Nach Musk-Übernahme "Ich bin wohl arbeitslos, wurde gerade vom Laptop ausgesperrt": Twitter-Mitarbeiter berichten über Rauswurf

Mit nostalgischen Fotos verabschiedeten sich die ehemaligen Twitter-Mitarbeiter voneinander
Mit nostalgischen Fotos verabschiedeten sich die ehemaligen Twitter-Mitarbeiter voneinander
© @juanshishido/Twitter/Screenshot
Sehen Sie im Video: Twitter-Angestellte twittern über ihre Entlassungen.




Twitter hat seine Büros vorübergehend geschlossen und zahlreiche Entlassungen angekündigt. In einer E-Mail teilte der Kurznachrichtendienst seinen Mitarbeitenden mit, die Büros seien abgeschlossen und nicht mehr zu betreten. Am Freitag um 9 Uhr morgens Ortszeit würden die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erfahren, ob sie von Entlassungen betroffen seien. Via Twitter selbst äußerten sich mittlerweile die ersten Mitarbeiter und berichteten vom Ausschluss aus Firmensystemen. Der Zugriff auf Mails sei nicht möglich, auch ließen sich Rechner nicht mehr hochfahren. "In dem Bemühen, Twitter auf einen gesunden Weg zu bringen, werden man den schwierigen Prozess des weltweiten Personalabbaus beginnen, heißt es in der E-Mail an die Mitarbeiter. Die Social-Media-Plattform teilte weiterhin mit, Firmenangehörige, die nicht von Entlassungen betroffen seien, würden über ihre Arbeits-E-Mail-Adressen benachrichtigt. Der neue Twitter-Chef Elon Musk hatte zuvor erhebliche Einsparungen angekündigt.
Knapp die Hälfte seiner Angestellten hat der Kurznachrichtendienst Twitter gekündigt. Nun teilen die ihre teils erschreckend empathielosen Erfahrungen.

Kaum hat er die Führung übernommen, legt Musk bei Twitter die Axt an. Weil er mehr als eine Milliarde Kosten einsparen möchte, wird als erstes die Belegschaft massiv eingeschrumpft: Knapp die Hälfte der Twitter-Angestellten haben am Freitag ihren Job verloren. Unter dem Hashtag #oneteam teilen sie ihre Geschichten. Und erhalten ein warmes Feedback.

Schon die Nachricht zur Kündigung klang brutal: Per Mail wurden betroffenen Mitarbeiter informiert, dass ihre Leistung nicht mehr benötigt wird. Doch in der Praxis scheint der Rauswurf oft noch deutlich harscher erfolgt zu sein: Viele Mitarbeiter wurden schlicht aus dem Arbeitsgerät ausgesperrt.

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Eiskalter Rauswurf

Das berichten gleich mehrere ehemalige "Tweeps", wie sich die Twitter-Belegschaft zärtlich selbst bezeichnet. "Das sieht nicht gut aus. Ich kann nicht mehr in meine Mails. Der Mac geht nicht mehr an", postete der für Partnerschaften mit dem Entertainment-Sektor verantwortliche Chris Younie in der Nacht zum Freitag. "Toll, dass das um drei Uhr Morgens passiert. Sehr rücksichtsvoll", fügt er noch sarkastisch hinzu.

Auch Community Manager Simon Balmain erfuhr nicht durch die Mail von seiner Kündigung. "Sieht aus, als wäre ich arbeitslos. Ich wurde gerade remote aus meinem Laptop ausgesperrt und von Slack entfernt", klagt er. Eine ehemalige Angestellte, die sich nur "neeks" nennt, berichtet sogar von einem noch umfassenderen Rauswurf: "Mein gesamtes Team wurde gerade ausgeloggt. Offiziell ein Ex-Tweep. Es war ein wilder Ritt."

Kein Ärger über die Kollegen

Doch obwohl Frust und Ärger durchaus zwischen den Zeilen zu lesen sind: Die meisten Tweets zum Hastag Oneteam sind positiv – gegenüber den ehemaligen Kollegen, aber auch der Zeit beim Konzern. "Es sieht so aus, als wäre meine Zeit bei Twitter zuende. Es stinkt. Tweeps: Ihr seid die besten der besten. Wir sehen uns", twittert etwa Jenna Hitchcock. "Weint nicht, weil es vorbei ist. Freut euch, dass es passiert ist", rät Myriam. "Ich bin dankbar, das alles erleben zu können. Danke an jede einzelne Person, die Twitter so unglaublich besonders gemacht hat", trauert Juan Shishido.

Selbst die verärgerten Rausgeworfenen teilen diese Einstellung. "All ihr anderen Leute bei Twitter, ihr seid die besten", beendete auch Chris Youni seinen oben zitierten Tweet. Auch Balmain zieht für sich ein positives Fazit: "Oneteam für immer. Ich habe euch alle so sehr geliebt. Es ist schade, dass es so enden muss."

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Schock mit Ankündigung

Dass die Twitter-Mitarbeiter sich auf einen Kündigungs-Schock vorbereiten mussten, war schon die ganze Woche vermutet worden. Musk wolle 75 Prozent der Angestellten feuern, hieß es am Wochenende, der Chef dementierte. Am Donnerstag Morgen wurde dann erstmals durchgestochen, dass trotzdem mehr als die Hälfte der Mitarbeiter ihren Job verlieren würde.

Die letzten gemeinsamen Stunden nutzten die Tweeps daher für einen ausführlichen Abschied. "Tweeps nutzen die Zeit, um in Slack herumzuhängen und sich nette Dinge zu sagen, bis ihnen der Zugang abgestellt wird", berichtet Casey Newton etwa. "So etwas habe ich noch nie gesehen. Eine Menge wirklich unglaublicher Leute wird heute Twitter verlassen. Und wir werden ohne sie alle schlechter dastehen", fügt er hinzu.

"Mein letzter, verheulter Fahrstuhlselfie bei Twitter New York", schieb Rena Levin zu einem Foto mit zwei weiteren Kollegen am Donnerstag. Sie sollte Recht behalten. Wenige Stunden verkündete sie nur noch trocken: "Ausgeloggt bei Slack und Email."

Quelle: Twitter

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