"Ein Eingeständnis der größtmöglichen Niederlage"

Ein Kommentar von Thomas Borchert

Toll! Nun können also die neuesten Macs mit Intel-Prozessor auch Windows XP laufen lassen. Und das wird bei Apple, in den Medien und bei den Apple-Nutzern auch noch als große Errungenschaft gefeiert. Für mich ist es das Eingeständnis der größtmöglichen Niederlage.

Warum? Seit Jahrzehnten behauptet nicht nur Apple, sondern auch die wenigen, aber fast ausnahmslos fanatischen Kunden, der Mac sei in jeder Hinsicht der bessere PC. Und in vielerlei Hinsicht war das auch so: Die Geräte waren und sind in der Regel hübscher, die Benutzeroberfläche nicht nur das, sondern auch besser und einfacher. Doch das soll jetzt alles nichts mehr gelten: Gefeiert wird, dass man auf Microsoft Windows umsteigen kann. Das ist für Mac-Besitzer deshalb ein Vorteil, weil es eben doch jede Menge Software nur für Windows gibt - und nicht für den Mac.

Die Firma von Steve Jobs hat es über die Jahrzehnte geschafft, ihr elitäres Image bis zur Arroganz auszubauen. Aber ihren Kunden ein ausreichendes Spektrum an Software zu verschaffen - das hat sie nicht geschafft. Ihre Benutzeroberfläche so deutlich besser als Windows zu machen, dass richtig viele Menschen Macs kaufen statt Windows-PC - auch das hat sie nicht geschafft. Und deshalb kapituliert sie jetzt, feiert "Boot Camp" und die Tatsache, dass Intel-Macs nun nicht mehr sind als teure Designer-PC. Teure Windows-Designer-PC. So etwas gibt's übrigens auch von anderen Herstellern. Nicht von vielen. Denn der überwiegenden Mehrheit der Kunden ist es ganz offenbar wurscht, wie grau und beige ihr Rechner ist, wenn man beim Kauf nur geil geizig sein kann.

Bleibt also: Die Firma Apple bietet das Privileg, einen besonders aufwändig gestalteten Windows-Rechner zu einem besonders hohen Preis kaufen zu dürfen. Das nennt man "in Schönheit sterben". Toll!

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