Es ist immer wieder die gleiche Masche: Aus dem heiteren Himmel klingelt das Telefon - und ein vermeintlicher Anrufer von Microsoft will den Rechner reparieren. Doch was noch hervorragendem Service des Windows-Konzerns klingt, ist eigentlich eine miese Masche. Und kann am Ende viel Geld kosten.
“Der Anruf kam laut Nummer irgendwo aus Niedersachsen”, erinnert sich Frau G. aus Düsseldorf (Name ist der Redaktion bekannt). Der Anrufer sprach Englisch mit “asiatischem” Akzent, erklärte ihr, dass ihr Rechner eine Gefahr sei - und andere PCs mit Viren verseuche. Sie habe sich zwar gewundert, die Möglichkeit bei ihrem Uralt-Laptop noch mit Windows 7 aber nicht ganz ausgeschlossen.
Zunächst hörte sie sich die Geschichte noch an. Man habe sie über die IP-Adresse gefunden, behauptete der Anrufer "und ratterte dann so eine endlose Zahlenkombination herunter". Ihr Einwand, dass der Laptop während des gerade beendeten Urlaubs schon länger nicht eingeschaltet war, wurde schnell abgeschmettert: Die Meldung sei schon länger her, so der Anrufer. “Aber dann wollte er die ganze Zeit, dass ich an den Rechner gehe und dort etwas mache. Der wurde richtig aggressiv. Da hab ich erklärt, dass ich jetzt das Gespräch beende.“ Es folgten weitere Anrufe, die Frau G. aber ignorierte.

Weit verbreitete Masche
Frau G. hatte Glück. Und den richtigen Instinkt. Immer wieder versuchen Betrüger, sich auf diese Weise Zugang zu Rechnern zu verschaffen. Die Opfer sollen dann zunächst Fernwartungsprogramme herunterladen, mit denen die Betrüger die Kontrolle übernehmen können, warnt die Polizei Südhessen. So können sie dann weitere Schädlinge installieren und auch Zugriff auf sensible Daten wie das Bankkonto erhalten. Einem 59-jährigen Opfer aus Rüsselsheim sollen so gerade 12.000 Euro gestohlen worden sein, warnen die Beamten.
Auch dem Verbraucherschutz sind die Anrufe bekannt. In einem großen Beitrag berichtet etwa die Verbraucherzentrale NRW über sie. Neben den englischsprachigen gebe es auch Anrufer, die ihr Glück auf gebrochenem Deutsch versuchen. Zudem müsste nicht jedes potenzielle Opfer selbst angerufen werden. Zahlreiche gefälschte Popups auf Internetseiten oder auch in Windows selbst würden suggerieren, dass man sich schnell an Microsoft wenden müsse - mit passenden Nummern zu den Abzockhotlines. Auch ohne Zugriff auf das Bankkonto können die teuer werden: Bis zu 400 Euro verlangen die Microsoft-Betrüger laut den Verbraucherschützern für ihre "Dienste".
Das sagt Microsoft zu den Anrufen
Auch Microsoft weist seine Kunden auf die falschen Mitarbeiter hin. Der Konzern gibt an, niemals ungefragt Kunden anzurufen. Selbst in echten Supportfällen ist der Telefonkontakt die Ausnahme, die meisten Probleme werden über E-Mails gelöst, so das Unternehmen. Zudem frage der Support nie nach Kreditkarteninformationen. Auf seiner Webseite gibt Microsoft Tipps, wie Betrogene vorgehen sollten, zudem kann man dort die Anrufe und die genutzte Rufnummer melden.
Diese Funktion ist besonders dann nützlich, wenn man gleich mehrere Anrufe erhält. Das war sowohl bei Frau G. als auch unserem Leser Herr P. der Fall. "Die Nummern waren alle recht ähnlich", erinnert sich Frau G. "Irgendwann kamen aber auch welche aus dem Ausland hinzu." Sie wurde vor allem in jüngster Zeit angerufen.
Bei Herr P. klingelte das Telefon vor allem im letzten Frühjahr immer wieder. Nachdem er die Anrufer am Anfang immer wieder mit dem Hinweis abwimmeln konnte, dass er nicht mit Windows sondern auf einem Mac-Rechner arbeitete, hatte er irgendwann genug. Er nahm das Gespräch auf, hier können Sie es sich anhören. Immer wieder wird P. im Anruf gedrängt, dem Betrüger mit Fernwartungsprogrammen Zugang zu seinem Rechner zu geben - obwohl die Tools auf dem Mac gar nicht laufen.
Mittlerweile wird Herr P. nicht mehr angerufen. Mit einem Mangel an Enthusiasmus der Microsoft-Betrüger hat das aber nicht zu tun: Mit einem Umzug wechselte er schlicht auch die Telefonnummer. Und hat seitdem Ruhe.