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Fluch und Segen der Marke Libra: Facebooks neue Währung zeigt das große Dilemma des Konzerns

Das Libra-Logo ist vor einem Smartphone mit Facebook-Logo zu sehen
Facebook will Libra unabhängig von der eigenen Marke betreiben
© Andre M. Chang/ / Picture Alliance
Mit der Währung Libra will Facebook sein eigenes Geld entwickeln. Mit der Marke sollen die Kunden das aber nicht verbinden - und das aus guten Gründen.

Mit der Kryptowährung Libra will Facebook sein eigene Währung schaffen - und ganz nebenbei die größten Probleme von Bitcoin und Co. beheben. Doch gleichzeitig versucht der Konzern alles, um sich so weit es geht von Libra zu distanzieren. Denn obwohl das Zahlungsmittel ohne den Konzern so sicher nicht möglich gewesen wäre, ist die Marke Facebook gleichzeitig ihre größte Gefahr.

Dabei ist der Plan durchaus ambitioniert. Libra soll nicht nur Facebooks eigene Währung werden, sondern weltweit für Zahlungen bei allen möglichen Diensten und zum Versenden von Geld untereinander benutzt werden. Dabei soll das Zahlungsmittel die größten Probleme der anderen Cryptowährungen, eine langsame Überweisung sowie teils starke Kursschwankungen, unkompliziert lösen. Außerdem soll sie freie Überweisungen zwischen den klassischen Staatswährungen ermöglichen.

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Die Marke als Fluch und Segen

Dass Libra überhaupt eine Chance hat, verdankt das für 2020 geplante Projekt sicher der Marke Facebook. 28 hochkarätige Partner konnte der Social-Media-Riese zum Start gewinnen, darunter Vodafone, Ebay, Spotify aber auch andere Online-Zahlungsexperten wie Paypal und die Kreditkarten-Firmen Mastercard und Visa. Die Kunden können Libra also gleich zum Start an vielen wichtigen Anlaufstellen nutzen. Ein kleines Start-up ohne Facebooks großen Namen hätte das sicher nicht hinbekommen.

Auf der anderen Seite ist der Name Facebook aber auch die größte Gefahr von Libra. Das weiß auch der Konzern. "Manche Artikel nennen die Währung "Zuck-Bucks (Bucks sind ein Slang-Ausdruck für Dollar, Anmerkung der Redaktion) oder Face-Coin bezeichnet. Wenn sich das so durchsetzt, ist die Währung quasi schon tot", erklärte David Marcus gegenüber "Wired". Das hat Gewicht: Marcus ist nicht nur der ehemalige Präsident von Paypal - sondern hat als Facebook-Manager auch Libra entwickelt.

Soviel Abstand wie möglich

Marcus plante von Anfang an, Libra unabhängig von Facebook zu betreiben. Der einfache Grund dürfte die aktuelle Stimmung gegenüber dem Konzern sein: Seit Jahren macht Facebook mit einem Datenskandal nach dem nächsten Schlagzeilen. Kein Wunder, dass der Konzern vielen längst als riesiges Daten-Risiko gilt. Wie sollte man die Nutzer dann dazu bewegen, auch noch ihre Zahlungen über Facebook abzuwickeln?

Die Antwort des Facebook-Managers darauf ist der ungewöhnliche Aufbau der Währung. Libra ist eine ganz offiziell von Facebook unabhängige Vereinigung, in der sämtliche Partner gleichberechtigtes Stimmrecht haben. Auch die Transaktionen laufen nicht über Facebooks Server, sondern über von den Partnern zur Verfügung gestellte Knotenpunkte. Facebook gibt sich also bewusst als einer von vielen. Auch die Datenströme der Zahlungen sollen nicht mit dem Konzern geteilt werden. Facebook geriert sich gezielt so, als hätte man mit dem Ablauf quasi nichts zu tun. Zumindest auf dem Papier.

Theorie und Praxis

In der Praxis sieht das Ganze aber etwas anders aus. Libra wird bisher nur von Facebook-Mitarbeitern entwickelt. Auch bei der Nutzung hat Facebook aktuell noch Priorität. Obwohl man die Währung auch an anderen Orten speichern und tauschen können soll, dürften viele Nutzer sie im Alltag doch über Facebook-Dienste verschicken: Whatsapp und der Messenger sollen Libra-Börsen bekommen, über die Nutzer sich gegenseitig Geld senden können. Facebook betont zwar, dass man den Inhalt der Transaktionen nicht sehen könne, wer wem Geld schickt und wann das passiert, wird für den Konzern aber auswertbar sein.

Ob der Plan klappt, Libra vom Konzern zu lösen, wird sich zeigen müssen. Bisher konzentriert sich die Berichterstattung und die politische Reaktion zu Libra weniger auf die vielen Möglichkeiten der Währung und Facebooks Privatsphäre-Bemühungen, sondern vor allem auf die enge Verknüpfung mit dem Konzern. Sollte das so bleiben, dürfte Marcus' pessimistische Annahme Recht behalten - und Libra wäre schon vor dem Start zum Scheitern verurteilt.

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