Dem russischen Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow drohen nach seiner Festnahme am Rande des Urteilsspruchs gegen die Punkband Pussy Riot bis zu fünf Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin nach Informationen der Agentur Interfax vor, einen Beamten gebissen zu haben. Kasparow wies die Anschuldigung am Samstag zurück.
Insgesamt nahm die Polizei knapp 100 Menschen rund um das Gericht vorübergehend fest. Die drei Musikerinnen waren wegen Rowdytums aus religiösem Hass schuldig gesprochen worden.
Urteil sorgt weltweit für Empörung
Die Europäische Union (EU) und die USA reagierten mit scharfer Kritik auf das Urteil. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton erklärte, die zweijährige Haftstrafe sei unverhältnismäßig und ein weiterer Versuch, Oppositionelle einzuschüchtern. Das Urteil stelle ernsthaft infrage, ob Russland internationale Standards für unabhängige Gerichtsprozesse respektiere. "Dieser Fall reiht sich an den jüngsten starken Anstieg von politisch motivierter Einschüchterung und strafrechtlicher Verfolgung von Aktivisten der Opposition in der Russischen Föderation", betonte Ashton.
Auch das US-Präsidialamt nannte die Strafen unverhältnismäßig. In Washington erklärte ein Sprecher: "Wir verstehen zwar, dass das Verhalten der Gruppe für manche anstößig war, sind aber ernsthaft besorgt darüber, wie diese jungen Frauen vom russischen Justizsystem behandelt wurden."
Merkel und Amnesty protestieren
Das Urteil zeige, dass Staat und Kirche in Russland endgültig miteinander verflochten seien, kommentierte die #link;http://www.stern.de/kultur/nowaja-gaseta-90311886t.html;Zeitung "Nowaja Gaseta"# im Internet. Das Onlineportal newsru.com schrieb in Anlehnung an die mittelalterlichen Hexenprozesse: "Moskau, 21. Jahrhundert: Zwei Jahre für einen "satanischen Veitstanz"."
Der Schuldspruch sei "unverhältnismäßig hart", ließ Bundeskanzlerin Angela Merkel mitteilen. Auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa sowie Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch kritisierten das Urteil scharf.