Es ist ein besonderer Feierabend, wenn die Mitarbeiter der Tesla-Fabrik in Shanghai am Freitag ihre Schicht beenden: Zum ersten Mal seit knapp zwei Monaten dürfen Tausende Arbeiter nicht nur das Fließband verlassen. Sondern das Wochenende auch außerhalb der Fabrik verbringen – und nach langem Warten mal wieder nach Hause gehen.
Das berichtet "Bloomberg" unter Berufung auf Insiderquellen. Vier Tage dürfen die Arbeiter demnach aus der Fabrik nach Hause zurückkehren und sich von den Strapazen der letzten Wochen erholen. Denn die Fabrik war seit Mitte April nicht nur ihre Arbeitsstätte: Sämtliche Arbeiter lebten vor Ort, aßen und schliefen seit Mitte April in der Fabrik.
Die Fabrik wird zur kleinen Stadt
Das ungewöhnliche Arbeits-Umfeld ist eine Strategie, um trotz der erhöhten Corona-Zahlen im Reich der Mitte weitermachen zu können. Nachdem Tesla Ende März die Produktion wegen des Lockdowns einstellen musste, legte sich das Unternehmen einen Plan zurecht, wie man trotz des Corona-Ausbruchs ins China weiter die eigenen Ziele einhalten konnte. Dafür setzte man auf das Konzept einer "Closed Bubble" (geschlossene Blase): Die Mitarbeiter kappten den Kontakt zur Außenwelt, statt abends nach Hause zurückzukehren, lebten sie gemeinsam in ungenutzten Hallen der Fabrik und einem ehemaligen Militärlager. Gemeinsam mit regelmässigen Tests sollte so die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs nahe Null gedrückt werden.
Tatsächlich scheint der Plan aufgegangen zu sein. Wurden im April noch 10.757 Neuwagen in der Fabrik fertiggestellt, waren es im Mai mit 33.544 Wagen – mehr als dreimal so viele. An den normalen Output kam man aber nicht heran: Vor der Pandemie hatte die Fabrik in Dauerschleife etwa 2100 Autos jeden Tag fertiggestellt.
Dass die Produktivität trotz des Lockdowns in der Fabrik nicht das volle Potenzial erreichte, dürfte auch am geänderten Schichtplan gelegen haben. Vorher wurde in drei überlappenden Schichten von 12 Stunden die gesamte Woche durchgearbeitet. Im Blasen-Modus war es zunächst nur noch eine Schicht, einen Tag die Woche hatten die Arbeiter frei. Im Mai wurde dann auf eine Tag- und eine Nachtschicht erweitert.
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Rückkehr zur Normalität
Ob mit den sinkenden Covid-Zahlen und der erhöhten Produktion auch die Nachfrage anzieht, muss sich zeigen. Durch den Lockdown waren im April Teslas Verkaufszahlen eingebrochen, weil die Verkaufsräume geschlossen blieben. Im April soll in Shanghai nicht ein einziger Tesla verkauft worden sein.
Nach der Erholung Zuhause geht es für die Arbeiter aber wieder bald in die Fabrik: Nach vier Tagen sollen sie normal zur Arbeit zurückkehren, so der Plan. Dann soll auch zum normalen Schichtsystem zurückgekehrt werden. Und die Arbeiter dürfen abends wieder ganz normal nach Hause gehen.
Quelle: Bloomberg