Greyhound Busse für Deutschland, das wünscht sich Verkehrsminister Ramsauer. Wieso es in Deutschland nur wenig Buslinien im Fernverkehr gibt, weiß kaum jemand. Ein Gesetz aus der Nazizeit, das nur Verkehrsspezialisten kennen, verbot den Busverkehr einfach – bis heute. Erklärtes Ziel damals: Die Leute sollten nicht Bus, sie mussten Reichsbahn fahren. Das Nazi-Reich und die Bundesbahn sind inzwischen untergegangen, die Vorschrift jedoch nicht. Sie schützt die Deutsche Bahn weiterhin vor unliebsamer Konkurrenz. Union und FDP wollen die unsinnige Einschränkungen des Busverkehrs aufheben, das geht aus dem Entwurf für eine Reform des Personenbeförderungsgesetzes hervor. Ab 2012 könnten dann Fernbusse in Deutschland rollen.
Auf den schnellen Hauptverkehrsstrecken und über lange Distanzen muss die Bahn die Konkurrenz nicht fürchten. Im Wettlauf mit dem ICE auf der Strecke von Hamburg nach München kann der Bus nicht mithalten. Nur bei Reisenden, die sehr aufs Geld achten müssen, wird der Bus hier eine Alternative sein. Anders sieht es bei mittleren Strecken um 400 Kilometern und auf den Verbindungen zwischen kleineren Städten aus, denn abseits der profitablen ICE-Routen ist das Angebot der Bahn bei weitem nicht so attraktiv.
Deutlicher Preisvorteil
In jeden Fall wird eine Busreise wesentlich billiger als eine Bahnfahrt. Während der Normalpreis im ICE von Berlin nach Hamburg bei 70 Euro liegt, werden für die gleiche Strecke im Bus nur 27 Euro fällig, hat die Stiftung Warentest ermittelt. Konkurrieren erst mehrere Buslinien, ist mit noch günstigeren Angeboten zu rechnen. Ein Preis von weniger als 40 Prozent des Preises eines Bahntickets wird nicht nur Schüler, Studenten und Geringverdiener locken. Außerdem gibt es bei Bussen bereits jetzt Angebote für Sonderkontingente, Frühbucher oder schwach ausgelastete Zeiten. Statt 27 Euro werden dann nur neun Euro verlangt. Für Familien dürfte diese Angebote genau so interessant sein, wie für reiselustige Senioren und andere, bei denen es auf eine Fahrtstunde mehr oder weniger nicht ankommt.
Busreisen schonen die Umwelt
Neben regulären Linien sind auch Routen zu typischen Ausflugszielen denkbar. Hier kann der Bus einen anderen Vorteil ausspielen: Er kann die Reisenden an jedem beliebigen Ort absetzen. Aus dem Münchner Stadtzentrum kann er direkt an die Skipiste oder aus Hamburg an den Nordseestrand fahren. Sicher ist, dass die Mitfahrzentralen massiv unter den Linienbussen leidem werden. Der Preis eines regulären Bahnticket beträgt ein Mehrfaches der Kosten einer Mitfahrgelegenheit, der Preisvorsprung gegenüber einem Bus ist gering.
Besonders unangenehm: Die Buslinien werden nicht nur bei den Preisen alle Konkurrenten unterbieten können, sie werden auch Reklame damit machen können, dass eine Busreise mit Abstand die beste Umweltbilanz aufweist.