Superlative ist man aus Cupertino bereits gewöhnt. Doch die jüngsten Quartalszahlen, die Apple-Chef Tim Cook am Montag präsentierte, versetzten die sonst eher kritischen Börsenanleger geradezu in Ekstase. Im Weihnachtsgeschäft wurden satte 78,3 Millionen iPhones verkauft, so viele wie nie zuvor. Mit der neuen Bestmarke konnte sich Apple auch knapp den Spitzenplatz als größter Smartphone-Hersteller der Welt sichern, Samsung verkaufte wegen des Note-7-Desasters "nur" 77,5 Millionen Geräte.
Auch abseits des iPhone konnte Cook starke Zahlen vorlegen: Nach der Vorstellung des runderneuerten Macbooks legte die Mac-Sparte um sieben Prozent zu, die Apple Watch sorgte nach eigenen Angaben für Rekordumsätze, auch wenn Cook wieder einmal konkrete Zahlen verschwieg. Die iPad-Verkäufe schmierten dagegen um fast 20 Prozent ab. Doch Cook zeigte sich vorsichtig optimistisch - Gerüchten zufolge werden in den nächsten Monaten drei neue iPad-Modelle vorgestellt.
Services sind die größte Hoffnung
Blickt man genauer in die Statistik, sieht man, dass Apple fast 70 Prozent seines Umsatzes mit dem iPhone generiert. Damit ist der Konzern von seinem wichtigsten Produkt abhängiger als je zuvor. Doch im Schatten des iPhone steigt ein neuer Shooting Star empor - und es ist weder der Apple TV noch die Uhr.
Im vergangenen Quartal spülte die "Services"-Sparte insgesamt 7,17 Milliarden US-Dollar in die Kasse. Das sind 18 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, so stark wächst kein anderes Segment. Zu den Services zählen die Einnahmen aus iTunes, Apple Music, dem App Store, dem Bezahldienst Apple Pay oder Abonnements der iCloud. Umsatztechnisch kommt der Bereich schon jetzt nah an die Mac-Sparte heran (7,17 vs. 7,24 Milliarden Dollar). Es ist somit nur eine Frage der Zeit, bis die Services zum zweitgrößten Geschäftsfeld werden.
Für Cook ist das Wachstum in diesem Geschäftsfeld von entscheidender Bedeutung, denn er will sich weniger abhängig vom Hardware-Geschäft machen. Die Ambitionen sind groß: "Unser Ziel ist es, die Größe unseres Services-Geschäfts in den nächsten vier Jahren zu verdoppeln", erklärte Cook am Montagabend. "Wir erwarten, dass die Umsätze der Größe eines diesjährigen Fortune-100-Konzerns entsprechen." Schon jetzt erlösen die Services so viel wie Facebook oder Disney, es ist quasi ein eigenes Unternehmen im Unternehmen.
Apple Music wird wachsen
Cooks Pläne klingen ambitioniert, aber machbar. Denn im Gegensatz zum Hardware-Geschäft sind Umsätze mit Software stabiler. Abonnenten des Musikstreamingdiensts Apple Music oder der iCloud zahlen im Regelfall etwa jeden Monat eine Gebühr, ein neues iPhone legt man sich dagegen nur alle paar Jahre zu.
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"Nicht stören" wird in iOS 12 noch praktischer. Hält man das Halbmond-Symbol im Kontrollzentrum gedrückt, erscheint eine Auswahl, wie lange der Modus eingeschaltet bleiben soll - und die neue Möglichkeit, ihn bis zum Verlassen des aktuellen Ortes aktiv zu lassen. So herrscht im Kinosaal oder dem Restaurant Ruhe.
Und das Wachstum ist noch längst nicht ausgereizt: Apple Music gibt es erst anderthalb Jahre, der Dienst hat schon jetzt mehr als 20 Millionen zahlende Abonnenten. Mit eigenen Serien, mehr Exklusiv-Deals und neuen Features will Apple langfristig Spotify vom Thron stoßen.
Auch die immer größer werdende Nutzerbasis spielt Apple langfristig in die Karten. 2013 gab es weltweit noch weniger als 250 Millionen aktive iPhones, wie "Forbes" berichtet. Heute sind es mehr als doppelt so viele, jedes Jahr werden knapp 200 Millionen weitere Geräte verkauft. Mit mehr Nutzern steigen zwangsläufig auch die Erlöse aus Diensten wie dem App Store, der iCloud und Apple Pay, die tief in das System integriert sind. Apple Pay dürfte in den nächsten Jahren in weiteren Ländern starten, ein Deutschland-Start wird seit Monaten erwartet.
Das Smartphone hat noch nicht ausgedient
Ob Apple die hochgesteckten Erwartungen an seine Services-Sparte erfüllen kann, wird sich zeigen. Entscheidend dafür wird sein, dass das Smartphone auch in vier, fünf Jahren noch eine ebenso große Rolle spielt wie heute. Doch ein Nachfolger ist nicht in Sicht, und Cook gibt sich zuversichtlich: "Das Smartphone befindet sich in der Frühphase des Spiels. Ich denke, es gibt noch viel zu tun … jedes Jahr wird es wichtiger im Leben der Menschen", zitiert ihn das US-Wirtschaftsmagazin "Forbes".
