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Covid-19 So aufwendig lässt Trump seinen Corona-Impfstoff vor Hackern aus Russland und China schützen

Corona in Deutschland
In Laboren um die ganze Welt wird unter Hochdruck nach einem Impfstoff geforscht
© Bernd Thissen/ / Picture Alliance
Die Jagd nach einem Impfstoff gegen Covid-19 ist in vollem Gange. Und wird nicht von allen Staaten mit sauberen Mitteln geführt. Die Forschung vor Hackern zu schützen, erweist sich als gewaltige Herausforderung. 

Opfer eines Hackerangriffes zu werden, ist in der vernetzten Welt eine Alltagsgefahr. Doch manche Ziele sind interessanter als andere. Und keines ist gerade so interessant wie die Forschungsergebnisse für eine Impfung gegen Covid-19. Kein Wunder, dass sich die US-Behörden mit gigantischem Aufwand am Schutz der beteiligten Firmen versuchen. Es geht um viel. Und ein Diebstahl der Forschungsdaten ist dabei noch das ungefährlichste der denkbaren Szenarien.

Das weiß auch Bill Evanina. Als Leiter der nationalen Spionageabwehr der USA ist er hauptverantwortlich dafür, dass wertvolle Daten nicht in die falschen Hände gelangen. "Es gibt aktuell aus meiner Sicht nichts Wertvolleres als die Forschung nach einem Covid-19-Impfstoff", gibt sich Evanina gegenüber "Cyberscoop" sicher. Die Security-Seite hatte aufwendig die Schutzmaßnahmen recherchiert. Wer der Welt einen Impfstoff verschafft, wird davon noch Jahre politisch profitieren können, glaubt etwa Evanina. Und entsprechend groß ist die Bereitschaft einiger Staaten, sich dabei jeden denkbaren Vorteil zu verschaffen.

Völlig neue Herausforderung

Diese Hackerteams sind deutlich besser vorbereitet und ausgestattet als die Kriminellen, mit denen sich Firmen und Privatleute im Alltag herumschlagen müssen. "Die Leute sagen immer: Die Firmen müssen sich selbst schützen", wundert sich der ehemalige NSA-Chef Keith Alexander. "Aber wenn staatliche Hacker ein Unternehmen angreifen, wer gewinnt dann jedes Mal? Der staatliche Akteur. Deshalb müssen wir nun die Regierung mit ins Boot holen, um sie erfolgreich verteidigen zu können."

In einem gigantischen gemeinsamen Projekt der NSA, der Digitaleinheit des Pentagon, dem FBI und dem Heimatschutzministerium bemüht sich die USA daher, jeglichen Versuch eines Hackerangriffes auf die Bemühungen nach einem Impfstoff zu entdecken und zu verhindern. Dass die Angst nicht übertrieben ist, zeigten die letzten Monate: In diesen wurden gleich mehrere Angriffsversuche entdeckt und verhindert, die Spur führt nach Russland und China.

Die größte Herausforderung ist die schlichte Größe der Operation. An der Suche nach dem Impfstoff sind zahlreiche große Pharmakonzerne beteiligt, die alle an eigenen Ansätzen arbeiten. Und mit der Entdeckung eines wirksamen Impfstoffes ist die Herausforderung nicht zu Ende. "Sobald wir einen Impfstoff entdeckt haben, müssen wir ihn herstellen und ausliefern. Das bietet jede Menge Schwachstellen für unsere Gegenspieler, die Zuliefererketten zu attackieren", erläutert Evanina. "Wir müssen in der Lage sein, das alles zu schützen."

Gigantischer Sicherheits-Aufwand

Um die Herkulesaufgabe zu meistern, haben die Geheimdienste ein gigantisches System aufgebaut. In täglichen Treffen der beteiligten Geheimdienste wird die Lage in Echtzeit bewertet, einzelne Bedrohungen im Detail analysiert. Da die Gesundheitsbranche bisher nicht so sehr im Fokus von Hackern und Sicherheitsdiensten stand, unterstützen die Geheimdienste die Firmen mit Teams vor Ort bei der Identifikation von Schwachstellen, sichern die Systeme und bilden Leute aus. Dabei gehen sie bis ins kleinste Detail, analysieren einzelne Geräte in den Netzwerken auf Schwachstellen, teilen Warnsignale und Erkenntnisse über bereits verhinderte Attacken zwischen den beteiligten Diensten.

Die Cybersicherheits-Einheit CISA steht dabei ganz vorne. "Das ist, wofür die CISA geschaffen wurde: Um die kritischen Infrastrukturbereiche zu erkennen, und ihre Produkte und Dienste aus Sicherheitssicht zu bewerten", erklärt Vizedirektor Bryan Ware. "Nur, dass es jetzt noch ambitionierter und mit höherem Wetteinsatz verbunden ist als vorher."

Ein Teil der Herausforderung ist auch, dass die Bewertung von Krankheiten für die Geheimdienste bisher eher eine kleine Rolle gespielt hat. "Es geht immer mehr um die direkten Gefahren, wenn wir Prioritäten setzen müssen", sagt der ehemalige NSA-Chefberater Glenn Gerstel. "Wir müssen die Terrorismusgefahr bewerten, das Nukleare Gleichgewicht, die Waffensysteme unserer Gegner." Gesundheitsgefahren hätten eher als lokale Gefahren gegolten, weil sie sich wie ein Ebola-Ausbruch in Afrika in der Regel auf eine Region beschränkt hätten. "Historisch war es zwar auf der Liste, aber eher in einer sehr untergeordneten Rolle."

Diebstahl ist die kleinste Sorge

Große Sorge macht den Geheimdienstlern auch der Umgang der Branche mit den möglichen Auswirkungen, wenn der Impfstoff tatsächlich in die Hände von Spionen oder Hackern gelangen sollte. "Wir sind da doch transparent", erklärte etwa der bekannte Virologe Anthony Fauci gegenüber dem Kongress. "Wenn sie einen Computer hacken und da die Ergebnisse einer Untersuchung zum Impfstoff finden, wissen sie auch nur einige Tage vorher, was dann ohnehin in einem Fachjournal stehen wird."

Diesen Optimismus wollen die von "Cyberscoop" gesprochenen Geheimdienstler nicht teilen. Zum einen glauben sie, dass die USA die Entwicklung des Impfstoffes selbst übernehmen und diesen dann weltweit verteilen sollte, um sich so einen politischen Vorteil zu verschaffen. Zum anderen fürchten sie aber, dass der Diebstahl der Forschungsergebnisse noch der harmloseste Ausgang eines erfolgreichen Hackerangriffes ist.

"Es gibt da diese Wahrnehmung, dass es in erster Linie darum geht, die Daten der Forschung und er Patienten vor einem Zugriff zu schützen", erklärt etwa der Cybersicherheitsexperte Beau Woods."Ich mache mir viel mehr Sorgen darum, dass die Ergebnisse verfälscht werden könnten". Diese gefälschten Ergebnisse könnten tatsächlich erfolgreiche Studien als gescheitert erscheinen lassen oder auch Gesundheitsgefahren durch einzelne Impfstoffe verschleiern. Und so das Leben vieler Menschen gefährden.

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Auch CISA-Vize Ware sieht das so. "Aktuell sehen wir vor allem Spionage-Versuche." Später könne aber auch versucht werden, die Produktion zu unterbrechen oder zu verzögern. "Wir müssen nicht nur die aktuellen Gefahren analysieren. Wir versuchen auch die zu minimieren, die uns im nächsten Jahr drohen könnten."

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