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Streaming Netflix verliert einige seiner besten Originals – ausgerechnet an den größten Konkurrenten

Charlie Cox spielte Matt Murdock alias Daredevil
Charlie Cox spielte Matt Murdock alias Daredevil
© Patrick Harbron/Netflix
Mit seinen Marvel-Serien setzte Netflix neue Maßstäbe für Superhelden-Serien. Und zeigte Disney, was in dem Genre wirklich möglich ist. Nun holt die Maus sich die Serien zurück.

Es sind Serien, die maßgeblich Netflix' Image als innovativer Inhalte-König mitprägten: Als "Daredevil" sich in vorher ungekannt brutalen Kämpfen durch die düsteren Gassen des New Yorker Stadtteils Hell's Kitchen prügelte und mit der berechtigten Frage haderte, ob er nun eigentlich wirklich ein Held oder doch nur ein rachsüchtiger Schläger ist, veränderte das die Wahrnehmung dessen, wie Marvel's Superhelden im TV erzählt werden können. Jetzt verliert der Streamingdienst die Serien – obwohl es sich um Eigenproduktionen handelt.

Das Ende wird schon jetzt Nutzern angezeigt, die eine von Netflix' Marvel-Serien öffnen. "Bis zum 28. Februar auf Netflix verfügbar" prangt es auf den Titelseiten von "Daredevil", "Jessica Jones", "Punisher" und Co. Danach sind einige der besten Netflix-Originals nicht mehr bei dem Streamingdienst zu finden. Der einfache Grund: Die Serien basieren auf den Marvel-Comics und wurden von Netflix nur in Lizenz produziert. Und diese Nutzungslizenzen für die berühmten Vorlagen ist nun abgelaufen.

Nicht typisch Disney

Dass das passieren würde, war schon eine Weile abzusehen. Denn: Die Titelhelden der Marvel-Serien gehören einem der größten Netflix-Rivalen. Als Disney dem heutigen Konkurrenten 2013 die Lizenzen verpachtete, war die Situation noch eine völlig andere. Netflix beschränkte sich immer noch hauptsächlich auf den amerikanischen Kontinent, war kein direkter Konkurrent. Serien, die nur durch Streaming zum Hit geworden waren, gab es noch sehr wenige.

Tatsächlich wären "Daredevil" und die anderen Marvel-Serien bei Disney so wohl kaum entstanden. Als der Show-Entwickler und spätere Produzent Drew Goddard dem Konzern sein Konzept eines düsteren Films über den blinden Superhelden vorlegte, war man dort wenig begeistert. Vor allem, weil Goddards Vision so ziemlich allem widersprach, was die Marvelfilme zu Blockbustern gemacht hatte. Statt des großen Spektakels um die Rettung der Welt wollte er eine kleine Geschichte über die Unterwelt eines einzelnen New Yorker Stadtteils erzählen. Bei Netflix kam er schließlich mit der Idee unter. Und prägte damit auch die heutige Serien-Strategie des Disney-Konzerns.

Screenshot aus Bridgerton Staffel 2 | Offizieller Teaser | Netflix

Vorlage für die Konkurrenz

Der hat das Erfolgsrezept der Serien heute nämlich längst übernommen – nicht nur bei Marvel. Betrachtet man die aktuellen Eigenproduktionen des Konzerns wie die Marvel-Serien "Wandavision", "Hawkeye" oder auch den Star-Wars-Ableger "The Mandalorian", fallen schnell die Parallelen zu den Netflix-Serien auf. Statt auf das Spektakel ihrer Kino-Ableger konzentrieren sie sich lieber auf die Charaktere. Die Geschichten fallen trotz der längeren Laufzeit in ihrem Umfang allesamt deutlich kleiner aus, werden dafür aber umso experimentierfreudiger inszeniert. In einem Punkt unterscheiden sich die Disney-Produktionen aber deutlich: Die zum Teil brutale Gewalt und die sehr erwachsenen Themen wie Sucht oder Trauma in den Netflix-Visionen spielen bei Disney keine oder nur sehr kleine Rollen.

Die Rückkehr des Daredevils

Wie es mit den Serien weitergeht, ist noch nicht vollständig klar. Eine offizielle Ankündigung, ob sie tatsächlich zu Disney+ eine neue Heimat finden, steht immer noch aus. Zumindest in Kanada dürfen sich die Fans aber wohl demnächst über die Rückkehr der Serien freuen: Nach mehreren Medienberichten sollen sie ab dem 16. März wieder zu sehen sein – aber bei Disney+.

Quellen:Netflix, Collider, Engadget

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