Hoffnungsleuchten über der Exportnation für Obst- und Südfrüchte. Mehr als ein Viertel aller deutschen Unternehmen setzen keine PCs ein, Gerhard Schröder wird verlost, und mit T-Online kann man jetzt sogar unterwegs drahtlos lossurfen. Hurra Deutschland, der Konjunkturmotor springt vom fahrenden Zug.
Nummern statt Preise
Das mit den Obst- und Südfrüchten überlassen wir den Kollegen vom Politik- und Wirtschaftsressort, doch die Sache mit den PCs, die ist amtlich. Bundesamtlich statistisch sozusagen, denn die beamteten Zählerbsen aus Wiesbaden haben es heraus gefunden. 71 Prozent der deutschen Unternehmen setzen auf Computer. Kein Wunder, dass wir so defizitär vor uns hingurgeln, wenn beinahe drei von vier derer, die ja unser Bruttosozialprodukt scheffeln sollen, vor dem Schirm sitzen. Wenn man jetzt noch den Marktanteil von Windows proportional auf diesen Wert aufträgt, wird es ganz schön eng an der Leistungsspitze. Jüngstes Beispiel: Die Bäckersfrau an der Ecke. Zwischen »7 Kaiserweck für 99 Cent« und dem legendären Traubenkernbrot stöhnt sie in die Kasse, dass sie sich fast schämt. Bei jedem Artikel schaut die treue Teigprinzessin jetzt auf eine Liste, als hätte sie nicht mehr alle Preise fest und unwiderruflich unter ihrer Drei-Wetter-Taft-Welle gespeichert. »Jetzt müssen wir immer so Nummern eingeben, nicht mehr die Preise« erklärt sie und heischt um Mitleid.
Kalkulierbares Risiko
Sicher hätte sie solches verdient und umso schwieriger fällt der Übergang zu unserem Bundeskanzler, der, man darf das ja wohl mal in Erinnerung rufen, vom deutschen Volke in freier und geheimer Abstimmung gewählt wurde - wenn auch indirekt. Und es gibt die lobenswerte Initiative »Perspektive Deutschland«, ins Leben gerufen von McKinsey, stern, T-Online und dem Zett-Dee-eFf. Über die Plattform www.perspektive-deutschland.de werden die Mitbürgerinnen und Mitbürger aufgefordert, sich an einer großen Umfrage zu beteiligen. Für die Motivation gibt es Preise. Einer der Hauptpreise: »1 Tag mit Kanzler Gerhard Schröder«. Familienangehörige sollen ebenso von der Teilnahme ausgeschlossen sein wie ehemalige und sehr ehemalige Kanzlerkandidaten aller Lager. Da aber nur einer diesen Treffer erleidet, ist das Risiko kalkulierbar, es gibt ja auch Camcorder und Freikarten für »Wetten, dass..?«
Und Internet aus der Luft. Zumindest von T-Online und zumindest in ausgewählten Ramada-Hotels und auf dem Flughafen Münster. Hot-Spots werden da eingerichtet, und damit ist nicht das hyper-clearasilierte Anti-Antlitz von Reklame-Robert gemeint, sondern Zugangsmöglichkeiten ins Internet über Funk. Die so genannte Wireless LAN-Technologie macht's möglich, dass sich beispielsweise Hotelgäste mit Slim-Notebook und Funkkarte ihr tristes Hoteldasein mit ein wenig T-Online ein wenig angenehmer gestalten können. Klingt smart: Einfach eine SMS an die Bestellnummer geschickt, dazu die Info, wie lange man online bleiben möchte und schon kommen die Zugangsdaten ebenfalls per SMS. Abrechnung erfolgt über den T-Account - oder Kreditkarte. Korrekt sollte es allerdings heißen »wie lange man online bleiben kann«, denn der Spaß kostet: Bis Silvester nix, dann aber eine Stunde 7,95 Euro, drei Stunden 15,95 Euro und 24 Stunden (also mehr als drei) 24,95 Euro. Ohne die Preisgestaltung des Ramada detailliert zu kennen: Vermutlich ist es preiswerter, den Porno-Video-Kanal einzuschalten und die halbe Minibar zu leeren. Da kann man wenigstens einpennen, denn Blue Movies im Hotel sind die letzte echte Flatrate.
Guido Augustin