Im Streit um Apples strikte Regeln für den Softwareladen App-Store hat Amazon eingelenkt - allerdings nur halbherzig. Der weltgrößte Onlinehändler bietet ein Programm an, dass es Nutzern ermöglicht, virtuelle Bücher zu kaufen und auf Smartphones oder Tablet-Rechnern zu lesen. Aus dieser App entfernte Amazon nun zwar den Link zu seinem elektronischen Buchladen, fügte aber keine Kaufoption für Apples App-Store hinzu. Das bedeutet: Wer ein iPhone oder ein iPad besitzt, kann ab sofort keine neuen Bücher mehr innerhalb der Kindle-App kaufen.
Amazon reagierte mit dem Schritt auf Apples neue Regeln für den App-Store. Der Konzern verlangt von Softwareanbietern, dass sie alle Angebote für das iPad oder das iPhone über den Onlineladen iTunes anpreisen. Apple kassiert bei jedem Verkauf eine Umsatzbeteiligung von 30 Prozent. Weltweit beklagen bereits Zeitungs- und Zeitschriftenverlage Apples Bedingungen. Der iPad-Hersteller hatte Anbietern eine Frist bis zum Ende des Monats gesetzt, nach der alle Anwendungen den neuen Geschäftsbedingungen entsprechen müssen. Indem Amazon zwar die Kaufoption über den sogenannten Kindle-Store entfernte, aber keine für Apples App-Store hinzufügte, protestiert das Unternehmen auf seine Weise gegen Apple.
Einziger potenter Gegner
Amazon wird von Marktforschern wie Forrester Research derzeit als einziger potenter Gegner von Apple im Tablet-Geschäft gesehen. Das Unternehmen vertreibt bisher nur das elektronische Lesegerät Kindle, ein Multifunktionsgerät wie Apples iPad fehlt ihm. Doch der Onlinehändler will so schnell wie möglich den ersten eigenen Tablet-Computer auf den Markt bringen.
Amazon dürfte davon profitieren, das es anders als andere Apple-Wettbewerber über langjährige Vertriebsbeziehungen mit Filmstudios, Buchverlagen oder der Musikindustrie verfügt. Forrester Research prognostiziert außerdem, dass Amazon wegen der hohen erwarteten Stückzahlen ein Tablet deutlich günstiger anbieten könne als die Wettbewerber. Derzeit ist Apple mit einem Anteil von mehr als 80 Prozent unangefochten Marktführer im Tablet-Geschäft.
Amazon will nun die Apple-Nutzer allein über die eigene Webseite erreichen. In einem versteckten Foreneintrag erklärt Amazon seinen Nutzern, dass sie E-Books wie zuvor über die Handelsplattform erhalten, dabei aber nicht mehr aus der App hinaus zum Kindle Store hingeleitet werden. Die gekauften Bücher würden dennoch in die Kindle-App geladen. Der Onlinehändler will den Zugang zum Kindle-Store über jedes Tablet oder Smartphone ermöglichen.
Die Buchhandelskette Barnes & Noble, Amazons US-Konkurrent, hatte ihre Verkaufs-App Kobo als Reaktion auf Apples Bedingungen aus dem Softwareladen entfernt und eine sogenannte Web-App auf dem Programmierstandard HTML angekündigt. Darüber sollen Nutzer künftig über jedes Gerät Filme, Bücher oder E-Books kaufen können, ohne das Apple dabei mitkassiert.