JEDI-Nachfolgeprogramm Pentagon-Deal: Erst bootete Trump Amazon aus, jetzt ist der Konzern wieder im Rennen – mit neuer Konkurrenz

Amazon Chef Jeff Bezos im Visier von Donald Trump
Amazon-Gründer Jeff Bezos war einer der Lieblingsfeinde des ehemaligen US-Präsident Donald Trump
© Evan Vucci, Cheriss May / Picture Alliance
Wer modernisiert das Pentagon – und kassiert dafür Milliarden von Dollar? Darüber stritten lange Amazon und Microsoft. Seit dem Sommer ist der Deal wieder auf dem Tisch. Und ein weiterer Kandidat steht in den Startlöchern.

"Sch*** auf Amazon" – mit diesem Satz soll der ehemalige US-Präsident Donald Trump die Entscheidung über das milliardenschwere JEDI-Programm getroffen und Microsoft zum Gewinner gekürt haben. Nach einem Rechtsstreit über die Entscheidung sucht das Pentagon nun erneut nach passenden Kandidaten. Und auch Google plant wohl, seinen Hut in den Ring zu werfen.

Schon seit Sommer ist klar: Der JEDI-Vertrag wird nicht wie zuvor vereinbart zustande kommen. Mit dem Projekt sollen die IT-Systeme der US-Streitkräfte zusammengelegt und zu einem einzigen, hochmodernen System gebündelt werden. Das Pentagon hatte im Juli angekündigt, dass die in den Verträgen vorgesehenen Maßnahmen bereits jetzt nicht mehr den modernen Anforderungen entsprechen. Welche Rolle dabei die Verzögerung durch den Gerichtsprozess mit Amazon spielte, verriet man nicht. Unter dem Namen Joint Warfighting Cloud Capability will man nun eine andere Richtung einschlagen und Technik von mehreren Unternehmen einkaufen, statt wie bisher auf einen einzelnen Zulieferer zu setzen.

Google wittert seine Chance

Das sieht Google nun als seine große Chance, berichtet die "New York Times" unter Berufung auf gleich vier interne Quellen bei dem Internetgiganten. Obwohl das Pentagon zuletzt noch betont hatte, dass nur Amazon und Microsoft als größten Anbietern moderner Cloud-Systeme die entsprechende Kompetenz zugetraut würde, versucht Google das US-Verteidigungsministerium nun von den eigenen Qualitäten zu überzeugen.

Seit September bereitet sich das Unternehmen intensiv darauf vor, so der Bericht. Das Projekt habe intern eine hohe Priorität erhalten, um Entwickler und anderes Personal aus anderen Projekten abziehen zu können. Am Dienstag sollen sich der Cloud-Chef des Unternehmens und hochrangige US-Militärs im Pentagon getroffen haben. 

Langer Streit um veraltete Technik

Das Umdenken des Pentagons kam im Sommer relativ überraschend. Der Versuch, die chaotische technologische Infrastruktur der Streitkräfte auf eine gemeinsame Plattform zu heben, lief bereits seit Jahren, 10 Milliarden Dollar über zehn Jahre waren für JEDI freigegeben. Amazon galt lange als der beste Kandidat, die Entscheidung für Microsoft kam 2018 überraschend. Und sorgte letztlich für immer weitere Verzögerungen durch Gerichtsprozesse.

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Die hatten von Seiten Amazons vor allem ein Ziel: Zu beweisen, dass die Entscheidung von Donald Trump aus persönlicher Abneigung gegen Amazon und seinen Gründer Jeff Bezos erfolgt war. Zwar bestritt das Pentagon das vehement, selbst die Gerichte wollten aber nicht ausschließen, dass verächtliche öffentliche und private Aussagen des Ex-Präsidenten zu einer Beeinflussung der Entscheidung geführt hatte. Als dann die Nachfolge-Administration Anfang des Jahres das Projekt untersuchte, entschied man sich angesichts der drohenden weiteren Verzögerungen für einen Abbruch. 

Dabei spielten allerdings auch technische Überlegungen eine Rolle. Obwohl es bei JEDI um die Entwicklung einer gemeinsamen taktischen Plattform für Army, Air Force und Navy aber auch Geheimdienste wie die CIA ging, scheint die Cloud bei den bisherigen Planungen keine große Rolle gespielt zu haben. Auch der Fokus auf einen einzelnen Anbieter wurde mittlerweile hinterfragt. Während sich die Streitigkeiten hinzogen, hatten etwa einzelne Teile der Streitkräfte und die CIA begonnen, eigene Cloud-Systeme zu entwicklen. Letztlich war ein Neustart die attraktivste Option.

Umstrittene Kundschaft

Dass Google sich wieder als Dienstleister des Pentagon ins Rennen bringt, dürfte innerhalb des Konzerns hochumstritten sein. Der letzte Vertrag des Konzerns mit dem Militär-Apparat wurde wegen interner Streitigkeiten beendet. Das intern als Project Maven geführte Programm unterstützte mit künstlicher Intelligenz das Pentagon bei der Auswertung von Live-Bildern. Google-Mitarbeiter fürchteten, dass diese Daten als Entscheidungshilfe für Drohnenschläge genutzt werden könnten. Nach Protesten und Kündigungen gab das Unternehmen nach. Project Maven wurde nicht verlängert, eine Bewerbung auf den JEDI-Vertrag verschwand in der Schublade. Jetzt ist sie wohl wieder auf dem Tisch.

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