Festplatte entsorgt 168 Millionen Dollar im Müll: Mann will auf Deponie mit Robotern nach Bitcoin-Festplatte suchen

Eine Münze, die einen Bitcoin darstellen soll
Wäre vermutlich einfacher zu finden als ein Gammel-Notebook: eine Bitcoin-Münze.
© Ina Fassbender / DPA
Ein Bitcoin kostet momentan rund 21.100 US-Dollar. Hätte man 8000 davon, wäre das virtuelle Geld rund 168 Millionen US-Dollar wert. Da verwundert es wenig, dass ein Waliser besessen von der Idee ist, seine alte Festplatte zu finden – auf der genau dieses Geld gespeichert ist.

Versehentlich hat ein Waliser vor neun Jahren eine Festplatte entsorgt. Er dachte, sie wäre leer. Tatsächlich parkte er auf diesem Datenträger den Zugang zu 8000 Bitcoins, die er ab März 2009, also als einer der ersten Menschen weltweit, erzeugt hatte. Damals waren die Coins jedoch so gut wie wertlos, am 28. März 2009 betrug der Kurs Bruchteile eines Cents, hatten im Grunde keinen messbaren Wert. Ihr heutiger Wert: Mehr als 168 Millionen US-Dollar. Zum bisherigen Allzeithoch waren es sogar mehr als eine halbe Milliarde.

Kein Wunder also, dass James Howells, so heißt der Mann, besessen davon ist, seine Festplatte aus den Müllbergen der ortsansässigen Mülldeponie zu bergen. Bekäme er eine zweite Chance, hätten er und seine Helfer auf einen Schlag ausgesorgt.

Tatsächlich unternahm Howells schon kurz nach seinem Missgeschick erste Rettungsversuche, scheiterte jedoch an den Betreibern der Deponie. Die Erklärung: Die Müllberge von Newport, Wales, umzugraben, sei zu teuer, gefährlich und umweltschädlich. 

Der neue Rettungsplan kostet elf Millionen US-Dollar

Dem Magazin "Business Insider" schilderte der Mann kürzlich, wie sein neuer Plan für die Bergung des virtuellen Schatzes aussehen soll. Das erfährt man auch aus einem Youtube-Video des ehemaligen Top-Gear-Moderators Richard Hammond, der mit Howells sprach und ihn bei einem Treffen mit Experten begleitete.

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Mit einem Team von acht Spezialisten plant Howells, sich in rund drei Jahren durch 100.000 Tonnen Müll zu wühlen. Dabei will er mit System vorgehen: Schwere Maschinen sollen den Müll auf ein Laufband heben, dort sollen Menschen und eine künstliche Intelligenz mit Adleraugen nach Festplatten Ausschau halten. 

Zusätzlich will er zwei Roboter der Marke "Boston Dynamics" auf der Deponie patrouillieren lassen. Diese sollen nicht nur Schatzsucher fernhalten und für mehr Sicherheit sorgen, sondern auch den Müll am Boden nach seiner Hardware scannen. Die Gesamtkosten für die Schatzsuche beziffert der Mann auf elf Millionen US-Dollar – offenbar fand er Investoren in Deutschland und der Schweiz, die bereit wären, in Vorkasse zu gehen.

Die Pläne für die Zukunft sind groß, sollte der Waliser seine Festplatte finden – und sich an das Passwort erinnern. Im Video mit Richard Hammond erzählt er davon, den Bewohnern der Stadt finanziell helfen zu wollen und der Stadt bei gewissen Projekten unter die Arme greifen zu wollen.

Stadt mauert weiter

Und obwohl es um Unsummen geht und Howells Absichten nicht ausschließlich auf einen möglichst frühen Ruhestand abzielen, mauern die Betreiber der Deponie weiterhin. Dem "Business Insider" erzählt ein Vertreter der Stadtverwaltung: ""Es gibt nichts, was Herr Howells uns vorlegen könnte, was den Stadtrat dazu bringen würde, zuzustimmen. Seine Vorschläge stellen ein erhebliches ökologisches Risiko dar, das wir nicht akzeptieren können."

Sollte es weiterhin nicht gelingen, die Stadt von seiner Suche zu überzeugen, will Howells vor Gericht ziehen. Bisher nahm er davon Abstand, weil ihm die Zusammenarbeit mit Newport wichtig sei, erklärte er. In der Zwischenzeit, so heißt es, wolle er nicht zu viel daran denken, was wäre, wenn er die Platte finden würde. "Da wird man nur verrückt", zitiert "Business Insider" den Unglücksvogel. Man darf sich fragen, ob es dafür nicht schon zu spät ist. Im Video mit Hammond verrät ein Freund, dass Howells seit Jahren besessen von der Suche ist.

Der Freude könnte schlimmer Frust folgen

Stark missachtet werden bei der ganzen Geschichte auch die Probleme, die sich nach dem Fund der Festplatte auftun könnten. Das beginnt beim Zustand der Hardware: Die Festplatte, die nicht für den Außeneinsatz gebaut wurde, lag neun Jahre lang auf einer Müllhalde. Das bedeutet harte Winter, heiße Sommer, viel viel Regen und unendlich viele Stöße. 

Die Gefahr, dass die Datenscheiben korrodiert oder stark beschädigt sind, sind also hoch. Howells ist zuversichtlich und erklärte, dass das alles kein Problem wäre, solange die Scheiben nicht gerissen seien.

Eine letzte Hürde wäre, wie erwähnt, das Passwort. Jede Bitcoin-Wallet-Datei ist im Normalfall mit einem Passwort geschützt – und einen "Passwort vergessen"-Knopf gibt es nicht. Howells wäre nicht die erste Person, die dann zwar Zugriff auf die Datei hätte, aber an einem verlegten Passwort scheitert. Ob das Schicksal besser wäre, als die Bitcoins auf einer Deponie zu wissen, bleibt fraglich.

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