Bitcoin, das verbinden die meisten Menschen mit dem gigantischen Boom 2017 und dem ebenso jähen Absturz. Doch vorher hatte die Währung einen anderen Ruf: Jahrelang nutzten Kriminelle sie für ihre illegalen Geschäfte im Darknet, um darüber ihre Spuren zu verschleiern. Einem der erfolgreichsten Geldwäscher wird nun wegen seines Dienstes Helix der Prozess gemacht.
Offiziell betreibt Larry H. aus Ohio zwei kleine Internetfirmen, die mit Cryptowährungen handeln. Doch als am letzten Donnerstag das FBI und die US-Steuerfahndung sein Büro stürmten, interessierten sich die Beamten viel mehr für die Geschäfte, die H. in den Jahren vor dem Bitcoin-Boom veranstaltet hatte.
Das "Google des Darknets"
Damals betrieb H. die Darknet-Suchmaschine Grams, die vom Fachmagazin "Wired" kurz nach ihrem Start 2014 als "Google des Darknets" bezeichnet wurde. Das war bemerkenswert, weil vor Grams eine der wichtigsten Eigenheiten des Darknets war, dass es sich eben nicht mit klassischen Mitteln durchsuchen ließ. So unschuldig wie Google gab Grams sich aber nie: Der Suchservice entstand, weil bei Reddit immer wieder nach den zahlreichen illegalen Marktplätzen für Drogen, Waffen und anderes im Darknet gefragt wurde - und Grams sie endlich schneller auffindbar machte.
Rentabel wurde das für H. weil er die Suchmaschine mit seinem Dienst Helix verband. Bei Helix handelt es sich um einen sogenannten Tumbler - einen Dienst, der die Herkunft von Bitcoins verschleiert. Weil Bitcoin jede Transaktion protokolliert, ist es eigentlich ein leichtes, die Währung zurückzuverfolgen. Helix trickste das System aus: Gab man H. Bitcoins, tauschte der sie gegen völlig andere aus, die noch nie mit dem Darknet in Verbindung gekommen waren. Und kappte so die Verbindung zu den illegalen Geschäften.
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Millionengeschäft Geldwäsche
Über Helix-Werbung bei Grams und eine Partnerschaft mit der damals wichtigsten illegalen Darknet-Handelsplattform Alpha Bay fand H. nach Ansicht der Behörden viele Kunden - und verdiente eine Menge Geld. Mindestens 354.468 Bitcoin soll er zwischen 2014 und dem Ende von Alpha Bay 2017 gewaschen haben. Zu diesem Zeitpunkt habe das 310 Millionen Dollar entsprochen, so die Anklage. Dabei kassierte H. eine Gebühr, bei einem Testdeal des FBI waren es 2,5 Prozent. Wäre das seine Standardrate gewesen, wäre er damit um 8861,7 Bitcoin reicher geworden. Zum aktuellen Kurs entspräche das knapp 83,5 Millionen Euro.
Kein Wunder, dass die Behörden eine Fluchtgefahr gesehen haben. H. hätte noch eine große Zahl an Cryptowährungen in seinem Besitz, auf die er aus der ganzen Welt Zugriff habe, erklärte die Anklageschrift. Daher solle er sicherheitshalber während des Prozesses in Haft bleiben. Das Gericht folgte dieser Argumentation, berichtet die Lokalzeitung "Acron Beacon Journal". Sollte er verurteilt werden, dürfte H. noch deutlich länger einsitzen. Eine Haftstrafe von 14 bis 17,5 Jahren fordern die Staatsanwälte und die Steuerbehörde – wegen Geldwäsche und dem Transfer von Geld ohne die entsprechende Lizenz. Hinzu kommen Finanzstrafen in Millionenhöhe: H. soll nach Anträgen der Behörden auch mehrere Häuser verkaufen, berichtet "Cleveland.com".
H. war durchaus bewusst, wie gefährlich sein Geschäft war. In einem Forum diskutierte er die Gefahr, einem Undercover-Agenten in die Falle zu tappen, und suchte Ratschläge, woran man diese erkennen könnte. Eine Aussage, mit der H. laut der Anklageschrift 2015 in einem Forum für Helix warb, wirkt im Nachhinein fast ironisch. "Bisher wurde noch niemand verhaftet, weil seine Bitcoin schmutzig waren. Aber es ist möglich. Und willst du wirklich der erste sein?"
Quelle: Anklageschrift (via Scrid), Acron beacon Journal, Cleveland.com
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