NEULICH IM NETZ Kim Kong: der weiße Riese

Jetzt sitzt er, und zwar in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim: Kim Schmitz, begnadeter Selbstdarsteller und vielleicht einer der letzten Helden der New Economy.

Jetzt sitzt er, und zwar in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim: Kim Schmitz, begnadeter Selbstdarsteller und vielleicht einer der letzten Helden der New Economy.

Fertig mit Deutschland

Denn nach seinen Worten ist Kim Schmitz alias Kimvestor alias Dr. Kimble vollkommen unschuldig. Insidergeschäfte werden ihm vorgeworfen. Bereichert haben soll er sich, rund 1,1 Millionen Euro eingesackt und sich klammheimlich aus dem Staub gemacht. Alles gelogen - meint der Monolith aus München. Vielmehr sei er mit der Bundesrepublik »fertig« gewesen und in Thailand gelandet, um die Geschäfte neu zu regeln. Viel konkreter wurde er nicht. Statt dessen verkündete er für den 21. Januar seinen Tod und ließ sich in Erwartung des bevorstehenden Aggregatzustandswechsel auf seiner Website kimble.org vorsorglich zum König ausrufen. Als Kimble I. sollte sein visionärer Geist die Geschicke des Kimpire lenken.

Kim Kongs Kassenschieflage

Wie zuvor »in der anderen Welt« ging er auch hier sofort auf Kundenfang. Nur jene, die ihm folgen, würden künftig Teil haben am Reich(tum) des Herrn. Halleluja. Doch genau das sei das Problem, weil es ja schon in dieser Welt nicht so gut bestellt gewesen sei um die Kassenlage von Kim Kong, meint die deutsche Staatsanwaltschaft. Weswegen er ja wohl auch ausgebüxt sei. Weil moostechnisch nichts los gewesen sei bei Herrn Schmitz, um es einmal ganz salopp zu sagen. Noch deutlicher: Pleite sei er gewesen, die bajuwarische Luftnummer.

Und das ist das Schreckliche: Keiner will King Kimble nun mehr glauben. Nicht die Justiz und nicht die Anleger, die ihm in »der echten Welt« zur wundersamen Geldvermehrung einige Koffer mit Geld-Scheinen anvertraut hatten. Nicht die Presse, die ihn wahlweise »den fetten Internet-Millionär« oder »die Jenny E. der New Economy« nennt. Nicht die Internetgemeinde, die sich über den mutmaßlich talentiertesten Hacker seit Menschengedenken scheckig lacht. Ja, sogar sabotiert. Zappelte nicht kürzlich Fluffy Bunny, das rosafarbene Häschen mit zeugungsbereitem Klopfer, unangemeldet über kimble.org?

»Ich bin zwei Öltanks«

Schlechte Zeiten für einen der wirklichen großen Charakterdarsteller unserer Tage, die personifizierte Breitwand und doch leichtfüßig. Auf seinem vielleicht bekanntesten Foto posiert er im knöcheltiefen Wasser einer thailändischen Bucht (immer wieder Thailand!), im Hintergrund die ankernde Yacht, vor sich, liegend und leicht bekleidet Fräulein Janina, weithin bekannt als »das Teppichluder«. Das waren noch Zeiten. Alles gut, alles warm. Inklusive tropischem Sonnenbrand. Aber vielleicht scheint ja auch im Kimpire die Sonne.

Thomas Hirschbiegel

H&A medien

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