Nur 758 Kilometer durfte er fahren, ehe der Porsche GT4 RS in Slowenien der Flut zum Opfer fiel. Danach war er eigentlich ein wirtschaftlicher Totalschaden. Eine Werkstatt in Solingen sieht unter dem Schlamm einen echten Schatz – und will den Sportwagen nun mit allen Mitteln retten.
Nein, das Kürzel "RS" steht bei Porsche eigentlich nicht für "Regen und Schlamm" – bei diesem Fahrzeug würde es aber passen. Denn was dem Halter dieses Porsche GT4 RS passiert ist, wünscht man keinem. Nachdem der Sportwagen vergangenes Jahr im Frühsommer endlich im slowenischen Porsche Center Ljubljana abgeholt werden konnte, durfte der neue Eigentümer nur 758 Kilometer fahren. Anfang August stand der Wagen dann in einer Tiefgarage, die bei der Jahrhundertflut vollständig überschwemmt wurde. Drei Tage stand der GT4 RS vollständig unter Wasser, ehe die Pumpen liefen und die Fahrzeuge geborgen werden konnten.
Was blieb, war Schrott. Wasser und Schlamm hatten sich tief in das Fahrzeug gearbeitet, sämtliche Elektronik war tot. Aus dem nagelneuen Porsche GT4 RS wurde innerhalb nur weniger Wochen ein wirtschaftlicher Totalschaden. Bis ihn Ricardo Sciascia fand. Als Inhaber von RS Dynamics, einer Werkstatt in Solingen, beschäftigt er sich hauptberuflich mit Fahrzeugveredelung, Tuning und Lackschutz.
Über 180.000 Euro für die Tonne
Sein Ziel: Der GT4 RS muss wieder leben. Immerhin liegt der Preis eines intakten Fahrzeugs mit dem Weissach-Paket und der übrigen Sonderausstattung bei über 180.000 Euro. Und das ertrunkene Auto hat ab Werk eine Lackschutzfolierung, wodurch die Karosserie und das Carbon vollkommen unbeschadet blieb. Das ist auch deshalb beachtlich, da der Wagen aus einer anderen Ecke der Tiefgarage geborgen wurde, als der, in welcher er vor der Flut abgestellt wurde.
Nach kurzer Begutachtung kaufte Sciascia den Porsche für eine unbekannte Summe und holte ihn in seine Werkstatt nach Deutschland. Dort angekommen brauchte er einen Kran fürs Abladen, da der viele Schlamm das Auto sogar am Rollen hinderte.
Seine Verlobte war zunächst skeptisch, teilt sie dem stern im Gespräch mit. "Wer hat damit schon Erfahrung und ist so bekloppt und kauft sich solch ein kaputtes seltenes Fahrzeug? Aber dann haben wir zusammen überlegt und ich habe Ricardo gesagt: Wenn er sich das zutraut und meint, er könne das schaffen, stehe ich hinter ihm und bin dabei", berichtet Marleen Riemen. "Aber vor allem bin ich der Überzeugung, dass, wenn einer solch ein Projekt schafft, er es ist. Der beißt sich durch alles durch. Hauptsache er kommt an seinem Ziel an."
Die Arbeit am Porsche GT4 Rs könnte Monate dauern
Das "Seacret" getaufte Projekt hat inzwischen Fahrt aufgenommen. Der Porsche GT4 RS wird aktuell vollständig zerlegt und gereinigt. In diversen Videos auf den unterschiedlichen Plattformen des Unternehmens kann man sehen, dass der Schlamm wirklich überall gelandet ist – und eimerweise aus den vielen Hohlräumen des Wagen geschaufelt werden muss.
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Das Fahrzeug steht schon seit November in den Hallen von RS Dynamics. Im Dezember entschied sich die Crew, das Projekt öffentlich zu machen. Mit Erfolg. "Dass es so viral geht hat uns natürlich sehr gefreut, war aber nie unser Ziel. Wir dachten, wir stellen das für etwas mehr Sichtbarkeit und Reichweite für unsere Werkstatt einfach mal online. Nun ist das Interesse so groß geworden, dass wir bald einen YouTube Kanal eröffnen und jeden der Lust hat uns zu verfolgen auf unsere Reise mitnehmen", erklärt Riemen.
Wie lange die Arbeit am "Seacret"-Porsche noch andauert, ist offen. In den Beiträgen zu dem Auto ist gut zu sehen, dass wirklich jedes erdenkliche Teil mit einer Schlammkruste umzogen ist und gereinigt werden muss. Zum Glück hat Sciascia etwas Hilfe. "Auch unsere drei Mitarbeiter in der Werkstatt stärken uns dabei den Rücken, damit wir uns nach dem eigentlichen Feierabend in der Werkstatt gegen 18:00 ruhigen Gewissens an das Projekt machen können", freut sich seine Verlobte.