Internet Konkurrent aus dem Untergrund

Die beiden wichtigsten Internetbrowser sind in neuen versionen herausgekommen. Das kostenlose Update lohnt sich.

Die Fans haben Kuchen gebacken, Tische bestellt, T-Shirts bedruckt und Sekt gekühlt. In Warschau, Rom, New York, Frankfurt und zahlreichen anderen Städten haben sie mehr als 600 Partys organisiert. Dabei klingt der Anlass für Außenstehende nicht gerade spektakulär: Die neue Version 2.0 des Internetbrowsers Firefox ist fertig.

Browser sind Programme, die das Surfen im World Wide Web (WWW) erst möglich machen. Texte, Grafiken und Menüs, die zunächst ungeordnet aus der Internetleitung kommen, werden vom Browser richtig angeordnet und sichtbar gemacht: Sie sind das Fenster zum Netz. Eine wichtige Aufgabe, gewiss. Aber ein Anlass für rauschende Feste?

Tatsächlich wird auch nicht jeder Browser so überschwänglich gefeiert. Der Internet Explorer 7 von Microsoft zum Beispiel ist jetzt auch neu erschienen - wird aber allenfalls in den Räumen des Herstellerkonzerns begossen. Wenn überhaupt. Denn Firefox und Internet Explorer, die beiden größten Konkurrenten auf dem Browser-Markt, stehen sich gegenüber wie David und Goliath. Während der Internet Explorer als Teil der Konzernstrategie des milliardenschweren Software-Riesen Microsoft entwickelt worden ist, setzt Firefox auf Gemeinnützigkeit, Internationalität und Transparenz. Herausgeber ist eine Stiftung, der Programmcode ist Gemeineigentum.

Dass der Internet Explorer (IE) weniger Festfreude auslöst, liegt auch an seiner Geschichte: Mit Methoden am Rande der Legalität hatte Microsoft in den 90er Jahren den damals dominierenden Browser Netscape aus dem Markt gedrängt, mit dem das Internet groß geworden war. Am Ende stand eine nahezu totale Dominanz Microsofts: Im Jahr 2002 gingen etwa 97 Prozent aller Surfer mit dem IE ins Netz. Siegessicher löste Microsoft seine IE-Entwicklungsabteilung auf.

Doch etwa zur gleichen Zeit taten sich in Internetforen Aktivisten und Technikbesessene zusammen, um eine Alternative zu entwickeln. Den ursprünglichen Programmcode des alten Netscape-Browsers schrieben sie so lange um, bis ihr Produkt den IE in nahezu allen Belangen überflügelte: Firefox war schneller, flexibler und vor allem sicherer. Und, weil alle Beteiligten ehrenamtlich mitmachten, genauso kostenlos.

Das sprach sich herum. Immer mehr Surfer gingen mit Firefox online: In Deutschland nutzt ihn mittlerweile ein Drittel der Surfer. Zwar hat der IE immer noch einen Marktanteil von 60 Prozent. Doch angesichts der Tatsache, dass er in das Betriebssystem Windows bereits integriert ist, Firefox aber erst heruntergeladen und installiert werden muss, ist das mehr als beachtlich. So beachtlich, dass Microsoft seine Browser-Entwicklungsabteilung wieder zusammenrief, um eine zeitgemäße Version des Explorers zu erstellen.

Die ist nun da - und mutet an wie ein Firefox-Klon: Das gleichzeitige Öffnen mehrerer Webseiten in einem Fenster mit Registerkarten ("Tabbed Browsing"), das Blockieren von Werbung - so etwas kennt man bei Firefox schon lange. Der Alternativ-Browser hat auch in der neuen Version die Nase vorn, nicht zuletzt die vielen Erweiterungsmöglichkeiten mit allerlei Zusatzprogrammen sprechen klar für ihn. Immerhin: Diesmal hat Microsoft seine Browser-Entwicklungsabteilung nicht geschlossen. Für 2007 ist eine Version 8 geplant.

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Ulf Schönert

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