Aber das fällt Zockern ohne entsprechende Full-HD-Glotze gar nicht auf. Sie staunen stattdessen bereits beim Vorspann, der nicht nur den deutlichen Quantensprung im Vergleich zum Vorgängermodell deutlich macht, sondern auch zeigt, dass die PS3 durchaus das Potenzial hat, in Sachen Grafikpower den Konkurrenten Xbox360 zu schlagen - sollten die Entwickler tatsächlich irgendwann mal Herr über den Cell-Prozessor und dessen Möglichkeiten werden.
Auf einen schnellen Blick ist es schwer zu unterscheiden, ob es sich bei dem, was auf der Mattscheibe passiert, um die Cutscene eines Videogames handelt oder um einen Dokumentarfilm über das Monument Valley. Das Tal in Utah dient nicht nur dem Spiel als Kulisse, sondern wird tatsächlich regelmäßig von den Besuchern des "MotorStorm"-Festivals heimgesucht.
Das Äußere zählt, wenn es um die Beurteilung eines Titels für eine brandneue Konsole geht. Und den positiven Ersteindruck kann die Ingame-Optik bestätigen: Die rötlichen Sandsteinberge sind extrem detailliert gestaltet. Elemente am Straßenrand wie wehende Fahnen oder schrottreife Wracks peppen das Szenario zusätzlich auf. Auch die Modelle und Texturen der Fahrzeuge beeindrucken. Wer will, kann die Windungen der Radfederungen zählen. Oder die Kerben im Steinboden. Oder die Dreckspritzer auf der Windschutzscheibe ...
Unter der Haube von "MotorStorm" verrichtet eine Physikengine ihren Dienst, deren Qualitäten erst zum Vorschein kommen, wenn man die verschiedenen Fahrzeugtypen testet. Zur Wahl stehen Motorräder, Quads, Buggys, Rallye-Autos, Renntrucks, Geländewagen und LKWs. Jede Vehikelklasse weist je nach Bodenbelag ein völlig anderes Fahrverhalten auf. So sind beispielsweise Bikes besonders wendig, aber auch leicht von der Piste zu fegen. Ein Renntruck dagegen ist robust, beschleunigt dafür nur träge.
Aufsehenerregende Crashs führen in schöner Regelmäßigkeit zu hässlicher Beulenpest am Auto und das ausgefuchste, aber weitestgehend sinnfreie Schadensmodell vor Augen. Wer etwa mit gezündetem Boost über eine Rampe donnert und an der Wand zerschellt, sieht seinen fahrbaren Untersatz in 1.000 Teile zerspringen. Spätestens hier vermisst man jedoch schmerzlich die fehlende Vibrationsfunktion des neuen Sixaxis-Controllers, der sich im Gegenzug wie ein echtes Lenkrad bedienen lässt - sofern die erstaunlich präzise Sensoren-Funktion aktiviert wurde.
Dynamisches Sonnenlicht, Tiefenschärfe und hochauflösende Grafik sorgen dafür, dass den Spieler irgendwann das Gefühl beschleicht, bei der Hatz über Stock und Stein mittendrin statt nur dabei zu sein - insbesondere, wenn er als Blickwinkel die Cockpit-Perspektive wählt. Diese ist zwar schwerer zu steuern, dafür aber sitzt man hautnah im Geschehen.
Wer bis dato noch ein Argument für die Anschaffung eines HD-Fernsehers gesucht hat, wird mit der PS3 fündig: Die Grafikpracht kommt auf einer klassischen Mattscheibe nicht mal annähernd zur Geltung. Der einzige Schönheitsfehler dagegen ist die geizige Auswahl an Strecken und Spielmodi: Lediglich acht Kurse stehen zur Wahl. Da sie allesamt im Monument Valley liegen, bieten die Szenarien trotz zahlreicher Abkürzungen so wenig Abwechslungsreichtum wie eine Dieter-Bohlen-Platte. Und wer sämtliche Tickets zu den rund 50 Rennveranstaltungen gelöst hat, findet nur noch im Netz Abwechslung. Zeitfahren oder freie Rennen gibt es ebenso wenig wie einen ausgewogenen Schwierigkeitsgrad und eine Split-Screen-Variante für heimische Duelle. Dafür rockt der Soundtrack gewaltig und bietet sowohl Martialisches von Nirvana, Monster Magnet, Slipknot und Co., als auch Electroclash von Acts wie Lunatic Calm.
MotorStorm
Hersteller/Vertrieb | Evolution/Sony Computer Entertainment |
Genre | Rennspiel |
Plattform | PlayStation3 |
Preis | ca. 65 Euro |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
Alles in allem ist "MotorStorm" ein gelungener Einstieg in die Schlammschlacht mit den Konkurrenz-Konsolen und trotz geringem Umfang sicherlich einer der besseren Starttitel für die PS3.