In Deutschland sind etwa 60 Prozent der 579 Verwaltungsleistungen digital verfügbar. Doch nur 165 dieser Dienste (28,5 Prozent) bieten die Behörden flächendeckend an. Das zeigt eine Studie des Digitalverbands Bitkom.
Demnach sind 199 Verwaltungsleistungen (34,4 Prozent) in über der Hälfte der deutschen Städte und Gemeinden digital zugänglich. Für 230 Leistungen müssen Bürger weiterhin persönlich aufs Amt, da diese Prozesse bis jetzt nicht digitalisiert sind. Von den besonders gefragten Behördenvorgängen sind nur die Themen Bürgergeld und Einbürgerung flächendeckend digitalisiert.
"Wir bewegen uns im Schneckentempo"
"Wir bewegen uns im Schneckentempo", kritisierte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. "Wir könnten schneller sein, wenn wir nicht überall das digitale Rad neu erfinden, sondern funktionierende Lösungen zügig verbreiten." Er zeigte sich aber optimistisch, wie der neue Digitalminister Carsten Wildberger (CDU) die Themen angehe. "Ich frage mich jedoch, wie viel Energie das politische System aufbringen kann, um sich besser zwischen Kommunen, Ländern und Bund zu organisieren. Hier liegt ein großer Schwachpunkt unseres föderalen Systems, der uns brutal aufhält."
Wintergerst verwies auf eine Umfrage, die der Bitkom in Auftrag gegeben hatte. Sie zeige, dass die Bürger ein höheres Tempo bei der Verwaltungsdigitalisierung wünschten. Die Hälfte der Befragten (50 Prozent) sieht demnach ihre Stadt oder Gemeinde als fortgeschritten digitalisiert. 70 Prozent trauen der Verwaltung einen kompetenten Umgang mit Digitalisierung zu, doch 90 Prozent wünschen sich mehr Nachdruck. Für die repräsentative Studie wurden 1.005 Personen ab 18 Jahren befragt.
Konkrete Projekte gefordert
In der Umfrage fordern die Befragten konkrete Digitalprojekte: 82 Prozent wünschen intelligente Straßenlaternen, 76 Prozent eine App zur Meldung von Mängeln im öffentlichen Raum, 70 Prozent Echtzeit-Infos zu Bus und Bahn sowie 65 Prozent zu Parkplätzen. 61 Prozent möchten WLAN an öffentlichen Plätzen, 57 Prozent ein Online-Dashboard mit Stadt-Daten wie Luftqualität. Jeweils 53 Prozent halten smarte Mülltonnen, die bei Füllstand informieren, und eine digitale Plattform zur Bürgerbeteiligung für wichtig. Insgesamt meinen 62 Prozent, Bürger sollten stärker in Digitalprojekte ihrer Stadt oder Region einbezogen werden.