Fehlende Ultraschallsensoren "Nicht auf den Parkassistenten hören" - Tesla-Fahrer enttäuscht von Musks Billig-Einparkhilfe

Tesla Model 3
Akurates Einparken mit einem Tesla ist seit dem Wegfall der Ultraschallsensoren schwieriger geworden.
© Felix Mizioznikov / Imago Images
Seit Monaten rollen bei Tesla Autos vom Band, denen Ultraschallsensoren fehlen. Lange konnten die Autos deshalb beim Einparken keine Hilfe leisten. Mit einem Update übernahm die Kamera diesen Job – doch vorher funktionierte es wohl deutlich besser.

Im Oktober 2022 verloren Tesla-Fahrzeuge ein wichtiges Ausstattungsmerkmal. Die Ultraschallsensoren wurden entfernt – und damit die Einparkhilfe. Letztere fehlte fast ein halbes Jahr, ehe Tesla eine Funktion namens "Vision Park Assist" nachreichte, die Einparken mittels Messungen der Kameras ermöglicht. 

Nachdem Tesla das Update mit der Versionsnummer 2023.6.9 herausgab, füllten sich einschlägige Foren schnell mit Kritik daran, dass die Kameras ganz offenbar einen schlechteren Job machen, als es die Sensoren zuvor taten – und das auch, wenn die Bedingungen eigentlich optimal sind. Bei Verschmutzung, externen Lichtquellen, Sonneneinstrahlung oder fehlendem Licht fallen die Ergebnisse noch schlechter aus.

Auch nach einem Monat "Eingewöhnung" kann Tesla nicht überzeugen

Inzwischen ist über ein Monat vergangen, aber die Kritik an der Tesla-Einparkhilfe ebbt nicht wirklich ab. Das IT-Fachmagazin "Golem" veröffentlichte erst kürzlich einen Erfahrungsbericht, in dem der Autor seine Beobachtungen beschreibt. Er kommt unweigerlich zu dem Fazit: "Ich persönlich würde meinen Tesla nicht ohne den ausdrücklichen Hinweis verleihen: 'Nicht auf den Parkassistenten hören'". 

Er begründet das mit "sehr ungenauen und durchwachsenen" Ergebnissen beim Einparken. Das betreffe nicht nur die willkürliche Aktivierung des Systems, das sich auch an Ampeln und im zähfließenden Verkehr zuschaltet, sondern insbesondere auch die vollkommen falschen Abstände, die die Tesla-Kamera angibt. "Wenn der Tesla 50 cm anzeigt, sind es gerne mal nur 10 cm – oder umgekehrt", heißt es.

Diese Eindrücke teilen auch andere Tesla-Fahrer, etwa Youtuber Andi vom Kanal "Smarter Energy", der den Assistenten als "absolute Vollkatastrophe" betitelt. Im Video steigt der durch den Tesla gemessene Abstand, obwohl Andi seinen Wagen zurücksetzt – die Zahl müsste also sinken. Irgendwann pendelt sie sich ein. Bei 45 Zentimetern Abstand laut Anzeige hält er an – und misst nach. In der Realität sind es 35 Zentimeter. Das gleiche Prozedere beim Vorwärtseinparken. Das Display zeigt 70 Zentimeter an (und wechselt immer wieder die Angabe) – tatsächlich sind es 1,20 Meter. 

Ein weiterer Test kommt von Youtuber "Elektro Ronny". Er spricht sehr wohlwollend von der Technik, muss aber letztlich ebenfalls feststellen, dass insbesondere das Vorwärtseinparken mit einer Toleranz von mehr als zehn Zentimetern recht ungenau ist. Das freundliche Fazit: "Das könnte man auf jeden Fall noch optimieren."

Dem stern liegt ebenfalls ein Bericht aus erster Hand vor. Ein Tesla-Fahrer, der sein Auto noch vor dem Wegfall der Sensoren bestellt hatte, aber vor dessen Lieferung explizit zustimmen musste, auf die Bauteile zu verzichten, schreibt: "Aus meiner Sicht ist die Software für die kamerabasierten Parksensoren nicht wirklich ausgereift und auch nicht vertrauenswürdig. Die angezeigten Abstände ändern sich teilweise um bis zu 10 cm, ohne dass sich irgendwas bewegt. Hier muss Tesla auf jeden Fall noch was in Sachen Software nachliefern. Aktuell ist es nur eine schöne Anzeige, die einem nicht wirklich was bringt. Was ganz gut funktioniert ist die Anzeige von Bordsteinkanten."

Tesla spart pro Fahrzeug 114 US-Dollar

Warum sich Tesla auf diesen faulen Kompromiss einlässt, liegt wohl vor allem am Geld. Laut "Teslarati" spart der Hersteller durch das Weglassen der Ultraschallsensoren pro Fahrzeug 114 US-Dollar. Bei zuletzt 1,31 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen ergibt das rund 150 Millionen US-Dollar Ersparnis – oder eine weitere Möglichkeit, die Preise zu senken. Auch das gehört zur Strategie des Unternehmens.

Doch Tesla hat mit dem Ausbau der verlässlichen und erprobten Ultraschallsensoren auch Probleme geschaffen, die es vorher nicht gab und auch nicht nach einer Lösung verlangten. Die Ersparnis von 114 US-Dollar wirkt bei vielen Modellen außerdem recht lächerlich, denn der Wegfall betrifft nicht nur das Model 3, sondern auch die Luxus-Autos X und S, deren niedrigster Einstiegspreis bei 102.000 Euro liegt.

Möglicherweise kann Tesla die aktuellen Probleme durch neue Hardware lösen. Mit der kommenden Technik namens "Hardware 4.0" sollen mehr Kameras an Bord verbaut werden, die außerdem mit einer höheren Auflösung arbeiten. Das könnte im Ergebnis für zuverlässigere Angaben bei Abstandsmessungen sorgen. 

Aber: Es ist nicht damit zu rechnen, dass "Hardware 4.0" als Nachrüstkit für bereits gebaute Fahrzeuge angeboten wird. Fahrer eines aktuellen Autos, deren Sensoren offensichtlich zu früh entfernt worden sind, stehen damit im Regen.

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