Das Internet ist empört. Grund dafür ist die Kinderhilfsorganisation Unicef, der Gier vorgeworfen wird. Aber der Reihe nach: 2013 verstarb Hans Helmut Hosemann, ein sparsamer Mann aus Bad Tölz. Bis zu seinem Tod habe er 1,168 Millionen Euro gespart, wie "Spiegel Online" berichtet. Da er die Arbeit von Unicef großartig fand, habe er verfügt, dass nach seinem Tod zwei Drittel seines Vermögens an die Kinderhilfsorganisation geht. Das restliche Drittel sollte seinem einzigen Bruder, dem jüngeren Georg, vermacht werden. Der verstarb jedoch bereits ein Jahr vor Hans Helmut. Eine Änderung seines Testaments habe Hans Helmut nicht vorgenommen - mit unangenehmen Folgen, wie sich jetzt herausstellt.
Unicef pocht auf ganzes Erbe
"Für Hans Helmut war damals klar, wenn der Georg nicht mehr lebt, bekommen seine Kinder das Erbe", erinnert sich Sonja Hosemann, die Witwe von Georg, gegenüber "Spiegel Online". "Für uns war damit alles geregelt." Doch nun poche Unicef auf das ganze Erbe. In einer ersten Entscheidung, am 16. Dezember 2014, habe das Amtsgericht Wolfratshausen das Ansinnen von Unicef zurückgewiesen. Unicef gab sich allerdings nicht geschlagen und habe Beschwerde eingelegt.
"Der Wille des Erblassers ist für uns oberstes Gebot. Wenn es Unklarheiten gibt, suchen wir die Verständigung. Voraussetzung dafür ist aber die klare rechtliche Prüfung. Hierzu sind wir verpflichtet", schreibt die Kinderhilfsorganisation auf ihrer Facebook-Seite, nachdem sich dort ein Shitstorm bildete.
"Schämen Sie sich!"
"Ich bin entsetzt! Meine nächste Spende geht ganz sicher nicht mehr an Unicef" heißt es da unter anderem. Andere User schreiben: "Schämen Sie sich!", "Meine Sympathien habt Ihr verloren" oder "Wie peinlich und gierig seid Ihr eigentlich?"
"Das wird ein herbes PR-Desaster," folgert ein weiterer User. Und in der Tat sieht sich Unicef in der Position, sich rechtfertigen zu müssen. So handele es sich "um einen normalen rechtlichen Vorgang, um Erbansprüche zu klären, nicht um Gier", schreibt Unicef auf seiner Facebook-Seite weiter. Selbstverständlich werde man die User weiter informieren.
Witwe wird von Gericht vernommen
Zunächst werde Sonja Hosemann vom Amtsgericht Wolfratshausen allerdings zur Sache vernommen. Notgedrungen habe sie sich inzwischen auch eine Rechtsanwältin nehmen müssen. "Wenn der Hans Helmut wüsste, dass sein schönes Geld jetzt für Anwälte und Gericht ausgegeben wird", regt sich die Frau laut "Spiegel Online" auf.