Kurze Laufzeit Warum das Smartphone im Winter schneller schlappmacht – und was Sie dagegen tun können

In der Kälte hält der Akku von Smartphone und Co. viel kürzer durch
In der Kälte hält der Akku von Smartphone und Co. viel kürzer durch
© Finn Hafemann / Getty Images
Unter den aktuellen Temperaturen leiden nicht nur Menschen und Tiere – sondern auch die Akkulaufzeit. Hier erfahren Sie, woran das liegt. Und wieso der Akku durch falsches Verhalten sogar beschädigt werden kann.

Eis, Schnee und Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt: Der Winter hat Deutschland seit Anfang des Jahres fest im Griff. Das führt allerdings nicht nur zu schönen weißen Landschaften und gefährlich glatten Straßen. Auch das Smartphone macht schneller schlapp. Doch mit einigen Tricks lässt sich zum Glück halbwegs gegensteuern.

Dass der Akku bei Kälte schneller Saft verliert, hat einfache Gründe. Die Fähigkeit modernen Lithium-Ionen-Batterien, Strom zu speichern, beruht auf simplen chemischen Prozessen. Und die laufen nur in bestimmten Temperatur-Bereichen so ab, wie sie sollen. Samsung und Apple nennen jeweils eine ideale Betriebstemperatur zwischen 0 und 35 Grad Celcius für ihre Smartphones. Ist sie höher oder niedriger, funktioniert der Akku nicht wie er soll. Und die Geräte können sich im Extremfall sogar abschalten, um sich zu schützen. Wie sie den Akku allgemein behandeln sollten, um möglichst lange etwas davon zu haben, erfahren Sie übrigens in diesem Text.

Darum halten die Akkus bei Kälte kürzer durch

Dass Lithium-Ionen-Akkus bei Kälte schneller den Saft verlieren, liegt ausgerechnet an einem Merkmal, das eigentlich ein Vorteil ist. "Lithium-Ionen-Batterien leiden so stark unter Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, weil sie sehr wenig internen Widerstand haben", erklärte der Ingenieur Hanumant Singh gegenüber "Wired". Er kennt sich mit dem Problem gut aus: Für die Northeastern University forscht er an Robotern, die auch in extremer Kälte wie der Antarktis arbeiten können. Bei diesen Temperaturen ist der Effekt noch deutlicher spürbar. "Er ist ziemlich dramatisch", erklärt Singh. Bei -37 Grad Celcius würde sich ein voll geladener Smartphone-Akku seinen Angaben zufolge in nur fünf Minuten vollständig entladen. 

Bei normalen Temperaturen ist der geringe Widerstand ein Vorteil: Weil beim Laden und Entladen wenig zusätzliche Wärme entsteht, wird der Akku nicht unnötig überhitzt. Das sorgt dafür, dass der Verschleiss des Akkus über längere Zeit geringer ausfällt, er also länger seinen maximalen Ladestand behält. In der Kälte wird es aber zum Problem: Weil sich der Akku bei der Benutzung nicht selbst erwärmt, laufen die chemischen Prozesse im Innern immer langsamer ab. Und die Ladung sinkt deutlich schneller. 

Geräte wie Smartphones oder Notebooks sind von diesem Effekt deutlich stärker betroffen als etwa E-Autos. Auch dort sinkt die Reichweite zwar, wenn es kalt wird. Wird das Auto gefahren, zieht der Motor aber durchgehend große Mengen Strom – und die Batterie erwärmt sich selbst. Kleingeräte wie Smartphone und Notebook erreichen solche Leistungen aber nicht mal in der Benutzung. Und können so das Auskühlen während der Nichtbenutzung gar nicht wieder wett machen. 

So schützen Sie den Akku

Will man den Akku schonen, sollte man die Geräte also möglichst warm halten. Das Smartphone kann man dazu einfach nah am Körper tragen, statt es etwa in Rucksack oder Handtasche auskühlen zu lassen. Muss man es benutzen, sollte man die Zeit an der kalten Luft möglichst kurz halten und es schnell wieder ins Warme bringen.

Sollte das nicht reichen, kann man auch zu anderen Mitteln greifen: Smartphone-Socken mögen optisch wenig bieten – zum Warmhalten des Gerätes können sie durchaus nützlich sein. Dasselbe gilt für Neopren-Sleeves für Notebooks. Für Smartphones gibt es sogar spezielle Hüllen, die für den Einsatz in extremen Wetterbedingungen entwickelt sind.

Nicht im Auto liegen lassen

Das Smartphone oder Notebook im Auto liegen zu lassen, ist eine ganz schlechte Idee, wenn man es danach wieder benutzen will. Zwar gibt Apple als Lagertemperatur für seine iPhones und Macbooks eine Spanne von -20 bis 45 Grad Celcius an. Das gilt aber vor allem, wenn man das Gerät ausgeschaltet hat. Bevor man es benutzt, sollte man es aber immer erst in Betriebstemperatur bringen. Das gilt auch für das Laden, wenn der Akku wegen der Kälte aus geht: Steckt man das Gerät kalt ans Kabel, kann das den Akku tatsächlich beschädigen. Lassen Sie es daher lieber erst einmal etwas aufwärmen.

Ein Trick, der dan Akkustand gleichzeitig nach oben treibt, ist eine Powerbank: Während der Akku lädt, wärmt er sich leicht auf. Anfangen sollte man wegen der oben genannten Problematik aber, wenn das Gerät noch nicht ausgekühlt ist.

Kälte schadet nicht nur Akkus

Die Batterie ist übrigens nicht der einzige Teil technischer Geräte, der unter Kälte leidet. Die Kristalle von LCD-Displays reagieren unter Kälte deutlich langsamer, die Anzeige wird verzögert und funktioniert ab extrem niedrigen Temperaturen schlicht gar nicht mehr. Auch Sensoren wie Pulsmesser oder Gyroskope, mit denen die Bewegung von Geräten gemessen werden, sind für bestimmte Temperatur-Bereiche ausgelegt – und werden bei davon abweichenden Temperaturen ungenauer. 

Quellen: Wired, CNN, Apple

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