"Wir haben schon die Zusage von über 40 Verlagen", sagt Kurt Hammes, der das vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels initiierte Projekt verantwortet. Seit Jahren arbeitet die Branche an eigenen Konzepten, um Bücher über das Internet für den Leser verfügbar zu machen. Nicht zuletzt die Angst vor Raubkopien bremste bisher aber die Bereitschaft gerade mittelständischer Verlage, auch nur Auszüge ihrer Bücher online zu stellen. "Google hat die Verlage jetzt unter Zugzwang gebracht", sagt Stephan Füssel, Professor für Buchwissenschaft an der Universität Mainz.
Mit dem Vorstoß wollen die Verlage vor allem die Hoheit über ihre digitalen Rechte zurückgewinnen: "Bei Google verlieren die Verlage die Kontrolle", sagt Hammes. Die Suchmaschine scannt die Bücher ein, lagert die Daten auf dem eigenen Server und legt fest, wie viele Seiten der Nutzer als Ausschnitt zu sehen bekommt, wenn er ein Schlagwort in die Suchmaske von "Google Book Search" eingibt. Die 2004 in den USA gestartete digitale Bibliothek wurde im vorigen Jahr auch als deutsche Version freigeschaltet. "Wir sind sehr zufrieden, wir arbeiten weltweit mit rund 20.000 Verlagen zusammen", sagt Jens Redmer, bei Google für das Projekt in Europa verantwortlich.
Gefunden in der...
Auf Widerstand einiger Verlage stieß der Konzern jedoch, weil Google nicht nur Werke scannt, bei denen die Unternehmen explizit zugestimmt haben. Der Konzern digitalisiert zudem die Bestände von acht Bibliotheken und nutzt dabei Ausnahmeklauseln in den USA, um auch Ausschnitte urheberrechtlich geschützter Bücher ins Web zu stellen. Verlage, die damit nicht einverstanden sind, müssen verlangen, dass ihre Bücher aus dem Netz genommen werden. Die von der deutschen Branchenvertretung gestartete Plattform ermöglicht es Verlagen nun etwa, für jedes Buch selbst zu bestimmen, wie viele Seiten oder Textpassagen sie dem Nutzer zeigen. Ein Aufwand, den Google-Manager Redmer für kaum realisierbar hält. Die größere Kontrolle müssen die Verlage zudem bezahlen: Während die Aufnahme bei Google kostenlos ist, kassiert die Ständevertretung 17 E pro Jahr und Buch. Das Geld müssten die Verlage durch ein Absatzplus wieder einspielen, denn für den Nutzer ist die Suche kostenlos. Er wird, wie bei Google, über Links zu Verlagen und Onlinehändlern geleitet, wo das Buch bestellt werden kann. Digitale Inhalte als Download zu verkaufen ist vorerst nicht vorgesehen.
Auch Google verdient am Book-Search-Projekt mit Werbung der Verlage bisher nur wenig. "Das ist ein strategisches Investment, das unsere Suchergebnisse verbessert und Nutzer bindet", sagt Redmer. Doch seien "Erlösmodelle in Planung". Über den Verkauf digitaler Inhalte verhandelt der Konzern derzeit mit Verlagen, Google würde dabei eine Provision erhalten.
Obwohl sich das deutsche Branchenprojekt vom mächtigen US-Anbieter abheben will, versteht man sich als Ergänzung zu Google. "Es gibt Verlage, die wollen etwa alte Werke über Google vermarkten und neue über die Volltextsuche", sagt Hammes. Vorgesehen sei auch eine Kooperation - vorausgesetzt, Google übernähme die individuellen Rechtekonzepte der Verlage. Gespräche zwischen beiden Seiten laufen schon. "Wir schließen nicht aus, dass wir auch mit externen Digitalisierungsprojekten zusammenarbeiten", sagt Google-Manager Redmer.