Der Note "sei nicht einzuordnen", sagen sie bei Nissan, irgendwo zwischen Klein- und Kompaktwagen. Ein "familiärer Alleskönner" eben, der die Bedürfnisse der sportlich ambitionierten Erwachsenen als auch die Wünsche der Halbwüchsigen auf der Rückbank erfülle.

Am Anfang war da ein junger Designer mit Nachwuchs, der deshalb seine Tage am Steuer sportlicher Autos gezählt sah. Also begann er, ein Fahrzeug zu zeichnen, das alle seine Wünsche erfüllen sollte. Denn "nur weil plötzlich Kinder da sind, muss ein begeisterter Autofan nicht von heute auf morgen die Lust am Autofahren verlieren", erzählt Nissan-Chefdesigner Taiji Toyota. Heraus kam auf dem Pariser Salon 2004 das Showcar "Tone", das als Prototyp für den neuen Nissan Note diente, der ab 11. März zu Preisen ab 13 690 Euro auf den deutschen Markt rollt.

Technische Daten

Hubraum: 1461 ccm
Leistung: 86 PS
Drehmoment: 200 Nm
0-100 km/h: 13,0 sec
Höchstgeschw.: 168 km/h
Verbrauch (Mix): 5,1 Liter
Länge: 4083 mm
Breite: 1691 mm
Höhe: 1550 mm
Gewicht: 1240 kg
Kofferraum: 280 - 1332 Liter
Preis: ab 14.990 Euro (visia)

Eingelaufene Großlimousine

Nun ist leider nicht bekannt, was der nachwuchsbesorgte Designer bislang für Autos gefahren hat. Der 4,08 Meter lange Fünftürer jedenfalls wirkt auf den ersten Blick nicht besonders sportlich, eher wie eine eingelaufene Großraumlimousine. Die kurze Front mit schwarz abgesetztem Wabengrill und den weit nach oben gezogenen Scheinwerfern zeigt auffällige Ähnlichkeit zum Geländewagen Murano. Von dort steigt die Karosserielinie van-typisch hoch hinauf, erreicht über der B-Säule ihren höchsten Punkt, fällt kurz ab, um am Ende zum Steilheck hin wieder leicht anzusteigen. Die Rückansicht prägen zwei Boomerang-förmige Rückleuchten, die sich von der Heckscheibe im rechten Winkel bis weit ins Dach strecken. Alles in allem zwar keiner der quadratisch-praktischen Pampersbomber, aber auch keine Spur dynamischer als die erklärten Wettbewerber Opel Meriva, Golf Plus oder Ford Fusion.

Auch unterwegs wird man das Gefühl nicht los, das die Marketingleute beim Note nicht allzu sehr auf die sportliche Tube drücken sollten. Zumindest nicht mit dem Motorenangebot, das aus zwei Benzinern mit 88 PS und 110 PS sowie einem Dieselaggregat, wahlweise mit 68 PS oder 86 PS, besteht. Für die ersten Probefahrten standen jeweils die beiden Top-Triebwerke zur Verfügung. Der 1,6-Liter-Benziner beschleunigt den Wagen in 10,7 Sekunden auf Tempo 100 und weiter bis zur Spitze von 183 km/h. Der 1,5 dCi braucht für den Standardsprint glatte 13 Sekunden, bevor ihm bei knapp 170 km/h die Puste ausgeht. Beide Motoren sind damit selbstverständlich allemal ausreichend, um von A nach B zu kommen. Liegen allerdings allzu viele Steigungen und Kurven dazwischen, bleibt der Fahrspaß schon mal auf der Strecke. Am besten macht es noch der Diesel mit seinem kräftigen Durchzug von 200 Newtonmeter, der mit 5,1 Liter im Schnitt ohnehin die sparsamere Alternative darstellt. Nissan rechnet jedoch bei den 14000 in 2006 geplanten Verkäufe nur mit einem Drittel Diesel, den Löwenanteil sollen die Benziner bringen.

Kofferraum von bis zu 1332 Liter

Seine Qualitäten zeigt der Note allerdings, wenn sich die fünf Türen öffnen. Ein 2,60 Meter langer Radstand schafft viel Platz im Innenraum, der auch noch sehr variabel zu nutzen ist. Ähnlich wie beim Konzernbruder Renault Modus, mit dem der Note sich Bodengruppe sowie Motoren und Getriebe teilt, kann die Rückbank um bis zu 16 Zentimeter verschoben werden. So lässt sich der Kofferraum mit "Flexi-Board" genanntem Zwischenboden und niedriger Ladekante zwischen 280 Liter und 437 Liter variieren sowie durch Umklappen der Lehnen zur ebenen Ladefläche auf maximal 1332 Liter vergrößern. Kippt man auch noch die Lehne des Beifahrersitzes nach vorn, passen sogar 2,40 Meter lange Gegenstände hinein. Je nach Bedarf wird der Note damit zum Kleintransporter für Umzug und Baumarkt oder zur Mittelklasselimousine, in der die Hinterbänkler die Beinfreiheit einer Mittelklasselimousine genießen dürfen. Allzu erwachsen sollten sie jedoch noch nicht sein, sonst wird's an den Schultern etwas eng.

Doch Nissan hat bei der Entwicklung des Innenraum-Packaging ohnehin diesmal "nicht die potenziellen Käufer, sondern deren Kinder gefragt", berichtet Chris Lee, Chef der europäischen Produktplanung bei Nissan. Und die Kids wünschen sich "im Auto so etwas wie ihr eigenes Reich". Dazu gehören dunkel getöntes Privacy-Glas, eine breite Mittelarmlehne, um das eigene Revier abzugrenzen sowie stabile Klapptische samt Getränkehalter wie im Ferienflieger. Dazu mehrteilige Netztaschen mit Reißverschluss an den Vordersitzlehnen für Spielsachen, Blöcke und Malstifte. DVD-Player auf allen drei Fondplätzen, die auf der Wunschliste der Kids ganz oben standen, gibt es allerdings nicht. "Stattdessen haben wir 12-Volt-Anschlüsse installiert, so dass der Betrieb von tragbaren CD- und MP3-Playern jederzeit möglich ist", sagt Lee. Reiseproviant in Kindergeburtstagsmenge lässt sich in einem neun Liter großen Handschuhfach, das mehr als ein Dutzend Dosen kühlt, verstauen. Für den Krimskrams der Erwachsenen gibt es darüber eine weitere vier Liter große Ablage, ein "Geheimfach" unter dem Sitzkissen des Beifahrers wie in Modus und Micra sowie weitere Ablagen und Cupholder in Armaturenbrett, Mitteltunnel und Türtaschen.

Plus und Minus

+ Platzverhältnisse
+ Variabilität
+ clevere Detaillösungen
- schwaches Motorenangebot
- mickrige Grundausstattung

Attraktives Frühbucherangebot

Kleines Manko: das beschriebene Wunschpaket der Kids samt Flexi-Board-System ist erst ab der zweiten Ausstattungsstufe "acenta" (ab 15 690 Euro) serienmäßig, die für jeweils 2000 Euro mehr außerdem ESP und Kopfairbags (nur für 1,6-Liter), Radio-CD-Player mit Lenkradfernbedienung, Klimaanlage, Bordcomputer und Nebelscheinwerfer beinhaltet. In der Basisversion "visia" beschränkt sich die Werksausrüstung auf Front- und Seitenairbags, ABS, Bremsassistent, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung und elektrische Fensterheber. Die Topausführung "tekna" (ab 18 740 Euro), zusätzlich mit Klima- und Fahrlichtautomatik, Regensensor, Sechsfach-CD-Wechsler, Lederlenkrad und 16-Zoll-Alufelgen ist nur mit den beiden stärksten Motoren zu bekommen. Um den Verkaufsstart zu pushen, greift auch Nissans Marketing zum beliebten Frühbucherangebot. Beim Kauf eines Note "acenta" bis zum 31. März gibt's gratis dazu ein Comfort- und Style-Paket, bestehend aus Klimaautomatik, Regensensor, Fahrlichtautomatik, Sechsfach-CD-Wechsler, 15-Zoll-Alufelgen und dunkel getönte Seiten- und Heckscheiben, das als Sonderausstattung jeweils 500 Euro kosten würde.

Fazit: Mit dem Note haben die Japaner ein ansehnliches und kompaktes Familienauto auf die Räder gestellt, das in punkto Platzverhältnis und Raumausnutzung, aber auch cleveren Detaillösungen mit den deutschen Wettbewerbern allemal mithalten kann. Ob sportlich ambitionierte Familienväter dafür ihren PS-starken Kurvenkünstler eintauschen werden, ist jedoch eher unwahrscheinlich.