Kein Rauschen mehr und dieselben Sender auf derselben Frequenz überall im Bundesgebiet: Das Digitalradio DAB+ ist in Deutschland gestartet, mit einem Angebot aus privaten und öffentlich-rechtlichen Hörfunkprogrammen. Von zunächst 27 Standorten aus erfolgt die digitale Verbreitung im neuen Standard DAB+. Neben bundesweit verbreiteten Programmen speist auch die ARD bis Ende des Jahres ihre Landesprogramme - vom Bayerischen Rundfunk bis zum NDR - regional ein.
DAB+ bedeutet "Digital Audio Broadcasting", die digitale Verbreitung von Audiosignalen über Antenne. Das bringt dem Hörer einige Vorteile: Jeder Sender ist im ganzen Bundesgebiet auf genau einer Frequenz empfangbar, ob in Flensburg oder am Bodensee. Außerdem ist die Klangqualität besser als beim Analogradio, und auch das Rauschen bei schlechtem Empfang gehört der Vergangenheit an. Digital gibt es nur guten oder gar keinen Empfang. Im Auto ist es schon gewöhnungsbedürftig, wenn der Sender im Tunnel plötzlich verschwindet, anstatt zu verrauschen.
Wer DAB+ hören will, benötigt allerdings neue Radios. Auch Empfänger des erfolglosen Vorgängerstandards DAB müssen auf DAB+ umgerüstet werden, wenn man sie weiter nutzen möchte. Je nach Hersteller kann dafür ein Software-Update ausreichen. Übrigens: Das alte UKW-Radio funktioniert auf jeden Fall noch bis mindestens 2015.
Probleme bei analogem Kabelempfang möglich
Wer in der Nähe eines DAB+-Sendemasten wohnt, kann offenbar Probleme mit dem Empfang analogen Kabelfernsehens bekommen. Das Radiosignal kann Signale im Fernsehkabel beeinflussen. Kabel Deutschland empfiehlt in diesem Fall, ein doppelt abgeschirmtes (mindestens 85 dB) Anschlusskabel zu verwenden.
"UKW ist endlich"
Unter den "Pionieren" der privaten Anbieter sind unter anderen Radio Energy NRJ, Klassik Radio, christliche Radioprogramme sowie der bisher im Internet präsente Fußballanbieter 90elf.de. "Digitalradio ist für uns ein weiterer Transportweg für unser Produkt", sagte Geschäftsführer Florian Fritsche von Regiocast Digital (90elf). "Ukw ist endlich, das ist ausgereizt", begründete der Sprecher des Deutschlandradios, Dietmar Boettcher-Frech, das Engagement des öffentlich-rechtlichen Senders. Dieser wird den Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen nun auch digital ausstrahlen.
"Wir wollen da sein, wo die Hörer sind. Wir wollen expandieren", sagte Martin Liss von der Geschäftsführung Energy Deutschland. Der private Sender hat bisher acht Standorte in Deutschland. Aus Österreich beteiligt sich lounge.fm am deutschen Digitalradio, das insgesamt mit 14 Angeboten an den Start geht.
Neben einer künftigen Programmvielfalt sehen die Radiomacher einen weiteren Vorteil für die Hörer: programmbegleitende Informationen wie Wetter- und Verkehrsdaten, Programmführern, Titelnennungen zur Musik oder auch Fotos auf den Anzeigen der Radiogeräte. Diese sollen aber auch weiterhin einen "Ukw-Knopf" haben, wie versichert wurde. "Wir haben vor, eine Menge Digitalradios zu verkaufen", sagte André Lang-Herfurth, Marketing-Direktor bei Philips. Konkreter wollte er sich nicht äußern.