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Kryptowährungen Schmutziges Geld? Der große Irrtum um Bitcoin und Geldwäsche

Bitcoin im Boom
Bitcoin erlebt gerade einen gigantischen Boom
© KeremYucel/gettyimages
Bitcoin und dunkle Geschäfte - dieses Image begleitet die Kryptowährung seit Jahren. Eine neue Untersuchung zeigt nun, warum das nicht ganz richtig ist - und sich die vermeintlich anonyme Währung für Geldwäsche kaum eignet.

Waffen, Drogen, Hacker-Tools und Kinderpornos: Geht es um das Darknet, denken die meisten Menschen an illegale Geschäfte. Und auch die Kryptowährung Bitcoin wird immer noch mit diesen in Verbindung gebracht. Eine neue Studie zeigt: Tatsächlich werden immer noch Milliarden über die Währungen zu waschen versucht. Doch das ist längst nicht so erfolgreich, wie es die Kriminellen wohl gerne hätten.

Dass Bitcoin und kriminelle Handlungen für viele Menschen miteinander verwoben sind, ist kein Zufall. Zum einen sind da die vielen Meldungen über illegale Handelsplattformen wie die mittlerweile abgeschaltete Silk Road, auf der Drogen, Waffen und allerlei andere illegale Waren im großen Stil gegen Bitcoin gehandelt wurden. Auch die Erpresser hinter Verschlüsselungs-Trojanern fordern gerne Bitcoin als Lösegeld. Betrachtet man jedoch das große Bild, sind Kryptowährungen deutlich seltener mit Kriminellen verbunden, als man erwarten würde.

Nischennutzung

Das zeigt der sogenannte "Crypto Crime Report" der Analysten von Chainalysis. Die auch von Regierungen und Firmen herangezogenen Experten untersuchen regelmäßig die Bewegungen auf den Kryptomärkten. Ihr Fazit: Von den knapp 3 Billionen Dollar, die letztes Jahr in Form von Kryptowährungen bewegt wurden, sollen nur 10 Milliarden Dollar illegalen Zwecken zuzuordnen sein - also nur etwa 0,34 Prozent. Und: Mehr als die Hälfte dieser Transaktionen ließen sich nur 270 Adressen zuordnen.

Denn Kryptowährungen sind längst nicht so anonym, wie die meisten Menschen glauben. Zwar sind die Münzen mit ihrer dezentralen Struktur nicht mit einem konkreten Namen oder gar einer Adresse verbunden. Weil die dahinterliegende Blockchain-Technologie aber akribisch sämtliche Transaktionen für jeden ersichtlich protokolliert, lässt sich trotzdem nachvollziehen, welche Bitcoin wann den Besitzer gewechselt haben - und wo sie jetzt sind. Spätestens wenn man das Geld auszahlen will, wird zudem irgendwann ein reguläres Konto mit Namen benötigt. Würden Kriminelle stattdessen Goldbarren an- und verkaufen, wären sie deutlich besser geschützt.

Um trotzdem anonym zu bleiben, setzen die Online-Kriminellen auf verschiedene Methoden, die Herkunft der digitalen Münzen zu verschleiern, also das Geld zu waschen. Sie nutzen sie etwa für Glücksspiel, schieben sie über dubiosere Krypto-Handelsplätze, die es mit der Kontrolle der Identität nicht so genau nehmen oder handeln sie offen in Banken mit Sitz in rechtlich etwas flexibleren Staaten. Zusätzlich gibt es sogenannte "Mixer", auch "Tumbler" genannt. So bezeichnet man Dienstleister, deren einziger Service ist, Bitcoin aufzukaufen und dann wild durchmischt wieder zurückzugeben - ein klassisches Geldwäsche-Geschäft. Je nach krimineller Ausrichtung scheinen unterschiedliche Varianten bevorzugt zu werden. Glücksspiel wird nahezu ausschließlich von Betrügern zur Geldwäsche benutzt, bei den Hochrisiko-Börsen und Mixern stammen die meisten gewaschenen Gelder aus illegalen Darknet-Geschäften, so die Untersuchung. 

Bitcoins

Schrumpfen oder wachsen?

Dass sich das Geschäft um Vergleich zu früheren Jahren auf immer weniger Player verdichtet, ist nach Ansicht der Experten auch die Folge einer stärkeren Professionalisierung der Krypto-Branche. Bitcoin und Co, sind längst auch im normalen Finanzgeschäft angekommen, werden von Banken, bei Paypal und seit neuestem auch bei Tesla akzeptiert. Da wundert es nicht, dass die meisten Krypto-Handelsplätze nichts mit den illegalen Geschäften zu tun haben wollen. In der Folge setzen die Kriminellen auf eine schrumpfende Anzahl von Anbietern. Und machen es so den Strafverfolgern leichter: Wird einer dieser Anbieter geknackt, könnten dadurch sehr viele kriminelle Unternehmungen auf einen Schlag in ihren Geldbewegungen eingeschränkt werden, glaubt Chainalysis.

Dass sich das umsetzen lässt, zeigt ein Fall in den USA. Dort wurde letztes Jahr der Betreiber eines Mixing-Dienstes angeklagt. Mehr als 1,2 Millionen Transaktionen soll Jerry H. mit seinem Helix genannten Angebot zwischen 2014 und 2017 getätigt, damit 310 Millionen Dollar gewaschen haben. Im Herbst wurde er nun in einem Zivilverfahren zu einer Strafe von sagenhaften 60 Millionen Dollar verurteilt, im Strafverfahren droht zusätzlich eine lange Haftstrafe. Eine Aussage, mit der H. laut der Anklageschrift 2015 in einem Forum für Helix warb, wirkt im Nachhinein fast ironisch. "Bisher wurde noch niemand verhaftet, weil seine Bitcoin schmutzig waren. Aber es ist möglich. Und willst du wirklich der erste sein?"

Das Problem der Geldwäsche über Kryptowährungen wird wohl trotzdem erst einmal zunehmen, warnte das Bundeskriminalamt Österreich im letzten Jahr.  "Das Thema fängt erst an", gab sich der Leiter der Geldwäschemeldestelle, Louis Kubarth, überzeugt. Die Zahl der Verdachtsmomente habe sich 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent erhöht. Gemessen am Gesamtvolumen der weltweit gewaschenen Gelder aus illegalen Summen ist es allerdings ein absolutes Nischen-Phänomen. Zwischen 800 Milliarden und 2 Billiarden US-Dollar werden Schätzungen der Vereinten Natuon weltweit gewaschen - jedes Jahr. 

Quellen: Chainalysis, US-FinanzaufsichtDer Standard, Vereinte Nationen

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