Bei Bestellungen im Internet gibt es immer mehr Kundenbeschwerden. Vor allem Anbieter aus Deutschland stehen dabei in der Kritik, wie die Europäischen Verbraucherzentralen (ECC) herausfanden. Die EU-Kommission will an diesem Donnerstag in Brüssel ein Bündel von Vorschlägen vorlegen, mit denen das Vertrauen der Verbraucher in den Internet-Handel verbessert werden soll.
Dem jüngsten ECC-Bericht zufolge stieg die Zahl der Beschwerden und Streitfälle bei Internet-Geschäften im Jahr 2005 auf insgesamt 1834. Das waren mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor, als 831 Kunden ihre Beschwerden bei den europäischen Verbraucherzentralen loswurden. Ein Drittel aller Klagen betraf Lieferanten aus Deutschland. Mit 607 bekannt gewordenen Streitfällen lösten deutsche Anbieter wesentlich häufiger Beschwerden aus als Briten (282) oder Franzosen (256), die auf den Plätzen 2 und 3 folgten.
Häufigstes Problem: Nicht-Lieferung
Die meisten Beschwerden kamen aus Schweden (331), gefolgt von Frankreich (200) und Irland (185). Kunden aus Deutschland meldeten sich nur 93 Mal bei den Verbraucherzentralen wegen Problemen mit Internet-Händlern. Häufigster Beschwerdegrund war mit 38 Prozent die Nicht-Lieferung bestellter Waren. Hinzu kamen verspätete oder unvollständige Lieferungen mit je drei Prozent. In einem Viertel aller Fälle bemängelten die Kunden die gelieferte Ware, weil sie defekt war oder nicht der Bestellung entsprach.
Das Netzwerk der Verbraucherzentralen versuchte in zahlreichen Fällen eine Vermittlung zwischen Kunde und Anbieter. Häufig kam es erst mit dieser Hilfe und nach einigem Hin und Her zu einer Einigung. Der ECC-Bericht schildert Fälle, in denen Kunden mit ihren eigenen Beschwerdebriefen an die Lieferanten keinerlei Erfolg hatten.
Industrie will keine neuen Regeln
Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) hat neue europäische Regeln zum Schutz der Verbraucher bei Internet-Geschäften abgelehnt. "Verbraucherschutzrichtlinien müssen entbürokratisiert und für Unternehmen handhabbarer werden", sagte BDI-Präsident Jürgen R. Thumann zu EU-Plänen für eine Erneuerung des europäischen Verbraucher-Zivilrechts, die EU-Kommissarin Meglena Kuneva am Donnerstag in Brüssel vorstellen wollte. Ein europäisches Verbraucher-Zivilrecht mit übermäßigen Schutzvorschriften würde laut BDI den innerstaatlichen Warenverkehr belasten und europäische Unternehmen auch im weltweiten Wettbewerb beeinträchtigen.