Spätestens mit dem Erscheinen von ChatGPT ist Künstliche Intelligenz im Mainstream angekommen. Doch der Name täuscht: Echte Intelligenz kann bislang keines der Spezialprogrammen vorweisen. Glaubt man Elon Musk, soll es Tesla zumindest im kleinen Rahmen gelungen sein.
Das verkündete der Tech-Milliardär gestern auf seinem Kurznachrichtendienst X, besser bekannt unter dem alten Namen Twitter. "Das Auto hat einen Geist", schrieb er dort über die Electroautos seiner Firma Tesla. "Keinen enormen Geist, aber trotzdem einen Geist."
Echte KI?
"Wir haben offenbar einige Aspekte von AGI ausgeknobelt", erklärte er in dem Tweet. Hinter dem Kürzel für Artificial General Intelligence, auf Deutsch Künstliche allgemeine Intelligenz, versteckt sich das, was man als Laie von KI erwarten würde: Programme, die wirklich Zusammenhänge verstehen, auf sie reagieren und sie auch auf andere Szenarien übertragen können. AGI gilt als das Ziel, das bisher kein KI-Unternehmen erreichen konnte.
Dass Musk diese nun seinen Autos zuschreibt, ist also durchaus bemerkenswert. Musk kennt sich mit KI aus, engagierte sich als Mitgründer des ChatGPT-Betreiber OpenAI für einen ethischen Einsatz der Technologie. Nicht nur deswegen weiß er auch um die Limitierungen dessen, was aktuell als Künstliche Intelligenz bezeichnet wird.
Trotz des Namens besitzen bisherige Programme keine echte Intelligenz. Aktuelle KI beruht darauf, Software-Modellen durch maschinelles Lernen das Erkennen von Mustern anzutrainieren, um sie dann hochspezialisierte Aufgaben erfüllen zu lassen. Das beste Beispiel ist ChatGPT: Die Text-KI rät im Prinzip in einer hochkomplexen Berechnung, welches Wort als nächstes folgen sollte. Weil sie das sehr gut kann, kommen oft verblüffend komplexe Texte und differenzierte Antworten heraus. Wirklich verstehen oder sich gar vorstellen, was es da schreibt, kann das Programm bislang aber nicht.
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Vollautonom ist nicht intelligent
Auch Teslas Autopilot, von dem Autohersteller "Full Self Driving" (etwa: vollständig eigenständiges Fahren) genannt, ist eine solche Spezial-KI. Das Programm erkennt über die am Wagen angebrachten Kameras die Umgebung, verbindet das mit dem Datenstrom aus den Sensoren im Wagen und trifft daraus Entscheidungen.
Wie gut das teilweise funktioniert, zeigt das Video, unter dem sich Musks KI-Kommentar findet. Ein Blogger hatte gefilmt, wie sicher ihn sein Tesla eigenständig durch die durchaus herausfordernde Verkehrssituation in San Francisco kutschierte. Welcher Teil des Autopiloten ihn nun genau dazu verleitete, eine echte Intelligenz, gar einen Geist im Auto zu vermuten, verriet Musk übrigens nicht.
KI-Aktivist
Dass er selbst an der Entwicklung von AGI interessiert ist, ist indes kein Geheimnis. Mit X.AI hatte er erst vor wenigen Wochen sein eigenes Projekt zur Erforschung von Künstlicher Intelligenz ins Leben gerufen. Noch vor wenigen Monaten hatte er noch vor den Gefahren durch KI gewarnt. Und wollte mit "TruthGPT" eine Wahrheits-KI entwickeln. Bisherige Modelle seien zu woke, behauptete er. Die Entscheidung für seine eigene KI verklündete er dann ausgerechnet im Interview mit dem mit Verschwörungstheorien zur Trumpwahl erfokgreichen rechten Moderator Tucker Carlson (hier erfahren Sie mehr).
Zu viel Selbstdenken sollte man übrigens auch von der Tesla-KI nicht erwarten. So gut wie im Video funktioniert sie offenbar leider nicht in jeder Situation, der Autopilot wird seit letztem Jahr von der US-Verkehrsbehörde untersucht. Die sich selbst steuernden Teslas scheinen Probleme zu haben, am Straßenrand stehende Rettungsfahrzeuge zu erkennen. Und krachen immer wieder ungebremst in diese hinein (hier erfahren Sie mehr).
Quelle: Twitter