Was sich bei Servern durchgesetzt hat, soll jetzt auch auf Heimrechnern Einzug erhalten: Der Umstieg auf die 64-Bit-Technik ist für Hersteller die logische nächste Stufe im unaufhaltsamen technischen Fortschritt.
Für Anwender bedeutet die Umstellung zunächst aber einigen Aufwand: Neben neuer Hardware benötigen sie auch entsprechende Software und ein passendes Betriebssystem. Auch bleibt fraglich, welchen praktischen Nutzen das Aufrüsten auf die nächste Generation der PC-Technik für Anwender bringt. Zudem kann der Umstieg mit Hindernissen verbunden sein.
Mehr Platz auf der Datenautobahn
"Mit der 64-Bit-Technik wird die Datenautobahn doppelt so breit", sagt Jan Gütter vom Chiphersteller AMD in München. Dadurch laufe auch der Datenverkehr schneller: 64-Bit-Systeme könnten im Gegensatz zu 32-Bit-Rechnern doppelt so viele Daten in der gleichen Zeit verarbeiten. Zudem biete die neue Prozessor-Architektur einen entscheidenden Vorteil im Vergleich zu älteren Modellen: Mit ihr würden wesentlich größere Speicherkapazitäten möglich. Bislang war die Menge an Arbeitsspeicher technisch auf maximal 4 Gigabyte begrenzt.
Neben passender Hardware finden Anwender auch zunehmend Betriebssysteme, die für einen Wechsel geeignet sind: Ob Windows Vista, Mac OS X oder Linux - immer mehr Plattformen werden an die 64-Bit-Technologie angepasst. Pflicht ist eine Umstellung für Windowsnutzer aber nicht: Auch Windows Vista wird weiter als 32-Bit-Version angeboten. Die 64-Bit-Editionen von Windows Vista richteten sich etwa an anspruchsvolle Spieler, sagt Bastian Braun, Produkt-Manager von Microsoft mit Deutschlandsitz in München. Zudem eigneten sie sich im geschäftlichen Bereich für Konstruktionsarbeiten, technische Berechnungen und anspruchsvolle Finanzanalysen.
Apple benutzt länger 64-Bit-Technologie
Während Microsoft mit den 64-Bit-Versionen von Windows Vista Neuland betritt, verwendet Apple die Technologie schon länger. 64-Bit-Systeme seien ideal für aufwendige Digitalvideo-Arbeiten, sagt Georg Albrecht von Apple in München. Ein aktueller Mac Pro könne mit bis zu 16 Gigabyte Arbeitsspeicher bestückt werden - dies sei vier Mal so viel wie bei einem 32-Bit-Computer. Bei besonders speicherhungrigen Anwendungen mache dies einen deutlichen Unterschied aus.
Am PC kaum Verbesserung spürbar
Für die meisten Privatanwender lohne sich der Umstieg derzeit aber noch nicht, sagt Christof Windeck, Redakteur bei der in Hannover erscheinenden Zeitschrift "c't". Bei professionellen Linux-Servern habe sich die Technik zwar bewährt - bei gewöhnlichen PC-Arbeiten dürften Nutzer von der höheren Leistung aber kaum etwas merken. Auch Spieler und Multimedianutzer, die mit aktuellen Anwendungen an ihre Leistungsgrenzen stoßen, seien oft besser beraten, wenn sie in eine schnellere Grafikkarte anstatt in einen 64-Bit-Prozessor investieren.
"Nicht für jedermann gedacht"
Auch ob mit dem Erscheinen von Windows Vista jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel gekommen ist, bleibe fraglich. So könnten beim Umstieg derzeit immer noch leicht Probleme auftreten, wenn etwa passende 64-Bit-Treiber fehlen, warnt Windeck. Dadurch könne es passieren, dass Zubehör wie USB-Speichersticks und Drucker sowie ältere Software auf dem neuen System nicht funktioniert. Käufer sollten daher vor einem Wechsel sicherstellen, dass ihr System, ihre Anwendungen und Geräte mit der 64-Bit-Technik kompatibel sind, sagt Microsoft-Produktmanager Braun. Für jedermann seien die 64-Bit-Editionen von Windows Vista nicht gedacht.
Wer sich auf den Umstieg vorbereiten will, kann aber zunächst auch nur den Prozessor aufrüsten. Dabei müssen Anwender aber darauf achten, dass der Prozessor abwärtskompatibel ist, damit er auch in ein 32-Bit-System passt. 64-Bit-Prozessoren, die auch 32-Bit-Software unterstützen, ermöglichten einen reibungsloseren Übergang zur neuen Technik, erklärt AMD-Sprecher Gütter. Allerdings macht ein 64-Bit-Chip alleine ein 32-Bit-System nicht unbedingt schneller.
Der technische Fortschritt bei der PC-Technik steckt daher in einer Zwickmühle: Die Nutzer warten darauf, dass 64-Bit-Systeme ausgereift sind, bevor sie eines kaufen - und die Hersteller unterstützen 64-Bit-Systeme erst dann so richtig, wenn es genug Kunden gibt, erklärt Windeck.