Im Zweikampf mit dem Computer sieht Schachgroßmeister Garri Kasparow die künstliche Intelligenz im Vorteil: "Sie weiß nicht einmal, ob sie verliert oder gewinnt", sagte Kasparow vor dem Start eines auf vier Spiele angelegten Turniers gegen das Schachprogramm X3D Fritz in New York. "Ein Mensch aber wird von vielen Dingen beeinflusst - von persönlichen Emotionen, vom Wetter." Deswegen werde es für einen Menschen in wenigen Jahren nahezu unmöglich sein, sich im Schach gegen einen Computer zu behaupten.
Erstmals in der virtuellen Realität
Drei Runden des ungleichen Duells hat der Moskauer bereits absolviert: 1996 gewann er gegen den IBM-Computer "Deep Blue". 1997 verlor er gegen eine technisch verbesserte Version von "Deep Blue". Und Anfang dieses Jahres erreichte Kasparow ein Remis gegen das israelische Schachprogramm "Deep Junior". "Dieses Mal werde ich hoffentlich besser sein", sagte Kasparow vor der ersten Partie. Die Internationale Vereinigung für Computerspiele (ICGA) und der Schachverband der USA (USCF) haben das Match als erste offizielle Schachweltmeisterschaft in der virtuellen Realität anerkannt.
Denn diesmal hängt das Schachbrett auf dem Computermonitor gewissermaßen in der Luft. Kasparow kann es mit einer 3D-Brille vor den Augen über einen Joystick in die gewünschte Position bringen. Seine Züge spricht er in ein Mikrofon, eine Spracherkennung gibt die Daten an die Schachsoftware weiter.
Gehirnjogging gegen unerschütterliche Gegner
Mit 40 hat Kasparow in der Schachwelt bereits ein reifes Alter erreicht. Mit den Spielen gegen einen Computer will er nach eigenen Worten sein Gehirn fit halten. "Gegen eine Maschine zu spielen, erfordert viel mehr Energie und Widerstandskraft", sagte Kasparow. "Es verlangt eine Perfektion, wie sie im Spiel gegen Menschen sonst nicht gefordert ist. Es kann sein, dass mein Bewusstsein nach drei oder vier Stunden gegen diese Situation rebelliert." Kasparow gilt als größter Schachspieler aller Zeiten. Von 1985 bis 2000 hielt er den Weltmeistertitel. Diesen verlor er zwar an seinen russischen Landsmann Wladimir Kramnik. Doch bei zehn danach folgenden internationalen Großturnieren sicherte er sich jedes Mal den ersten Platz.
Sponsor des einwöchigen Wettbewerbs ist das New Yorker Software-Unternehmen X3D Technologies, das die vier Spiele auch im Internet überträgt. Finanziell betrachtet kann Kasparow nur gewinnen: Bei einem Sieg erhält er 200.000 Dollar (175.000 Euro), bei einem Remis 175.000 Dollar und bei einer Niederlage 150.000 Dollar.