Krieg am Himmel Ukraine schießt eigene defekte Drohne über Kiew ab – Kasparow spekuliert über Vorfall am Kreml

Vorfall im Video: Kontrolle verloren: Ukraine schießt eigene Drohne über Kiew ab
Sehen Sie im Video: Ukraine schießt eigene defekte Drohne über Kiew ab.




STORY: Zum vierten Mal binnen weniger Tage ist die ukrainische Hauptstadt Kiew Ziel eines Drohnenangriffs geworden. Am Donnerstagabend sei die Stadt rund 20 Minuten lang attackiert worden, meldeten die lokalen Behörden. Mindestens zwei Drohnen seien vom Luftabwehrsystemen abgeschossen worden. In diesem Zusammenhang hat die Ukraine nach eigenen Angaben auch eine ihre eigenen Drohnen zerstört. Man habe am Donnerstag während eines geplanten Fluges in der Region Kiew die Kontrolle über das Fluggerät verloren, hieß es. Daher sei die Drohne in der Luft zerstört worden. Ursache für das Problem sei wahrscheinlich ein technischer Defekt gewesen. Die örtlichen Behörden riefen für die Hauptstadt und ihre Umgebung Alarm aus. Anwohner, die sich in Schutzräume begeben hatten, sagten, die Drohnen seien nach der Ausrufung des Alarms schneller als gewöhnlich eingetroffen. Meldungen über Verletzte gab es zunächst nicht. Nachdem die abgeschossenen Drohnen abgestürzt seien, seien aber zwei Feuer ausgebrochen. Diese seien aber gelöscht worden, hieß es.
Luftalarm in Kiew. Eine Drohne der eigenen Streitkräfte war außer Kontrolle geraten und wurde von der Luftabwehr bekämpft. Derweil gibt es neue Spekulationen über den Vorfall am Kreml.

Die ukrainische Luftwaffe hat über Kiew eine eigene, mutmaßlich defekte Drohne abgeschossen. "Gegen 20.00 Uhr (19.00 Uhr MESZ) hat eine unbemannte Bayraktar TB2-Drohne bei einem geplanten Flug in der Region Kiew die Kontrolle verloren ... das Ziel wurde zerstört", teilte die Luftwaffe am Donnerstagabend mit. Mutmaßlich habe es einen technischen Fehler gegeben. Die ukrainische Hauptstadt war zuvor von mehreren Explosionen erschüttert worden. 

Eine Bayraktar-Drohne in der Ukraine
Eine Bayraktar-Drohne in der Ukraine
© ddp images

Zum Zeitpunkt der Explosionen sahen AFP-Journalisten eine Drohne, welche die ukrainische Luftabwehr abzuschießen versuchte. Die Militärverwaltung der Stadt erklärte, die Luftabwehr über Kiew sei im Einsatz. Über der Stadt hing eine schwarze Rauchwolke, als die Militärverwaltung mitteilte, der Luftalarm sei beendet.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko erklärte, die Feuerwehr habe ein Feuer im Erdgeschoss eines vierstöckigen Einkaufszentrums im Bezirk Solomjansky gelöscht. Es habe auf einer Fläche von 50 Quadratmetern gebrannt. Informationen über Opfer lägen nicht vor.

Garri Kasparow: Drohnen-Vorfall keine russische Inszenierung

Unterdessen gehen die Spekulationen über den vermeintliche Drohnenangriff auf den Kreml vom Mittwoch weiter. Der russische Regierungskritiker und frühere Schwachweltmeister Garri Kasparow (60) geht davon aus, dass es sich bei dem Vorfall auf dem Kreml-Gelände in Moskau nicht um eine russische Inszenierung handelt. "Die verbreitete Version, dass es eine Provokation des KGB war, bezweifle ich. Ich habe keine Probleme damit, mir vorzustellen, dass der KGB Fake-Events kreiert, um die Wut der Bevölkerung zu wecken, aber das ist das falsche Ziel", sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Gmund am Tegernsee.

Der KGB war der sowjetische Geheimdienst, aus dem der heutige Inlandsgeheimdienst FSB und der Auslandsdienst SWR hervorgingen. "Vor dem Hintergrund des Krieges wird eine Attacke auf den Kreml Putin von den Russen als Schwäche ausgelegt", sagte Kasparow. Er habe zwar auch nur die Informationen, die er aus den Medien erfahre, und könne sich irren, glaube bei dem Vorfall am russischen Machtzentrum aber eher an eine "Nachricht aus der Ukraine: Pass auf, wir können Euch erreichen".

Kasparow wurde als Schachgenie berühmt und 1985 mit nur 22 Jahren zum jüngsten Schachweltmeister der Geschichte. Nach dem Ende seiner Schachkarriere machte sich der Sohn eines deutsch-jüdischen Vaters und einer Armenierin einen Namen als scharfer Kreml-Kritiker. Er war Mitbegründer mehrerer oppositioneller Bündnisse, Kampagnen, Organisationen und Parteien und gilt heute als einer der führenden russischen Oppositionellen. Er lebt im Exil in New York.

DPA · AFP
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