"Ferrari Challenge" Unterwegs mit Steckenpferden italienischer Ingenieurskunst

"Ferrari Challenge" darf zweifellos als virtuelle Hommage an die Edelkarosserie-Schmiede aus Maranello betrachtet werden. Gleichzeitig ist das Game für PS3, PS2 und Wii derzeit vermutlich die günstigste Art, an eine ganze Garage mit roten Flitzern zu kommen.

Das vielleicht vorweg: "Ferrari Challenge" ist nicht das beste Rennspiel der Welt geworden. Aber auch kein schlechtes. Unter Mithilfe von Bruno Senna - Neffe der Fahrerlegende Ayrton Senna, selbst erfolgreich in der GP2 unterwegs und heißer Aspirant auf ein Formel-1-Cockpit - entstand ein Titel, der irgendwo zwischen Arcade-Games à la "Race Driver: Grid" und Hardcore-Simulationen wie "GT 5 Prologue" anzusiedeln ist. In welche Richtung sich letztlich die Balance und das Handling von "gutmütig" nach "giftig" verschiebt, liegt am Spieler, der jede Menge Fahrhilfen wie ABS, ESP, Traktionskontrolle und eine intelligente Ideallinie in mehreren Stufen zu- oder abschalten darf. So kommen nicht nur Profis auf ihre Kosten, sondern auch Einsteiger, die mit den roten Flitzern aus Maranello ein paar unbeschwerte Runden drehen wollen.

Anfangs steht dafür nur ein F430 zur Verfügung. Erst durch Siege im Herausforderungsmodus, mit drei Meisterschaften das Kernstück des Spiels, werden weitere Modelle und insgesamt 16 internationale Strecken der gleichnamigen Ferrari-Challenge-Rennserie freigeschaltet. Die Auswahl reicht von den italienischen Kursen Monza, Misano und Mugello über Spa, Silverstone und Hockenheim bis hin zum Infineon Raceway und Homestead-Oval im sonnigen Kalifornien.

Ungewöhnlich: Während der Meisterschaften müssen meist auf jeder Strecke zwei Rennen inklusive Qualifying hintereinander gefahren werden. Weil dabei allerdings keine feste Rundenanzahl vorgegeben ist, sondern nur die Gesamtdauer (5 oder 15 Minuten), nach deren Ablauf die Final Lap eingeläutet wird, kann das Ganze mitunter zur monotonen Arbeit ausarten: Mehr als eine halbe Stunde auf ein und derselben Strecke verbringen? Abwechslung sieht irgendwie anders aus.

Aber die Mühe lohnt. Nach und nach tummeln sich dank der erspielten Credits immer mehr Steckenpferde italienischer Ingenieurskunst in der eigenen virtuellen Garage - vom 1958-er 250 Testa Rossa über den F40 bis hin zum 800-PS-starken FXX. Nahezu jede Schönheit, die in Maranello das Licht der Autowelt erblickt hat, wurde mit enormer Detailverliebtheit ins Programm übertragen, weshalb man "Ferrari Challenge" durchaus als virtuelle Hommage betrachten darf.

Zahlreiche Perspektiven und eine Replay-Funktion bieten ausreichend Gelegenheit, die Boliden aus allen Blickwinkeln zu bewundern. Ohnehin drückt die Raserei auch optisch gehörig aufs Gas: Die Regenschauer sind spektakulär, die Strecken hervorragend umgesetzt. Laub wirbelt auf, wenn man durch die Waldpassagen von Monza jagt - und wer dann auch noch den Bremspunkt verpasst, kann dabei zusehen, wie sein Prunkstück ein paar unschöne Kratzer und Dellen bekommt. Das Schadensmodell hat allerdings keinerlei Auswirkungen auf das Fahrverhalten - ebenso wenig das wilde Gestikulieren, wenn man sein Auto in der Cockpitperspektive steuert und dabei den Sixaxis-Controller in die Höhe reißt. Da übersieht man gerne auch die seltenen Einbrüche in der Bildwiederholungsrate, wenn sich 16 Fahrzeuge gerade in eine Kurve quetschen ...

Ferrari Challenge

Hersteller/Vertrieb

System3/Koch Media

Genre

Rennspiel

Plattform

Nintendo DS, PlayStation3, Wii

Preis

ca. 70 Euro

Altersfreigabe

o.A.

Abgerundet wird "Ferrari Challenge", das sich mit satten Motorensounds und sakralen Chorklängen akustisch passend in Szene zu setzen weiß, von diversen anderen Modi. Gut: Zeit-, Arcade- und Trophäenrennen sind nicht nur bloßes Beiwerk, sondern warten ebenfalls mit freischaltbaren Boni auf - etwa zusätzlichen Karten für das integrierte Quartett. Leider lassen sich die Leistungswerte nicht online vergleichen, dafür aber Rennen mit bis zu 16 Teilnehmern austragen. Theoretisch zumindest. Beim Test klappte eine stabile Verbindung nur selten. System3 versprach bereits einen Patch.

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Gerd Hilber/Teleschau

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