"Dragonshard" Schlacht im Drachenreich

"Command&Conquer"-Produzent Ed del Castillo macht das, was er am besten kann: launige Echtzeitstrategie-Games. Diesmal dient das "Dungeons&Dragons"-Universum als Vorlage.

Für alle, die etwas damit anfangen können: "Dragonshard" fußt auf der "Kerker&Drachen"-Version 3.5. Aber so genau halten sich Ed del Castillo und sein Team ohnehin nicht an die Regeln, die ansonsten von Rollenspielern pedantisch befolgt werden. Vielmehr hat man sich einem Teil der Welt von "D&D" bedient und massig bekannte Charaktere und Monster in ein Strategiespiel importiert, das dem etwas zu Unrecht gefloppten "Armies of Exigo" in vielerlei Hinsicht ähnlich ist.

Ausgangspunkt der zwei Einzelspielerkampagnen mit insgesamt 21 Missionen ist ein Konflikt in der Fantasy-Welt von Eberron. Diese besteht aus drei toten Drachen, wovon Eberron die Ober- und sein Pendant Khyber die Unterwelt bildet. Schließlich gibt es noch Siberys, der seine Kollegen als galaktischer Asteroidengürtel umhüllt. Auf dessen Herz hat es der Flammenorden der Menschen abgesehen. Das wiederum wollen die Lindwurmfreunde aus dem Volk der Echsenwesen verhindern. Und zu allem Unglück mischen sich auch noch die dunklen Elfen der Umbragen ein. Letztere tauchen zwar lediglich als KI-Gegner auf, für Zündstoff ist dennoch gesorgt.

Einige Schauplätze besucht der Spieler mehrmals, um die jeweilige Position seines Volkes durchzusetzen. Die Geschichte bietet spannende Fantasy-Kost, kann sich aber nicht mit anderen "D&D"-Werken à la "Baldur's Gate" messen.

Aufgrund seiner Rollenspielvorlage ist der Aufbaupart von "Dragonshard" stark eingeschränkt. So lassen sich wie bei EAs "Schlacht um Mittelerde" nur an festen Positionen weitere Gebäude zur Rekrutierung von Einheiten errichten. Von architektonischer Willkür ist allerdings abzuraten, da sich Kasernen gegenseitig in ihrer Produktivität beeinflussen. Nicht selten muss die eigene Festung, hier Nexus genannt, komplett während einer Mission umgebaut werden, um einer neuen Bedrohung Herr zu werden.

An Rohstoffen herrscht jedoch kein Mangel: Jede beliebige Einheit kann aus unerschöpflichen Quellen Gold und Kristalle abbauen. Erbitterte Schlachten um Ressourcenlager bleiben deshalb leider aus. Dafür können nur mit gewonnenen Erfahrungspunkten Upgrades für die eigenen Streiter gekauft werden.

Wie beim Referenztitel "Warcraft 3" von Blizzard kämpft sich der Spieler in "Dragonshard" mit einigen Helden durch die Kampagnen. Vor jeder Mission kann er seinen aktuellen Champion wählen, der klassischen D&D-Kategorien entstammt. Magier, Schurke, Paladin und Co. trumpfen mit Sonderfähigkeiten auf, die normale Recken auf dem Schlachtfeld nicht beherrschen. Sie schleudern Feuerbälle, heilen andere Einheiten, entschärfen gemeine Fallen oder stacheln ihre Truppen zusätzlich an.

In jeder Mission können sowohl Ober- als auch Unterwelt betreten werden, was buchstäblich für taktischen Tiefgang sorgt. In die stimmungsvollen Gewölbe dürfen allerdings nur wenige Einheiten, und "Dragonshard" avanciert zum Action-Rollenspiel. Mit einer kleinen Truppe an tapferen Recken kämpft sich der Spieler durch die gegnerischen Reihen oder erfüllt kleinere Nebenquests, die alle recht ähnlich gestrickt sind.

Dragonshard

Hersteller/Vertrieb

Liquid Entertainment/Atari

Genre

Strategie

Plattform

PC

Preis

ca. 50 Euro

Altersfreigabe

ab 12 Jahren

Fazit: Trotz durchschnittlicher Story, etwas klobiger 3-D-Optik und einem sparsamen Aufbaupart ist "Dragonshard" ein äußerst kurzweiliger Mischling aus Echtzeitstrategie- und Action-Rollenspiel geworden. Nur ein zweites "Warcraft 3" sollte man nicht erwarten.

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Christian Pfeiffer/Teleschau

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