Abhören per Vibrationsmotor So machen Forscher aus Fitness-Armband und Co. eine Wanze

Mit einem einfachen Trick lässt sich aus viele technische Geräte eine Wanze basteln. Das haben Forscher gerade gezeigt. Zum Abhören nutzen sie aber kein Mikrofon - stattdessen bringen sie den Vibrationsmotor zum Lauschen.

In alten Spionagefilmen verwanzten die Schlapphüte noch Büroräume und Wohnungen, um bei den Besitzern schnüffeln zu können. Heute greifen Hacker und Geheimdienste direkt auf die Mikrofone von Handys und Smartphones zu. Doch selbst Geräte ohne Mikro lassen sich nun zum Lauschen verwenden - über einen gehackten Vibrationsmotor.

In einer Reihe von Experimenten haben Forscher der Universität Illinois ausprobiert, ob sich Vibrationsmotoren als Mikrofone nutzen lassen. Mit vollem Erfolg: Ihr "VibraPhone" getaufter Prototyp konnte mit seinem manipulierten Motor nicht nur Umgebungsgeräusche und Sprache aufnehmen, die Qualität war dabei so gut, dass im Schnitt 80 Prozent der gesprochenen Worte von Dritten richtig verstanden wurden.

So funktioniert der Hack

Dass die Vibratoren überhaupt Geräusche aufnehmen können, war allerdings erwartet worden. Schließlich beruhen Mikrofon und Vibrationsmotor auf dem gleichen Prinzip. Im Motor wird elektrische Spannung dazu genutzt, über eine vibrierende Masse Schwingungen zu erzeugen. Als sei er ein sehr niederfrequenter, nicht besonders klangdifferenzierter Lautsprecher. Ein Mikro funktioniert genau anders herum - und übersetzt Schwingungen über Magneten in elektrische Signale.

Indem die Forscher den Motor anders verkabelten, konnten sie ihn nun dazu bringen, die Umgebungsgeräusche aufzunehmen. Die aufgenommenen Geräusche klingen tatsächlich wie gesprochene Worte. Werden sie dann noch vom Computer gefiltert, sind die Worte erstaunlich klar zu verstehen. Damit hatten selbst die Experten nicht gerechnet. Man habe zwar mit einem positiven Ergebnis gerechnet, schreiben die Forscher, von der möglichen Qualität sei man aber überrascht. Wenn Sie mal selbst lauschen wollen, finden Sie hier einen Beispiel-Clip.

Es geht noch abgefahrener

Ob aus der Forschungsarbeit ein Spionagetool wird, ist aber alles andere als sicher. Selbst wenn es irgendwann perfektioniert wird, müssten die Hacker immer noch physischen Zugriff auf das Gerät haben. Und darauf hoffen, nicht schnell aufzufliegen: Schließlich funktioniert die Vibration des Gerätes nach dem Umbauen nicht mehr. Vielleicht greifen die Geheimen lieber auf andere Methoden. Etwa die Möglichkeit, Gespräche über Filmaufnahmen der Vibration von Chipstüten abzuhören. Das haben Forscher des berühmten MIT nämlich schon vor fast zwei Jahren geschafft.

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