Polizisten-Biss auf Pussy-Riot-Demonstration Kasparow beißt verbal zurück

Polizisten beißt man nicht, dass weiß auch Garri Kasparow. Mit seinem Zahnbild will der Kreml-Kritiker beweisen, dass er auf der Demonstration für Pussy Riot nicht zugebissen hat.

Dem Kremlkritiker Garri Kasparow drohen bis zu fünf Jahre Lagerhaft, weil er bei einer Demonstration einen Polizisten gebissen haben soll. Der frühere Schachweltmeister wurde am Montag in Moskau vernommen, nachdem er am Freitag wegen seiner Teilnahme an der Kundgebung für die Punkband Pussy Riot vorübergehend festgenommen worden war.

Bei dem Verhör widersprach Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow unterdessen Vorwürfen, er habe einen Polizisten gebissen. "Das ist doch Wahnsinn! Ich stelle gerne mein Zahnbild zur Verfügung", sagte der Putin-Kritiker. "Es tut mir leid, wenn der Polizist sich die Hand verletzt hat, als er mir auf den Kopf geschlagen hat", schrieb Kasparow ironisch im Internetnetzwerk Twitter.

Fünf Jahre Lagerhaft für "Biss"

Er kündigte an, Anzeige wegen Verleumdung zu erstatten und gegen seine Festnahme Beschwerde einzulegen. Anschließend müsse das Ermittlungskomitee entscheiden, ob gegen ihn Ermittlungen wegen Gewalt gegen einen Polizisten eingeleitet würden. Darauf stehen fünf Jahre Lagerhaft. Während seines Verhörs sei ihm aber zugesagt worden, dass ein Video, das seine Version belege, an den Untersuchungsausschuss weitergeleitet werde.

Vize-Regierungschef Dmitri Rogosin hatte am Freitag keinen Zweifel an der Schuld Kasparows aufkommen lassen: "Ich werde das Innenministerium auffordern, dem Opfer ein Mittel gegen Tollwut zu geben", twitterte er. Der angebliche Zeuge Anton Zwetkow, Chef der regierungstreuen Organisation Offiziere Russlands, erklärte sich bereit, gegen Kasparow auszusagen. Er gab gegenüber der Nachrichtenagentur AFP aber zu, den Vorfall nicht persönlich gesehen zu haben.

Pussy Riot wollen keine Putin-Gnade

Trotz internationaler Empörung über das harte Urteil gegen drei Frauen der kremlkritischen Punkband Pussy Riot nimmt Russlands Justiz weitere Mitglieder der Skandalgruppe ins Visier. Die Behörden schrieben am Montag zwei Aktivistinnen der Band zur Fahndung aus, die ebenfalls am Punkgebet gegen Präsident Wladimir Putin in einer Moskauer Kirche teilgenommen haben sollen.

Auch diesen beiden Frauen würden Gefängnisstrafen wegen "Rowdytums aus religiösem Hass" drohen, teilte ein Polizeisprecher nach Angaben der Agentur Interfax mit. Am vergangenen Freitag hatte ein Gericht drei Pussy-Riot-Mitglieder zu je zwei Jahren Straflager verurteilt.

In der ersten offiziellen Stellungnahme der russischen Führung zum Urteil wies Außenminister Sergej Lawrow die andauernde Kritik am Schuldspruch als "Hysterie" zurück. Auch zum Beispiel in Deutschland werde Gotteslästerung kompromisslos bestraft, sagte Lawrow am Montag in Helsinki. "Man sollte vor dem Ende der Berufungsverhandlung keine Schlussfolgerungen ziehen", betonte Russlands Außenminister.

DPA
swd/AFP/DPA